Die deutsche Bundesregierung sieht Anzeichen für eine Verbesserung der Wirtschaftslage:
Für das laufende Jahr rechnet Wirtschaftsministerin Katherina Reiche mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent. Im kommenden Jahr soll es deutlicher bergauf gehen – mit einem erwarteten Wachstum von 1,3 Prozent. Für 2027 geht die Bundesregierung von 1,4 Prozent aus.
Nicht der weltweite Handel soll der exportstarken deutschen Wirtschaft das erhoffte Wachstum bringen, sondern die Inlandsnachfrage. Stabile Preise, Lohnsteigerungen und Entlastungen sollen die verfügbaren Einkommen der Privathaushalte in den kommenden Jahren erhöhen, so die Bundesregierung. Sie rechnet zudem mit steigender Beschäftigung.
Das alles soll dazu führen, dass die Menschen mehr Geld ausgeben. Auch die milliardenschweren Staatsausgaben für Infrastruktur, Klima und Verteidigung dürften der Wirtschaft Schub geben – so jedenfalls die Hoffnung.
Die Realität: Konsumflaute statt Aufbruchsstimmung
Das Problem ist nur: Viele Unternehmen bauen Arbeitsplätze ab, und die Menschen in unserem Land halten ihr Geld – aus gutem Grund – zusammen. Sie haben aus vergangenen Rezessionsphasen gelernt.
Ihr Autor vermisst ein echtes Konjunkturprogramm zur Ankurbelung des Binnenkonsums – und zwar aus einem Guss. Was sollen die vielen Einzelmaßnahmen? Glaubt die Koalition wirklich, dass die Menschen jetzt häufiger essen gehen, nur weil die Umsatzsteuer leicht gesenkt wurde? Oder dass geringere Stromsteuern und Netzentgelte spürbare Entlastung bringen? Das „Mehr“ im Portemonnaie kommt erst am Ende des Abrechnungszeitraums an – und verpufft bis dahin psychologisch völlig.
Die Produktion im produzierenden Gewerbe ist im August um 4,3 Prozent gegenüber dem Vormonat eingebrochen. In der Industrie im engeren Sinne – also ohne Bau und Energieerzeugung – betrug das Minus laut Statistischem Bundesamt sogar 5,6 Prozent.
Offenbar glaubt die schwarz-rote Koalition, man müsse nur „die paar Leute“, die den Sozialstaat ausnutzen (Bürgergeld), sanktionieren, und schon gehe es wieder aufwärts. Das jedenfalls ist eines der Ergebnisse des nächtlichen Koalitionsausschusses.
Allerdings darf man berechtigte Zweifel haben. Welche Arbeitgeber stellen solche, der Arbeit entwöhnten Bewerber tatsächlich ein?
Ein Blick nach Frankreich
Schauen wir zu unserem Nachbarn Frankreich: Stark verschuldet, die Regierung von rechts und links unter Druck – der Premierminister musste schon wieder gehen, ehe er richtig begonnen hatte, zu arbeiten.
„Schulden abbauen, den Staatshaushalt sanieren“ lautet dort das Mantra. Nun warten wir auf den nächsten Kandidaten.
Wie lange sich der „gallische Hahn“ Emmanuel Macron noch im Élysée-Palast halten kann, bleibt abzuwarten. Das Unvermeidliche hinauszuzögern, hilft selten.
Natürlich kann sich die Welt etwas Erfreulicheres vorstellen, als im einzigen EU-Land mit Atomwaffen einen zweiten Wahlgang zwischen dem ganz rechten und dem ganz linken Lager zu erleben – Not gegen Elend, sozusagen.
Doch die Alternativen schwinden mit der zunehmenden Ideen- und Ergebnislosigkeit der politischen Mitte.
Am Ende wird die Frage unausweichlich: Was hält Europa tatsächlich aus? Und wie sehr brauchen die einzelnen Mitgliedsländer – auch Frankreich – die EU?
Diese Frage wird spätestens bei der nächsten Euro-Rettung erneut gestellt werden. Wenn es sie dann überhaupt noch in der Form geben kann wie einst bei Griechenland…
Gold, Geld und Gier
Da sind wir auch schon bei Goethes Faust:
„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach, wir Armen!“
Der Goldpreis hüpft inzwischen über die 4.000-Dollar-Marke.
Zwar ist damit die Notierung von Bitcoin noch nicht erreicht, aber schwindelig kann einem trotzdem werden – lag der Goldpreis vor einem Jahr doch noch bei etwa 2.600 Dollar.
Wenn es den großen Zentralbanken gelingt, ihre Goldreserven aufzustocken und gleichzeitig ihre Währungen zu entwerten (was den nominellen Wert der Reserven weiter erhöht) und mittelfristig auch noch die Assetpreise zu stabilisieren, dann ist Hopfen und Malz vielleicht noch nicht ganz verloren – zumindest, solange das alles in einem einigermaßen geordneten Rahmen geschieht.
KI-Hype oder Risiko?
Das meiste Kapital fließt derzeit jedoch nicht in Gold oder Bitcoin, sondern in die Künstliche Intelligenz.
Die größte Sorge bleibt: Die Hunderte von Milliarden Dollar, die in diese „infernale Maschine“ gepumpt werden, könnten verschlungen werden – und auf der anderen Seite kommt zu wenig heraus.
Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit – genau darauf setzen die Investoren, die schaufelweise Geld ins Feuer werfen.
Doch wenn am Ende nichts oder zu wenig zurückkommt, wird es kritisch.
Das ist einer der Hauptgründe für die wachsenden Zweifel.
Noch ist es nur ein Schatten von Skepsis – aber die Frage wird salonfähig. Sie verlässt die Kreise der übellaunigen Crash-Propheten. Frei nach dem Motto:
„Umsatz ist gut, Gewinn ist besser.“
Frisches Parkett in Frankfurt
Und noch eine Nachricht vom glatten Parkett:
Der weltgrößte Prothesenhersteller Ottobock hat ein erfolgreiches Börsendebüt hingelegt.
Der erste Kurs wurde an der Frankfurter Börse mit 72 Euro festgestellt – neun Prozent über dem Ausgabepreis von 66 Euro, der bereits am oberen Ende der Preisspanne lag.
Kurz darauf kam die Aktie wieder etwas zurück und notierte nur noch 0,4 Prozent im Plus.
Rund 19 Prozent von Ottobock sind künftig im Streubesitz. Es war der erste Börsengang dieses Jahres im streng regulierten Prime Standard.
Zum Ausgabepreis wurde das Unternehmen mit 4,22 Milliarden Euro bewertet.
Ihr Autor wagt eine Prognose:
Diesen Wert werden wir sicher bald in einem DAX-Index sehen.
Kleinanleger sollten jedoch noch warten, bis die Euphorie verflogen ist und sie einen fairen Einstiegspreis erhalten.
Rekorde mit Fragezeichen
Die Allzeithochs in Frankfurt bereiten Profianlegern langsam Sorgen.
Der deutsche Leitindex DAX 40 hat am Donnerstag – entgegen der wirtschaftlichen Realität – einen neuen Rekord erreicht.
Mit 24.698 Punkten markierte das Börsenbarometer im frühen Handel den höchsten Stand seiner Geschichte.
Da scheint sich eine mächtig gewaltige Blase zu entwickeln.