Warren Buffett konsumiert bekanntlich fünf Dosen Cola pro Tag. Allerdings trank er 48 Jahre lang Pepsi und wechselte dann zu Coca-Cola. Ob nun die fünf Dosen Coca-Cola die Ursache für die recht guten Zahlen zum zweiten Quartal sind, überlassen wir lieber den Anekdotenschreibern.
Fakt ist: Unser Clubfondswert hat einmal mehr geliefert, als am 22. Juli 2025 die neuesten Zahlen durch die Konzernführung veröffentlicht wurden. Nach den starken Kennziffern des ersten Jahresviertels hat der US-Getränkegigant im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2025 sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn die Markterwartungen übertroffen. Der weltweit führende Getränkekonzern Coca-Cola hat mit seinen jüngsten Quartalszahlen erneut ein Ausrufezeichen gesetzt.
Im abgelaufenen zweiten Jahresviertel erwirtschaftete Coca-Cola einen bereinigten Gewinn pro Aktie von 87 Cent, während die Experten im Vorfeld lediglich mit 83 Cent gerechnet hatten. Auch beim bereinigten Umsatz konnte das Unternehmen mit 12,62 Milliarden Dollar die Markterwartung von 12,54 Milliarden Dollar übertreffen. Der ausgewiesene Nettoumsatz lag mit 12,54 Milliarden Dollar ein Prozent über dem Vorjahreswert.
Für das Gesamtjahr hat Coca-Cola seine Prognose für das vergleichbare Wachstum des Gewinns pro Aktie auf drei Prozent gesenkt – was dem oberen Ende der zuvor angegebenen Spanne entspricht. Das Unternehmen bekräftigte seine Prognose, dass der organische Umsatz bis 2025 um fünf bis sechs Prozent steigen wird.
Trotz solider Zahlen und eines insgesamt positiven Ausblicks reagierte die Aktie von Coca-Cola mit Kursverlusten: von 70 Dollar auf 67,89 Dollar. Offenbar hatten Anleger noch mehr erwartet. Dennoch bleibt das fundamentale Bild intakt. Coca-Cola überzeugt mit hoher Markenstärke, stabilem Cashflow und einer zuverlässigen Dividendenpolitik. Ganz überzeugt hat das die Anleger dennoch nicht, denn sie verkauften die Aktie bis auf aktuell 66 Dollar ab. Was erst einmal dramatisch aussieht, stellt für Einsteiger eine Chance dar.
Wie immer hat auch das Weiße Haus in Gestalt seines Hausherrn eine Meinung zu Coca-Cola geäußert – und wie immer war sie nicht ganz korrekt. Nachdem der Don angekündigt hatte, Coca-Cola werde in den USA Rohrzucker einsetzen, stellte der Konzern klar: Es handelt sich lediglich um ein Zusatzangebot. Coca-Cola wird den gegenwärtig genutzten Maissirup nicht ersetzen, sondern eine neue Produktreihe mit Rohrzucker einführen. Die Einführung soll im Herbst auf den Markt kommen.
In den USA kann man schon jetzt Coca-Cola aus Mexiko mit Rohrzucker kaufen – zu einem höheren Preis. In der US-Produktion werden Coca-Cola-Getränke, anders als in vielen anderen Ländern, seit den 80er-Jahren mit Maissirup gesüßt. Dieser verfügt über einen hohen Fructosegehalt und ist günstiger, süßer und länger haltbar als andere Zuckerarten.
Vielleicht hätte der Don, der selbst zuckerfreie Diet Coke bevorzugt, sich vor seiner Äußerung mit seinem Gesundheitsminister Robert Kennedy abstimmen sollen. Dieser kritisierte den Zuckereinsatz als ungesund. Zudem wiesen Branchenexperten darauf hin, dass die USA nicht genug Rohrzucker produzierten, um den Maissirup zu ersetzen. Auch aus der Agrarindustrie kam die Warnung, dass ein Umstieg auf Rohrzucker amerikanischen Maisbauern erheblich schaden würde.
Ein weiterer schwerer Schlag kam aus Südafrika. Wie wir wissen, setzt Coca-Cola auf ein weltweites Franchise-Modell. Es benötigt Abfüllpartner vor Ort, um die gelieferten Rohstoffe an die Abnehmer zu bringen. Coca-Cola Beverages South Africa (CCBSA), einer der wichtigsten Abfüllpartner des US-Konzerns, kündigte am Donnerstag weitreichende Umstrukturierungen an. Mehr als 600 Mitarbeiter sollen entlassen werden, die Produktionsstätten in Bloemfontein und East London stehen vor dem Aus. Als Grund nennt das Unternehmen anhaltende Finanzprobleme und die Notwendigkeit, Kosten zu senken.
Die Hiobsbotschaft aus Südafrika kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Erst einen Tag zuvor hatte die Investmentbank Jefferies ihre Wachstumsprognose für Coca-Cola gesenkt und dabei explizit auf Schwächen in Märkten wie Mexiko und Indien hingewiesen. Die Analysten betonten, dass auch der Getränkeriese nicht immun gegen die aktuellen Belastungen im Konsumgütersektor sei. Besonders brisant: Jefferies reduzierte die Schätzung für das organische Volumenwachstum im dritten Quartal 2025 – genau jener Zeitraum, in dem sich die südafrikanischen Probleme bereits auswirken dürften.
Die Turbulenzen bei CCBSA verdeutlichen die Achillesferse von Coca-Colas Geschäftsmodell. Der Konzern ist auf unabhängige Abfüllpartner angewiesen, die neben der Produktion auch für den Vertrieb verantwortlich sind. Geraten diese Partner in finanzielle Schieflage, drohen direkte Auswirkungen auf Absatzvolumen und Marktpräsenz.
Die von CCBSA angeführten Gründe – steigende Kosten und Finanzierungsprobleme – spiegeln ein Phänomen wider, das der CEO unseres Depotwerts, James Quincey, bereits nach den Quartalszahlen im Juli thematisierte: den zunehmend belasteten Verbraucher in wichtigen Absatzmärkten.
Die Ergebnisse des dritten Quartals, die für den 22. Oktober erwartet werden, dürften zeigen, ob Südafrika ein Einzelfall bleibt oder Teil eines größeren Trends ist.