Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Insgesamt werden wir wohl in Deutschland und Europa eine milde Rezessionsphase in 2023 erleben. In der zweiten Jahreshälfte könnte bereits der Aufschwung wieder einsetzen. Mehrere Länder haben eine Gas- und Strompreisbremse eingeführt. Außerdem sind die Gasspeicher gut gefüllt. Das alles hilft, die Belastungen zu dämpfen.
Außerdem sehen wir, die erwartete große Insolvenzwelle speziell im Mittelstand und bei Kleinunternehmern (bspw. Handwerker) blieb bisher aus. Die schwierigen Rahmenbedingungen führen zu einer produktiver arbeitenden Wirtschaft, die weniger Risiken eingeht. Der Arbeitsmarkt wird angesichts des Arbeitskräftemangels stabil bleiben. Die zwischenzeitlich eingebrochene Verbraucherstimmung hat sich zuletzt wieder aufgehellt. Das alles deutet darauf hin, dass der Binnenmarkt die größten Einbrüche im Exportgeschäft im nächsten Jahr vielleicht kompensieren wird. 2023 werden wir auch am Aktienmarkt Stress erleben, das bringt aber uns Anleger in die komfortable Situation, dass wir Aktien billiger erwerben oder nachkaufen können.
Die Inflation wird wohl vorerst weiter hoch bleiben. Die extrem hohen Teuerungsraten haben ihre Ursache auch künftig in vielen Industrieländern durch Sondereffekte, bspw. steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise, Lieferkettenprobleme und unterschiedliche Wechselkurse. Der verantwortungsvolle Umgang der Tarifparteien sollte auch 2023 eine die Inflation weiter anheizende Lohn-Preis-Spirale verhindern. Spürbar verringern wird sich die Inflationsrate auf kurze Sicht wohl nicht, allerdings auf Jahresende zu wird es wohl eine leichte Entspannung geben.
Die Zentralbanken werden noch etwas dazu tun, aber natürlich gibt es da Grenzen. Eine Möglichkeit ist die weitere Anhebung der Leitzinsen. Aber Fakt ist, die Zeiten wie im vergangenen Jahr, als die Notenbanken mit Jumbozinsanhebungen von 75 Basispunkten versuchten, den Geist der Inflation wieder in die Flasche zu bekommen, ist definitiv vorbei. Denn an einer Abkühlung bzw. einem Abwürgen der Konjunktur, gerade in dieser problembehafteten Zeit, dürften die Notenbanker nicht interessiert sein. Deshalb ist zu erwarten, dass die Leitzinsen weiter angehoben werden, aber je nach Lage um 50 oder 25 Basispunkte. So hofft man, die Konjunktur in den USA und in Europa zu erhalten. Gerechnet wird mit einem Anstieg der Leitzinsen in der Eurozone auf 2,75 bis 3,5 Prozent und in den USA auf gut 5 Prozent. Um die Wirtschaft nicht zu tief in die Rezession zu drücken, werden die Zentralbanken womöglich auch 2023, aber spätestens 2024, die Leitzinsen wieder senken. Der größte Spielraum dafür besteht für die Fed, aber wir dürfen gewiss sein, dass die EZB nachziehen wird, Inflation hin oder her. Den großen Hammer des Staatsanleihekaufs werden die Zentralbanken nicht mehr hervorzaubern. Dadurch ist die Inflation bekanntlich erst entstanden. Die Bilanzen der Zentralbanken sind immer noch aufgebläht und müssen auf jeden Fall Schritt für Schritt zurückgeführt werden. Das wird vermutlich das ganze Jahr 2023 und länger andauern. Fakt ist, die Staaten speziell in der Euro-Zone, werden ihre Haushalte wohl oder übel allein in Ordnung bringen müssen. Auf die EZB ist kein Verlass mehr in dieser Angelegenheit.
Durch die erhöhten Zinsen bekommen Aktien jetzt Konkurrenz. Aus TINA (There is no alternative) wird TARA (There is a reasonable alternative). Anleihen werden wieder konkurrenzfähig und gelten damit auch als wichtige Stabilisierungsgröße in einem Depot. Allerdings nur, wer sich mit Anleihen auskennt und dem Gläubiger (egal ob Staat oder Industrie) vertrauen kann. Aktien werden sich dieser Herausforderung stellen.
Positiv an der Zinswende ist, wer einen größeren Betrag für eine Aktieninvestition ansparen kann, kann jetzt wieder Zinsen (Tages oder Festgeld) für seine Sparpläne erhalten. Die Strafzinsen/Minuszinsen werden ganz schnell aus den Banken wieder verschwinden.
Wie sieht es mit der anderen Konkurrenz für Aktien aus, die Kryptowährungen? Die Kryptowelt ist durch die Skandale des letzten Jahres erschüttert und präsentiert sich scheintot. Binnen weniger Tage implodierte bekanntlich im November des vergangenen Jahres die Handelsplattform FTX. Mehr als 70 Prozent haben Anleger verloren, die Ende November 2021 in die „Leitwährung“ Bitcoin investierten. Immerhin auf die Finanzstabilität hat der Exitus der FTX keinen Einfluss. Ob die Kryptoszene noch einmal zum Leben erweckt wird, kann heute nicht sicher vorhergesagt werden, ausgeschlossen ist es nicht.
Der Traum vom Erwerb der eigenen Immobilie ist für viele zumindest für eine längere Zeit ausgeträumt. Die Zinswende hat sie neben anderen Problemen wie bspw. fehlende Handwerker eiskalt erwischt. Nun können die Träume noch wahr werden, wenn das dafür geplante Kapital weiter wächst. Zum Beispiel durch den Erwerb von wertstabilen und renditestarken Aktien und Aktienfonds, wie unseren NDAC-Clubfonds, den es auch als Sparplan gibt. Wer es mit Tagesgeld und Festgeld versucht, wird dagegen sehr viel länger sparen müssen…
Eine gute Nachricht kommt abschließend aus dem Hause Lindner. Das Bundesfinanzministerium hat den Sparerfreibetrag auf 1.000 Euro pro Person angehoben. Vergessen sollten Anleger nicht, die Freibeträge bei verschiedenen Banken haben, diese auf die neuen höheren Grenzen anzupassen.
Für das neue Jahr 2023 wünschen wir allen Anlegern, neben Gesundheit und Glück, viel Erfolg bei ihren Anlagen!