Psychologie ist bekanntlich ein wesentlicher Einflussfaktor an der Börse. Und so werden sowohl durch Aktienrückkäufe als auch durch Ausschüttungen Botschaften kommuniziert: Das Unternehmen hat genügend Gewinn erwirtschaftet und ist finanziell gesund. Im Falle von Aktienrückkäufen darf man annehmen, dass der Vorstand steigende Gewinne und Kurse antizipiert. All diese Signale können einen Einfluss auf den Aktienkurs haben. Das Problem ist nur, dass wir die vielen positiven von den wenigen negativen Aktienrückkäufen unterscheiden müssen. Den Unterschied erfahren wir aber nur, wenn wir uns mit den Bilanzen der Gesellschaften ein wenig genauer befassen. Denn wenn für Aktienrückkäufe und/oder Dividenden Fremdkapital aufgenommen werden muss, weil kein Gewinn erwirtschaftet wurde, dann sollten Anleger ihre Kaufabsicht oder Halteabsicht doch kritisch hinterfragen und ggf. die „Sell“-Taste drücken.
Denn wir dürfen auch nicht darüber hinwegsehen, dass ein Aktienrückkauf auch zu einer durchaus gefährlichen Investitionsblase führen kann. Dies gilt insbesondere dann, wenn der sogenannte „Leverage-Effekt“ (dies ist die Hebelwirkung des Fremdkapitals auf die Eigenkapitalrendite. Dabei erhöht sich die Eigenkapitalrendite durch die Verwendung von Fremdkapital) im Spiel ist und Unternehmen den Aktienrückkauf nicht mit Eigenkapital stemmen, sondern Kapital durch die Ausgabe von beispielsweise Unternehmensanleihen oder Bankkredite dafür aufnehmen. Ein solcher Aktienrückkauf ist für Aktionäre deshalb nicht immer unbedingt mit Vorteilen verbunden. Bleiben beispilsweise positive Kurseffekte aus, droht der Aktiengesellschaft eine Überschuldung, da sie das aufgenommene Kapital plus Zinsen ohne zusätzliche Gewinne zurückzahlen muss.
Aktienrückkäufe haben stets Vor- und Nachteile. Zum einen wird dem Unternehmen Cash entzogen, welches unter Umständen für sinnvollere Projekte (z. B. Investitionen, Forschung und Entwicklung) hätte genutzt werden können. Andererseits ist es aus Investorensicht durchaus von Vorteil, der Unternehmensführung möglichst die freien Mittel zu entziehen, damit effizient gehaushaltet wird. Oder anders ausgedrückt, damit kein Blödsinn (z. B. unsinnige Übernahmen) mit freien Mitteln geschieht (kommt leider auch öfters vor als man als Aktionär denkt!).
Hat ein Unternehmen allerdings einen Liquiditätsüberschuss, kann dieser durch den Aufkauf eigener Aktien in eine Geldanlage umgewandelt werden.
Hier stellen wir nachstehend noch einmal einige Vor- und Nachteile von Aktienrückkäufen stichpunktartig zusammen.
Vorteile von Aktienrückkäufen:
– Steuerlich vorteilhaft, denn der Gewinn wird nicht wie bei Dividenden realisiert.
– Ausdruck gesunder Finanzen und einer positiven Prognose seitens des Unternehmens.
– Signal, das einen positiven Einfluss auf den Aktienkurs haben kann.
– Verbesserung der Kapitalstruktur.
– Dem Management wird Cash entzogen.
Nachteile von Aktienrückkäufen:
– Fundamentale Kennzahlen werden verfälscht, z. B. der Gewinn pro Aktie.
– Wird oft als Ausdruck strategischer Ideenlosigkeit durch das Management gesehen.
– Unternehmen kann sich mit Aktienrückkauf auch verzocken, z. B. wenn anschließend der Kurs abfällt.
Wenn wir als Aktionäre wissen wollen, wie viele Aktien ein Unternehmen überhaupt ein Unternehmen ausgegeben hat, dann hält uns die Bilanz auf dem Laufenden. Der Bilanz können Aktionäre entnehmen, wie viele Aktien im Umlauf sind und welche Großaktionäre welchen Anteil an Aktien halten und wie viele Anteile im Streubesitz sich befinden bzw. welche Anzahl von Aktien überhaupt als freies Kapital an der Börse gehandelt werden und demzufolge auch zurückgekauft werden können.
Anleger können durchaus Rendite erwirtschaften, wenn sie auf eine Aktienrückkaufstrategie im Gegensatz zur Dividendenstrategie setzen. Da Aktienrückkäufe in einer Hauptversammlung erst beschlossen werden müssen, kommen sie nicht überraschend für die Anleger und sind dann auch befristet also in einer vorgegebenen Zeitspanne zu realisieren. Meistens geben die Gesellschaften vorher bekannt, wann und in welcher Höhe sie Aktien durch Rückkäufe vom Markt nehmen. Anleger können so von steigenden Kursen profitieren und wenn sie die Aktien schon länger als ein Jahr halten, dann können Aktienkursgewinne bei einem Verkauf der Papiere steuerfrei vereinnahmt werden. Und in Kombination mit der Ausschöpfung des Sparerfreibetrages von 1.000 Euro Ledige / 2.000 Euro Verheiratete, lassen sich hier ggf. auch noch ein paar mehr reale Gewinne aus dem Depot erwirtschaften.
Und was macht ein Unternehmen mit später nicht benötigten Anteilen aus Rückkäufen? Langfristig steht dem Unternehmen auch offen, seine nun wieder im eigenen Besitz befindlichen Anteile an den Markt zurückzugeben. Allerdings müssen die Gesellschaften in diesem Fall darauf achten, dass die ausgegebenen Aktienpakete nicht zu groß sind. Denn zu große Aktienpakete könnten sich negativ auf den Kurs auswirken. Andere Anleger würden diesen Kursrückgang ebenfalls als schlechtes Zeichen bewerten und ihre Anteile abstoßen. Die Folge wäre ein stark fallender Kurs.
Wir sehen also, dass Aktienrückkäufe auch mit Licht und Schatten verbunden sind und es ganz genau aufzupassen gilt.