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Börsenwissen: Ein spezieller Blick auf die US-Wirtschaft Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Aber auch den US-amerikanischen Bürgern dämmert es langsam, was sie da gewählt haben. Das Vertrauen der amerikanischen Konsumenten ist auf dem niedrigsten Wert seit Ende 2023, seit Mitte Januar ist der Wert um zehn Prozentpunkte gefallen. In den Medien mehren sich die Berichte über amerikanische Unternehmen, die geplante Investitionen zurückstellen, weil sie nicht mehr sicher wissen, welche Regeln morgen und übermorgen gelten. Fast so wie in Deutschland, nur gibt es dafür hierzulande andere Gründe, wie wir ja schon mehrfach ausgeführt haben.

Natürlich spiegelt sich auch das fehlende Vertrauen in die Politik im Konsumverhalten der US-Bevölkerung wieder. Es wird gespart, zumal die Devise „hire and fire“ nicht gerade für einen Sozialstaat deutscher Prägung steht. Und das geänderte Konsumverhalten spiegelt sich auch in den Kursrückgang der börsennotierten Handelsunternehmen wieder. Der Handelsriese Walmart liegt seit Mitte Februar gut 22 Prozent im Minus, Konkurrent Costco gut 19 Prozent. Dazu muss man auch wissen, zwei Drittel der US-Wirtschaft hängen am Binnenkonsum.

Warum macht Trump so eine erratische Wirtschaftspolitik, die seiner eigenen Wählerklientel und der US-Wirtschaft insgesamt schadet? Er kann zwar nicht wiedergewählt werden, wenn die Verfassung denn in diesem Punkt nicht geändert wird. Aber seine Nachfolger sollte schon von den Republikanern kommen, bspw. Vizepräsident JD. Vance wäre ein naheliegender Kandidat, zumal es im Augenblick keine ernstzunehmende Führungsfigur bei den oppositionellen Demokraten gibt, außer vielleicht Bernie Sanders, der aber auch schon 83 Jahre alt ist.

Doch es gibt auch Anzeichen dafür, dass der Eindruck von Chaos und Planlosigkeit selbst eine Finte ist, schließlich hatte Trump ja nicht überraschend gewonnen wie bei seiner ersten Präsidentschaft. Und in den vier Jahren seiner Auszeit hatte sein Stab durchaus Zeit sich etwas zu überlegen, was in der zweiten Amtszeit passieren soll. Und einer dieser Experten im Stab ist Stephen Miran. Ihr Autor kannte ihn bisher auch nicht. Aber er ist Chef des wirtschaftspolitischen Beraterstabs des US-Präsidenten. Unter dem Claim „Mar-a-Lago Accord“ werden Mirans Thesen schon seit einigen Monaten an den Finanzmärkten diskutiert, erst in den USA und nun auch bei uns in Europa.

Und was ist der Inhalt dieses Planes? Kurz gesagt, Mirans Plan sieht vor, dass die USA ihre ausländischen Gläubiger, allen voran Japan, China und Europa, zu einer Umschuldung der US-Staatsschulden zwingen, um so den Wert des Dollar zu schwächen und US-Industrieunternehmen wettbewerbsfähiger zu machen. Nun die Älteren unter uns werden sich erinnern, dass es schon einmal so etwas gab, in der Ära von Ronald Reagan, Präsident der USA von 1981-1989, ebenfalls ein Republikaner. Das damalige sogenannten Plaza-Abkommen von 1985, in dem sich die USA und ihre wichtigsten Handelspartner und Verbündeten darauf einigten, den Dollar gezielt abzuwerten, um die US-Wirtschaft anzukurbeln, war die Grundlage für den Erfolg der Reagan-Politik.

Was an dem ominösen Papier dran ist, ob Trump es ernsthaft verfolgt, weiß heute niemand mit Sicherheit zu sagen. Aber es ist in der Welt, die Leute reden darüber, sogar US-Finanzminister Scott Bessent hat schon mehrfach seine Sympathie für solche Ideen bekundet. Und Trump selbst wirkt angesichts der Unruhe an den Märkten auffällig gelassen. In seiner ersten Amtszeit hat er mit seinen Tweeds auf Twitter heute X die Märkte bewegt, davon ist heute nicht mehr viel zu lesen.

Wir sollten uns jedenfalls an den Gedanken gewöhnen, dass das, was sich gerade in den USA abspielt und auf uns chaotisch oder größenwahnsinnig wirkt, doch einem größeren Plan folgen könnte. Wenn wir diesen Gedanken zulassen, dann ist mit einem Absturz der US-Wirtschaft in den nächsten Monaten und einer nachfolgenden Rezession zu rechnen. Das beinhaltet natürlich auch einen Absturz der Märkte. Inwieweit dann die Rezessionsphase jenseits des Atlantiks kurz gehalten werden kann, steht in den Sternen.

Und ob die großen Player, sprich Gläubiger im Welthandel, das Spiel mitspielen, bleibt ebenfalls fraglich. Damals waren nur die EU für Europa und die Japaner für die Umschuldung zu gewinnen, denn die Welt war durch den eisernen Vorhang geteilt. Heutzutage gibt es eine gewachsene EU, China und Japan und eventuell sogar Indien, die diesen Plänen zustimmen müssten. Und nicht zu vergessen, das Reich der Mitte hält die meisten Schuldscheine aus den USA. Ob Trump und sein Team so einen Deal hinbekommen, lässt sich nicht sicher voraussagen.

Für uns Kleinanleger bedeutet das dann, das Spielfeld zu verlassen und auf der Seitenlinie zu verharren. Ganz mutige Anleger sammeln die zurückgekommenen Papiere ein und hoffen auf neue Kurssprünge nach einem Aufschwung. Wann der allerdings startet, steht ebenfalls in den Sternen.