Lateinamerika ist der Kontinent, auf dem viel getanzt wird. Aber jetzt scheint der Online-Handelsriese Amazon den Tango mit unserem NDAC-Clubfondswert MercadoLibre zu eröffnen.
Amazon Brasilien hat für Händler offenbar massiv die Preise gesenkt, um Marktanteile zu gewinnen. „Konkurrenz belebt das Geschäft“ gilt für den E-Commerce bekanntlich nicht uneingeschränkt. Denn niedrigere Preise und Margendruck könnten dazu führen, dass die Margen – und damit die beginnende Profitabilität von MercadoLibre – sinken. Doch MercadoLibre ist bekanntlich mehr als nur ein Handelskonzern.
Amazon ist aber nicht der einzige Konkurrent, der Sorgen bereitet. Mit den chinesischen Anbietern Shein und Temu drängen auch Billiganbieter in den Markt. Auch sie wollen Marktanteile erobern und überzeugen mit niedrigen Preisen für Waren – und das in nahezu jedem Markt, in den sie eintreten. Die MercadoLibre-Aktie geht deswegen jedoch keineswegs in die Knie.
Aber was bedeutet stärkere Konkurrenz genau für unseren Top-Performer MercadoLibre? Sehen wir uns das anhand der letzten Zahlen an:
MercadoLibre ist derzeit dabei, sein profitables Wachstum weiter auszubauen. Im letzten Quartal stieg der Umsatz um solide 34 Prozent auf 6,79 Milliarden US-Dollar. Mit einem Nettoergebnis von 523 Millionen US-Dollar hat es erneut ein gutes Maß an Profitabilität gegeben – zumal eine Nettomarge von 7,7 Prozent konzernübergreifend absolut stark ist. Gerade wenn sich MercadoLibre immer weiter als unangefochtener Marktführer durchgesetzt hätte, wären steigende Margen möglich gewesen. Aber solche Zahlen wecken natürlich die Begehrlichkeiten des US-Riesen und der chinesischen Konkurrenz.
Im E-Commerce könnte der Margendruck dieses profitable Wachstum also hemmen. Aber ist das wirklich ein wahrscheinliches Szenario? Um ehrlich zu sein: Trotz der aufkommenden Konkurrenz glaubt Ihr Autor das nicht. In Brasilien liegt der Marktanteil unseres Wertes bei guten 33 Prozent im E-Commerce – diesen Anteil muss die Konkurrenz erst einmal abnehmen. Mit Outros gibt es bereits einen Wettbewerber aus dem eigenen Land, der etwa 25 Prozent auf sich vereint. Amazon schafft es hingegen auf rund 12 Prozent. Das bedeutet: MercadoLibre ist Konkurrenz seit langer Zeit gewohnt. Wir lesen seit Jahren, dass ein erstarkender Wettbewerb zu hohem Druck führen könnte.
In all den Jahren hat sich jedoch eine andere Realität gezeigt. MercadoLibre kennt die Bedürfnisse seiner Verbraucher – die speziellen Begebenheiten von Brasilien, Argentinien, Mexiko und anderer regional relevanter Märkte. Aus diesem Grund gründete man schließlich Mercado Pago, um Zahlungsdienstleistungen zu ermöglichen, schuf mit Crédito die Option für Kredite, machte mit Fondo die Vermögensverwaltung zugänglich und kontrolliert mit Envíos weite Teile der Logistik. Dieses Ökosystem bindet inzwischen die eigenen Kunden.
Amazon hatte in den letzten Jahren zumindest Schwierigkeiten, seinen Marktanteil auszubauen. Ähnliches gilt für Shopee von Sea Limited, das sich – bis auf Brasilien – weitgehend aus Lateinamerika zurückzog. Die Konkurrenz wird zwar weiter Chancen suchen und gegebenenfalls auch nutzen, aber wir sollten das nicht überbewerten. Oder anders ausgedrückt: MercadoLibre hat sicher aus den Fehlern in Europa und Deutschland gelernt, und der Mercosur-Raum gibt zusätzliche Sicherheit für unseren Clubfondswert.
Die Marktkapitalisierung liegt derzeit bei rund 110 Milliarden US-Dollar. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis erreicht einen Wert von etwa 4,5, das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt – wenn wir den Q2-Wert auf das Gesamtjahr hochrechnen – bei hohen ca. 55. Allerdings hat das profitable Wachstum hier gerade erst begonnen.
Insgesamt adressiert MercadoLibre mit einem führenden Ökosystem aus E-Commerce, Payment, Bezahlservices, Logistik und zukünftig vermutlich noch vielem mehr einen riesigen Markt in Lateinamerika mit 600 Millionen Verbrauchern.
Und damit nicht genug: MercadoLibre greift nach einem neuen Milliardenmarkt – und zwar im Gesundheitssektor. Während der Titel zuletzt eine spürbare Erholung zeigte, könnte der Einstieg in den Online-Apothekenmarkt in Brasilien der nächste große Wachstumstreiber werden. Seit dem 9. Oktober testet MercadoLibre den Verkauf von Pharmaprodukten in Brasilien – seinem wichtigsten Einzelmarkt. Die Strategie ist klar: Statt eigene Apotheken zu eröffnen, setzt das Unternehmen auf einen Marketplace für tausende kleinere und mittlere Apotheken.
Der potenzielle Markt ist gewaltig. Prognosen sehen ein Wachstum von 65 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr auf 185 Milliarden US-Dollar bis 2031. Natürlich ist der Einstieg mit Risiken für die Margen verbunden, aber das Management hat bisher sehr viel richtig gemacht.
Die Aktie von MercadoLibre ist wirklich ein regelrechter Top-Performer. In den letzten zehn Jahren stiegen die Anteilsscheine von 90,58 US-Dollar bis auf 2.188 US-Dollar. Im Augenblick des Schreibens dieser Zeilen beträgt der Kurs unseres Wertes 2.156 US-Dollar, nachdem er in der letzten Woche kurzzeitig auf 2.120 US-Dollar zurückgegangen war.
Vom Online-Marktplatz zum digitalen Ökosystem: MercadoLibre dominiert weiter den Onlinehandel in Lateinamerika und baut gleichzeitig ein riesiges Fintech-Imperium auf. Die Chancen, dass unser NDAC-Clubfondswert auch gegen die gewaltige Konkurrenz seine Position halten wird, stehen nicht schlecht.