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Schicksalswochen für zwei Champions

Schicksalswochen für zwei Champions

Nein, über den Brexit möchten wir heute noch nicht schreiben, obwohl er sich in die vergangenen Wochen gut einreihen würde. Wir sprechen aber über die Bayer/Monsanto-Misere und die Boeing-Krise.

Monsanto – ein Griff ins K…

… so liest man es manchmal in den Medien und einschlägigen Anleger-Foren. Entweder hat Bayer die Risiken zu sehr unterschätzt, die die Übernahme des Roundup-Herstellers beinhaltet, oder der Konzern, allen voran CEO Werner Baumann, handelte frei nach dem Motto: „Augen zu und durch“. Beides ist höchst bedenklich für einen Weltkonzern.

Der Schuldspruch, den der erst 26-jährige Anwalt Pedram Esfandiary für den 70-jährigen Kläger Edwin Hardeman erreichte, könnte für Bayer zu einem existenziellen Problem werden. Esfandiary ist Rechtsanwalt bei der Kanzlei Baum, Hedlund, Aristei & Goldman in Los Angeles, die als eine der führenden Kanzleien für Produkthaftungsklagen gilt und noch an etlichen weiteren Klagen gegen Bayer beteiligt ist, so auch an dem Verfahren eines an Krebs erkrankten Hausmeisters, in dem Bayer/Monsanto zu einer Strafe von zunächst 289 Millionen US-Dollar verurteilt wurde. Dass diese dann im Berufungsverfahren noch auf 78 Millionen Dollar heruntergesetzt wurde, macht die Sache allerdings nicht besser für den Leverkusener Konzern. Denn es liegen über 9300 Klagen von Roundup-Geschädigten gegen Monsanto bei US-Gerichten vor. Wenn alle diese Klagen erfolgreich oder mit millionenschweren Vergleichen enden, dann bekommt das einstmals teuerste Unternehmen Deutschlands arge Schwierigkeiten. Der Börsenwert – einstmals noch mehr als 100 Milliarden in der Spitze – beträgt jetzt nur noch 55 Milliarden Euro, und weitere Verluste drohen, wenn die technische Analyse recht behält und der Wert unter den Tiefstwert von Dezember 2018 sinken sollte. Schlimmer aber noch dürfte der Imageschaden sein, den Roundup und damit Bayer/Monsanto erlitten haben. Die ersten internationalen Regionen verbieten den Einsatz des zwar effektiven, aber eben leider auch krebsverdächtigen Unkrautvernichters bereits.

Aus der weltweiten Nummer eins, die Baumann und seine Führungscrew mit der Übernahme des amerikanischen Konkurrenten schaffen wollten, wird dann wohl nichts mehr. Da stellt sich nun natürlich die Frage, wie das überhaupt passieren konnte. Selbst wenn man in Betracht zieht, dass sich die amerikanische Justiz patriotisch erst nach der Übernahme mit den Klagen beschäftigte, bleibt doch die Frage, warum all das nicht vorher geprüft wurde. Der Ruf von Glyphosat war ja bekannt und auch durch Gutachten belegt. Aber Baumann und sein Trupp wollten es entweder nicht wahrhaben, oder sie wollten die Tatsachen weiter in ihrem Sinne verbiegen. Wie lange sich die Prozesswelle noch hinziehen oder ein Vergleich dauern wird, ist nicht absehbar – Zeit für die Anleger, ihr Engagement bei Bayer kritisch zu hinterfragen, auch wenn die EU den Einsatz des Mittels wieder einmal (letztmalig) verlängert hat.

Die Flugzeugcrashs von Boeing und die Folgen

Das Ende des Airbus A380 kommt langsam und geplant. Der schärfste Konkurrent aus den USA, der Flugzeugbauer Boeing, muss dagegen von heute auf morgen auf die international eingesetzte Flotte der als neue Cashcow gehandelten Maschine 737 MAX A größtenteils verzichten. Denn nach den Flugzeugkatastrophen von Indonesien und Äthiopien wurde der Einsatz des Flugzeugtyps von den Luftfahrtaufsichtsbehörden fast überall gesperrt. Nur im Heimatland USA dürfen sie noch fliegen als kleines Trostpflaster für den gebeutelten Konzern. Dessen Kurs brach daraufhin ein, weil man zunächst die alleinige Schuld bei Boeing suchte. Aber auch gegen die US-Aufsichtsbehörde FAA wurde ermittelt, wobei bekannt wurde, dass die beiden Fluggesellschaften, deren Boeing 737 MAX 8 abstürzten – der private indonesische Billigflieger Lion Air und die äthiopische Ethiopian Airlines – aus Kostengründen auf eine Zusatzsoftware verzichtet hatten, mit der diese Unfälle hätten verhindert werden können. Die Fluggesellschaften sind also nicht völlig unbeteiligt an der Katastrophe. Das Wissen darum bringt den Hinterbliebenen ihre verlorenen Angehörigen allerdings leider nicht wieder zurück. Die Frage steht jedoch im Raum, warum Boeing die erforderlichen Systeme nicht standardmäßig in die Maschinen eingebaut hat.

Eine Lösung wäre damit also schon vorhanden. Abzuwarten bleibt aber, ob diese Nachrüstung ausreichend ist, oder ob es tief greifender Änderungen an der Konstruktion bedarf. Bis dahin fliegt die Aktie nicht nur in Richtung Süden, aktuell sind es 14 Prozent Minus, sondern auch das Vertrauen der Passagiere in den neuen Vogel leidet verständlicherweise enorm darunter. Und die Folge davon ist, dass Boeing aktuell Stornobuchungen mit einem Verlust von ca. 4 Milliarden US-Dollar vornehmen muss. Aber die Schadensrechnung ist noch nicht vollständig. Denn für jeden Tag, den eine entsprechende Boeing 737 MAX 8 nicht fliegen kann, fallen im Schnitt Kosten in Höhe von geschätzten 150 000 Dollar an. Das bedeutet, von ca. 300 bereits ausgelieferten Maschinen summiert sich der Betrag auf 45 Millionen US-Dollar. Im Monat sind das schon 1,3 Milliarden US-Dollar, die letztlich Boeing angelastet werden können. Das entspricht mittlerweile einem Fehlbetrag von über 1 Prozent des Jahresumsatzes von Boeing.

Fazit

Egal, wie die beiden Unternehmen aus dem Dilemma wieder herausfinden, wir Kleinanleger sollten solche sehr unschönen und leider auch traurigen Dinge stets im Auge behalten, um nicht mit in den Sog der Abwärtsbewegungen zu geraten und dabei Kapital zu verbrennen.