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Börsenwissen: Seltene Erden Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Natürlich fragen wir uns jetzt, angesichts des vorgeschlagenen Deals zwischen Trump und Selensky, wo sind die Minen mit den Seltenen Erden in der Ukraine, die der US-Präsident gern haben möchte. “Entsprechend der geologischen Struktur der Ukraine, angesichts ihrer Größe, gibt es natürlich ein erhebliches Lagerstättenpotenzial”, so Professor Carsten Drebenstedt von der TU Bergakademie Freiberg. Potential ja, aber… Die kritische Frage dabei dürfte sein, wer die Gebiete kontrolliert, in denen die Rohstoffe zu finden sind. Der Großteil der seltenen Erden in der Ukraine liegt im russisch kontrollierten Gebiet. Das heißt, die Trump Administration müsste eigentlich mit Moskau ein Abkommen über Ausbeutung der Seltenen Erden auf ukrainischen Boden abschließen. Und einen zweiten Punkt wollen hier erwähnen, drei Dinge für den Abbau sind nötig: Geld, Erfahrung im Bergbau und eine Genehmigung. Das Potenzial ist durchaus vorhanden, aber die Investoren müssen gewillt sein, ihr Investment auch durchzuhalten, denn es ist wirklich kein schnelles Geschäft, wie es Trump vielleicht vorschwebt. Mit zehn bis zwanzig Jahren muss man rechnen, ehe Investoren Erfolge sehen. Und da gibt es diesen bestimmten Präsidenten nicht mehr. Vielleicht sollte das jemand dem Donald einmal ins Ohr flüstern. Oder der Deal war gar nicht ernsthaft gemeint und nur eine Medienshow sollte abgehalten werden. 

Kommen wir jetzt zu der Frage, wie sieht es den mit den Lagerstätten in Deutschland aus? Bei Storkwitz im Landkreis Nordsachsen befindet bzw. befand sich die einzige bekannte Lagerstätte in Mitteleuropa. Im Jahr 2017 wurde die Lagerstätte als unwirtschaftlich erklärt. Das Vorkommen im Landkreis Nordsachsen wurde von der Firma Ceritech AG erkundet und sorgte kurzzeitig für bundesweites Aufsehen und versetzte Sachsen in Bergbaustimmung. Aufgrund zu geringer Gehalte wurden die Explorations- und Abbaurechte im Jahr 2015 an das Sächsische Oberbergamt zurückgegeben. Im Zuge eines Erkundungsprogrammes auf Seltene Erden wurden deshalb Tonlagerstätten in Bayern auf ihr Potential für SEE untersucht. Allerdings ergab die Untersuchung im Vergleich zur Zusammensetzung in der ´´normalen´´ Erdkruste nur leicht erhöhte Gehalte. Somit konnte in dieser Studie kein Nachweis für eine wirtschaftlich interessante Anreicherung in bayerischen Tonlagerstätten erbracht werden. Also zusammengefasst müssen wir konstatieren, in Deutschland gibt es aktuell nicht Relevantes zum Fördern. 

Wir sehen also die Förderung der Seltenen Erden kostet erst einmal Geld und es nicht sicher, ob das Investorengeld am Ende wirklich die gewünschte Rendite bringt. Der Erwerb von Seltenen Erden ist über Metallhändler geregelt. Sie bieten ihren Kunden den Erwerb diverser Seltenerdmetalle an. Die Kunden investieren teils nicht direkt in die Metalle, sondern in ihre Oxide. Neben dem Erwerb bieten die Metallhändler ihren Kunden auch die Lagerung an. Zum Teil werden den Kunden sogar zollfreie Lagerungsmöglichkeiten angeboten. Auf diese Weise haben Investoren keine Mehrwertsteuer zu entrichten. Daraus sehen wir für private Interessenten, ist der Erwerb der Seltenen Erden nicht rentabel. Die werden sich wohl mit dem physischen Erwerb von Gold, Silber oder Platin zufrieden geben müssen.

Aber Anleger können in Form von Aktien indirekt investieren und damit auch von der Nachfrage nach Seltenen Erden profitieren, in dem sie sich mit börsennotierten Minengesellschaften beschäftigen. Dazu muss man wissen, die bekanntesten Minengesellschaften liegen in Australien, Kanada, den USA, Grönland und Madagaskar. Die beträchtlichen Vorkommen und damit auch die meisten Minen hat aber China. Trotzdem möchten wir hier warnen, Investments in Minengesellschaften sind jedoch mit besonderer Sorgfalt zu prüfen. Vor allem die Liquidität der jeweiligen Aktie und die Börsenhandelsplätze sind von enormer Wichtigkeit. Außerdem ist die Erschließung und Abbau der Minen mit sehr viel Aufwand verbunden und bedarf, wie schon eingangs erwähnt, einen langen Atem.

Die China Northern Rare Earth Group ist das einzige chinesische Unternehmen im Rohstoffsegment der Seltenen Erden, in das Anleger an der Börse investieren können. Die meisten Seltene Erden Aktien kommen aus Australien. Mit Arafura Rare Earths, Iluka Resources,  Lynas Rare Earths und Pilbara Minerals stammen gleich vier der weltweit wichtigsten Seltene Erden Aktien aus Down Under. Lynas Rare Earths ist das mit Abstand größte Unternehmen außerhalb Chinas, das auf die Gewinnung Seltener Erden spezialisiert ist. Die Liste der wichtigsten Seltene Erden Aktien wird durch MP Materials aus den USA ergänzt.

Was es nicht immer gibt, schmeißt man auch nicht unbedingt weg. Wenn wir früher die Altgeräteberge in Afrika und anderen Kontinenten sahen, dürften neue wohl bald der Vergangenheit angehören, denn Recycling ist der große Vorratsspeicher für Seltene Erden. Da braucht man auch nicht unbedingt sehr viele Jahre auf einen Erfolg warten, denn die Seltenen Komponenten aus den Altgeräten lassen wie das darin enthaltene Gold und Silber wieder verwenden. 

Natürlich können Anleger obendrein in rentable Firmen aus dem Recycling-Geschäft mit Seltenen Erden profitieren. Dies funktioniert ähnlich der Investments in Minengesellschaften natürlich über den Aktienmarkt. Hier ist es wie überall notwendig, die Prüfung der Rentabilität der jeweiligen Firma und die Liquidität der Aktie vorzunehmen. Je nach Preisgefüge für die betroffenen Seltenerdmetalle stehen die Wirtschaftlichkeit und damit die etwaig höher ausfallende Marge der Unternehmen im Vordergrund eines jeden Investments.

Die Bedeutung gerade im Bereich des Recyclings bei Seltenen Erden ist groß. Besonders das relativ rohstoffarme Europa ist als größter Konsument der Seltenerdmetalle an einem funktionierenden Recycling in jedweder Form interessiert.