
Psychologisch, haben wir gesehen, ist es die Angst und Bequemlichkeit, die uns in die deutschen Aktien treibt. Das ist schon irgendwie verständlich. Aber natürlich wollen Anleger auch die Rendite erwirtschaften, die ausländische Aktien erzielen. Und hier kommt die Gier dazu. Schließlich hat der DAX40 über die 19.000 Punkte nur 50 Prozent in den letzten fünf Jahren zugelegt. Schlechter war nur der Eurostoxx50 mit 37 Prozent. Wenn wir uns dagegen den japanischen Nikkei anschauen, dann legte dieser im gleichen Zeitraum 71 Prozent zu. Und noch besser liegen die Technologiewerte des NASDAQ mit 153 Prozent im Plus.
Wir sehen also, dass die internationalen Titel eine doch recht ordentliche Performance bringen.
Bitte nicht falsch verstehen, ausgewählte deutsche Aktien sind natürlich die Basis eines jeden Depots. Aber wir sollten über den Home Bias springen, wenn wir eine ordentliche Rendite mit unseren Anlagen erzielen wollen. Und ein wenig Gier kann ja bei der Aktienanlage nicht schaden, denn schließlich hilft sie in diesem Fall den Home Bias zu überwinden.
Vor allem sollten Anleger eine persönliche Grenze festlegen für eine Anlage oder wie viel bin ich bereit für eine ordentliche Rendite zu riskieren. Anders ausgedrückt, wie viel Prozent meines Kapitals kann ich verschmerzen, wenn die Auslandsanlagen schief gehen. Das sollten Anleger übrigens auch bei Investitionen in deutsche Papiere tun. Denn auch deutsche Aktien können durchaus einmal den Dienst nach oben versagen und wertlos werden. Der Batteriehersteller Varta ist hier ein Beispiel. Oder wir erinnern uns an Wirecard. Diese Aktien sahen, wie wir wissen auch gut aus, als sich die Anleger darauf stürzten. Wir hatten beide auch in unserem NDAC-Clubfonds. Wie es endete, wissen wir.
Das was in Deutschland passieren kann, ist jederzeit an ausländischen Börsen auch möglich. Ein Beispiel sind russische Aktien. Aus Russland kamen früher auch gute Werte und viele haben sich darauf verlassen, dass bspw. Gazprom, Lukoil und Norilsk Nickel weiter gute Kursgewinne erzielen und fette Dividenden ausschütten. Dann kam der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und Anleger kamen nur schwer und mit hohen Verlusten aus dem Geschäft heraus oder gar nicht mehr. So etwas kann jederzeit Anlegern auch in anderen Ländern passieren. Bestes Beispiel dafür könnte Taiwan werden, wir haben darüber schon öfter hingewiesen. Deshalb sollten Anleger nicht die ganze Vorsorge, egal für was, auf exotische Auslandsaktien und nur einen kleinen Teil des Kapitals auf solche Aktien setzen.
Es gibt schließlich weltweit ca. 41.000 an Börsen gelistete Unternehmen, die zusammen 40 Billionen Aktien ausgegeben haben. Der Wert des weltweiten Aktienbestandes betrug zum Ende des Jahres 2023 rund 113,8 Billionen Dollar.
Auf keinen Fall sollten Aktien aus den USA, Europa und natürlich auch Asien in einem gut sortierten und auf Rendite gerichteten Aktiendepot fehlen. Wobei Europa nicht nur Euro-Raum bedeutet. Papiere aus Skandinavien, Großbritannien, Schweiz und die aufstrebenden osteuropäischen Länder sind durchaus Kandidaten dafür. Und der Wechselkurs ist eigentlich nicht so wichtig, weil die meisten Währungen einen stabilen Kurs zum Euro halten.
In den USA zu investieren bedeutet für viele Technologiewerte zu kaufen. Aber auch jenseits der Techies gibt es Papiere, die ebenfalls interessant sind, wie zum Beispiel einige aus unserem Clubfonds, die eine gute Entwicklung zeigen. Und nicht zu vergessen, auch in den USA gibt es eine zweite Reihe. Wie in Deutschland finden die Nebenwerte in der großen Aktienwelt nicht so viel Beachtung, können aber bei richtiger Auswahl durchaus ein Depot zu einer ordentlichen Rendite führen. Und noch etwas ist wichtig. Die USA stehen zwar im Fokus der Anleger, aber auch die Nachbarstaaten Kanada und Mexiko haben auch Papiere mit ordentlicher Performance zu bieten. Und international aufgestellte Anleger sollten durchaus einen Blick weiter nach Lateinamerika werfen, hier ist mit Brasilien ein aufstrebender BRIC-Staat mit einem gut sortierten Aktienmarkt zu finden.
Das Asien nicht nur China ist, haben wir vor kurzem erst mit zwei Beiträgen über Indien erläutert. Und auch in Japan geht die Sonne wieder auf. Natürlich wird sich China wieder wirtschaftlich erholen. In der Zwischenzeit können sich Anleger mit weiteren aufstrebenden Märkten und ihren Chancen beschäftigen. Singapur und speziell Indonesien und Thailand sind hier zu nennen. In diesen Ländern gibt es auch Perlen zu heben, nur sind diese noch in ihren Muscheln versteckt und finden damit leider keine große Beachtung in deutschen Depots.
Und auch die Aktien in den Golfstaaten haben durchaus etwas zu bieten. Denken wir bspw. an Aramco oder die Fluggesellschaften, die durchaus einen Blick wert sind.
Es ist nicht leicht, erfolgreiche ausländische Aktien für das Depot zu finden. Aber es lohnt sich und wer sagt denn, das Geld verdienen leicht ist…