Zum Auftakt unserer kleinen Serie über die Märkte schauen wir in die unendlichen Weiten des Weltalls.
Nicht erst seit den vielen Weltraumabenteuern in den Sci-Fi-Movies und -serien ist die Menschheit fasziniert vom Weltraum. Und als Sputnik 1 in den Kosmos startete, war allen klar, dass es erst der Anfang war für die Eroberung des Alls. Von Juri Gagarins erstem bemannten Weltraumflug über Neil Armstrongs Landung auf unserem Erdtrabanten bis zu den erfolgreichen Raumstationen, die im Orbit kreisen, deren wechselnde Besatzung heute kein Mensch mehr fasziniert, haben wir schon sehr große Meilensteine der Eroberung des Weltalls erlebt.
Der 30. Mai 2020 war wieder so ein Beginn einer neuen Ära in der Weltraumfahrt. Nicht der Start eines neuen ungewöhnlichen Raumabenteuers, sondern mit der Rakete Falcon und der Raumkapsel Dragon, in denen sich die NASA-Astronauten Hurley und Behnken auf dem Weg zur ISS befanden, eröffnete die Privatisierung der Raumfahrt. Waren bisher staatliche Agenturen in den Raumfahrtnationen (NASA, Roskomos und in China CSNA) für die Flüge ins All verantwortlich, wurde hier zum ersten Mal in der Geschichte ein privates Raumfahrtunternehmen im Weltraumgeschäft tätig. Mit der Mission SpX-DM2 des von Elon Musk gegründeten SpaceX-Unternehmens wurde ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für die Wirtschaft gemacht und damit auch für Raumfahrt-Investoren.
Es war ein langer Weg dahin, denn schon im Jahre 1984 wurde durch Ronald Reagan das Commercial Space Launch Act ein Gesetz unterzeichnet, das es auch Unternehmen erlaubt, private Raketen und Startplätze zu betreiben. Nur nutzte vorerst niemand in der privaten Wirtschaft das Potenzial dieses Gesetzes aus. Zu anspruchsvoll, zu viele technologischen Hürden und damit auch zu teuer für die Wirtschaft waren die bemannten Weltraummissionen. Deshalb konzentrierte sich die private Wirtschaft auf unbemannte Satellitenstarts. Aber auch das war ein lukratives Geschäft. Vor allem wenn man bedenkt, dass aktuell etwa 4.600 Satelliten die Erde umkreisen und pro Raketenstart am Anfang bis zu 200 Millionen Dollar gezahlt wurden. Bereits in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts führten die beiden börsennotierten US-Konzerne Boeing und Lockheed Martin mit eigenen Raketen Starts in den Orbit aus.
Aus den Visionen von Richard Branson mit Virgin Galactic, Jeff Bezos mit Blue Origin und Elon Musk mit SpaceX wurden handfeste Wirtschaftsgeschäfte im Weltall. Der Weltraum ist ein Business geworden, das konstante Wachstumszahlen verspricht. Allein im Jahr 2020 wurden weltweit knapp 450 Milliarden Dollar durch die neue Space Economy erwirtschaftet, ein Plus von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wenn der Markt weiter wie prognostiziert mit 3 bis 4 Prozent jährlich wächst, dann könnten 2040 die 1 Billion Dollar Grenze erreicht und überschritten werden, so die Prognosen der US-Bank Morgan Stanley.
Ein Großteil, nämlich 80 Prozent der 450 Milliarden Dollar oder +6,8 Prozent gingen auf die Private Wirtschaft zurück. Die chronisch klammen Staaten senkten ihren Anteil auf 90 Milliarden Dollar oder -1,2 Prozent.
Dass die Weltraumabenteuer immer billiger werden, dafür sorgt die Innovationskraft der Wirtschaft. In den 80er Jahren beliefen sich die Kosten je Kilogramm, das von der Raumfähre Space-Shuttle transportiert wurde, auf über 50.000 Dollar. Mitte der 2010er Jahre waren es bereits weniger als 2.000 Dollar.
Allerdings müssen wir auch sagen, dass wir es bisher nur mit einem Flug in dem erdnahen Raum zu tun haben. Erst im nächsten Jahrhundert rechnen Experten mit Antriebssystemen, die die Menschheit aus unserem Sonnensystem bringen können. Und auch hier werden die professionellen Raumfahrer die ersten sein, die egal ob staatlich gefördert oder privat, in die Weiten des Alls aufbrechen. Der Weltraumtourismus wird dann aber sehr schnell nachfolgen.
Und wie können wir als Anleger profitieren?
Es gibt leider nicht viele direkte Weltraumunternehmen, die börsennotiert sind. Virgin Galactic mit eigenem Weltraumflughafen in New Mexico. Die beiden anderen schon erwähnten Gesellschaften sind Space X und Blue Origin. Beide sind nicht börsennotiert, eben so wenig wie das deutsche Unternehmen Isar Aerospace, das in diesem Jahr noch einen Testflug mit einer Rakete plant. Bei einem erhöhten Kapitalbedarf ist ein Börsengang bei allen nicht ausgeschlossen.
Andere Unternehmen haben zumindest ein Standbein im All. Dazu gehört unser deutscher Depotwert OHB. Aber auch Airbus (Europa), Astrocast (Norwegen), Boeing (USA), Eutelsat (Frankreich), Iridium Communication (USA), Maxar Technologies (USA), Rocket Lab (USA), SES (Luxemburg) Thales (Frankreich) Viasat (USA) sind börsennotierte Unternehmen auf dem Weg ins All.
Wer also möchte, kann durchaus in die Raumfahrt investieren. Allerdings brauchen Anleger einen mittel- bis langfristigen Horizont und hohes Risikobewusstsein für ihre Investitionen.