Die Geisterjäger der Zentralbanken sollen es wieder richten. Haben sie dazu überhaupt noch die Möglichkeiten? Erhöhung der Leitzinsen ist dann wieder der Weg, womit sich die Politik weitestgehend aus der Inflationsbekämpfung heraushält. Denn das könnte ja die Wähler verärgern.
In den USA finden wir immerhin Wachstum, so dass dort die Hoffnung besteht, aus den Problemen sozusagen “herauszuwachsen”. Doch die USA haben ihre Neuverschuldung in den vergangenen Jahren immer weiter erhöht, so dass höhere Zinsen über einen längeren Zeitraum auch in den USA nicht so einfach verkraftet werden können. Wir kennen die immer wieder höhere Neuverschuldung, die auch fast jedes Jahr den Streit zwischen Republikanern und Demokraten eskalieren lässt. Die ganz westliche Börsenwelt schaut dann jedes Mal ängstlich nach Washington und erlebt dann immer wieder vor dem großen Showdown eine Einigung zwischen den Streitparteien.
Die Staatsverschuldung der USA 2023 hat sich gegenüber dem Vorjahr um ca. 2,5 Billionen Dollar auf insgesamt rund 33,4 Billionen Dollar im Jahr 2023 erhöht. Für das Jahr 2024 wird die Staatsverschuldung der USA auf etwa 35,5 Billionen Dollar prognostiziert.
Die Vereinigten Staaten weisen in absoluter Höhe die höchste Staatsverschuldung weltweit auf. Die Höhe der Staatsverschuldung übertrifft jedoch bereits die Wirtschaftsleistung. Das zeigt ein Blick auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA, das erreichte im Jahr 2023 rund 27,4 Billionen US-Dollar. Für das Jahr 2024 wird ein BIP von ca. 28,8 Billionen US-Dollar prognostiziert.
Dazu kommen noch die Schulden der privaten Haushalte, die im Mekka der Kreditkartenbesitzer weiter anwachsen und mittlerweile weit über 17 Billionen Dollar (2022) liegen dürfte (die meisten Amerikaner haben mehrere Karten und schieben die Schulden von einer Karte auf die andere).
In Europa sieht es zwar etwas besser aus was die Schuldenstände anbelangt, aber auch hier wachsen die Staatsschulden weiter.
Da sind Zinserhöhungen nicht unbedingt das Mittel, um die Inflation zu bekämpfen.
Die Lösung ist derzeit, dass die EZB oder auch die US-Notenbank Fed Staatsanleihen in großem Volumen aufkauft. Der Marktzins für die Staatsanleihen bleibt dadurch deutlich unter der Inflationsrate und natürlich auch deutlich unter der Rate, die der Markt ohne diese Intervention zu zahlen bereit wäre. So werden die Regierungen derzeit in ihrem Spendierwahn unterstützt. Und dabei spricht natürlich niemand davon, wir hatten es schon öfter erwähnt, das Schulden eigentlich zurückzuzahlen sind.
Schauen wir uns nun einmal an, welche Unternehmen von diesen Entwicklungen profitieren, und welche nicht. Wenn also die westlichen Notenbanken ihre Regierungen unterstützen müssen, damit die Zinslast nicht zu hoch wird, sie also den Zins drücken, dann verliert die eigene Währung auf dem Weltmarkt gegenüber anderen Währungen und gegenüber Rohstoffen an Wert. Damit sind das altbewährte sichere Gold und der neue nicht ganz so sichere Bitcoin erste Anlaufstationen, um uns gegen diesen Wertverfall abzusichern.
Da ja bekanntlich Gold und Bitcoin keine Renditen in Form von Zinsen oder Dividenden abwerfen und auch noch großen Schwankungen unterliegen, müssen sich Anleger, die erstens eine laufende Rendite erwirtschaften wollen und zweitens dem Bitcoin nicht immer über den Weg trauen, andere Anlagen für ihre Depots suchen. Wenn Anleger am Zinsmarkt nicht die Rendite bekommen, die sie sich inflationsbedingt eigentlich vorstellen, suchen sie nach Alternativen. Und die Dividendenaktien rücken in den Fokus.
Dabei sollte z. B. auf die Unternehmen geachtet werden, die ihr Geschäft mit Rohstoffen oder frühen Vorprodukten machen, denn diese Unternehmen können ihre Preise am ehesten anheben.
Green Deal oder ESG Kriterien hin oder her, Öl- und Gasförderer erwirtschaften in der heutigen Zeit sehr hohe Renditen. Und auch Kupferproduzenten, denn Kupfer ist ein Frühindikator für die Konjunktur, sind hier angesagt. Kupfer zur Lieferung in drei Monaten war am Pfingstmontag an der Londoner Metallbörse (LME) so teuer wie nie zuvor. Seit Jahresbeginn wurde Kupfer somit um rund 27 Prozent teurer. Übrigens, Kupfer wird recycelt, dazu muss Altkupfer auf dem Markt gekauft werden und der Preis von Altkupfer ist bereits ebenfalls gestiegen.
Stromversorger passen dazu, wie unsere Depotwert RWE und natürlich auch EON, die mit einer Dividendenrendite von 3,5 Prozent bzw. 4 Prozent, die Inflationsrate überbieten. Außerdem entwickeln beide Werte ja auch noch Kursphantasie. Beide Aktien wurden in den vergangenen Monaten kräftig runter geprügelt, weil Öl- und Gaspreise stark rückläufig waren. Ein steigender Energiepreis wird die Aktien wieder auf die ursprünglichen Kursniveaus heben. Und er wird schon wegen der CO2- Bepreisung kontinuierlich ansteigen.
Alternativ lohnt sich auch einen Blick auf europäische Versorger. Enel in Italien und Iberdrola in Spanien. Enel bietet sogar eine Dividendenrendite von sieben Prozent, bei Iberdrola sind es fünf Prozent. Enel ist sehr eine spekulative Aktie, denn das Unternehmen schüttet mehr aus als es verdient (Ausschüttungsquote der vergangenen fünf Jahre durchschnittlich 146 Prozent). Das ist allerdings auch kein Wunder, denn wenn wir uns die Aktionärsstruktur anschauen, stellen wir fest, der stets klamme italienische Staat ist mit 23,59 Prozent an Enel beteiligt und der braucht bekanntlich jeden Euro, um seine Staatschulden zu bedienen.