Längst sind die Zeiten vorbei, in denen wir Google nur als Suchmaschinenbetreiber wahrnahmen. In den vergangenen Jahren hat sich unser NDAC-Clubfondswert Alphabet von eben jenem klassischen Suchmaschinenanbieter (die Marke Google existiert weiterhin für die Suchmaschine) zu einem der führenden Player im Technologiesektor entwickelt. Auch im Bereich generativer KI setzt Alphabet mit seinen Large Language Models (LLM) sowie der neuesten Version des KI-Bots Gemini 2.5 neue Maßstäbe.
Large Language Models (kurz: LLM; auf Deutsch: Große Sprachmodelle) sind leistungsstarke Systeme, die darauf ausgelegt sind, menschliche Sprache zu verstehen und zu erzeugen. Sie können Texte analysieren, kontextbezogene Antworten formulieren und sprachbasierte Aufgaben eigenständig ausführen.
So lassen sich mit dem neuen Videogenerator VEO 3 ohne Programmierkenntnisse und mit wenigen Mausklicks professionelle Videoanimationen erstellen. Alphabet versteht es dabei sehr geschickt, seine neuen KI-Tools in die bestehende Produktsuite zu integrieren. So ermöglichen beispielsweise die neuen „AI Overviews“ in Verbindung mit dem AI Mode deutlich präzisere und umfassendere Suchergebnisse bei Google Search.
Spannende neue Möglichkeiten eröffnen sich zudem durch die Implementierung der neuen KI-Suites im Bereich Internetwerbung. YouTube etwa kann dadurch individuelle und personalisierte Werbeeinblendungen schalten. Durch diese enge Verzahnung zwischen KI und Kernprodukten stärkt Alphabet nicht nur seine Marktposition, sondern schafft zugleich neue Optionen zur Monetarisierung im Werbe- und Cloudgeschäft.
Mit dem für professionelle Nutzer konzipierten Premiumabo „Gemini Ultra“ bietet Alphabet seit Kurzem eine Auswahl leistungsfähiger KI-Tools – darunter den Videogenerator VEO 3 und die Bildbearbeitungs-App Flow – inklusive 30 TB Cloudspeicher für 249,99 US-Dollar monatlich an.
Ein weiterer Meilenstein ist der neue interaktive KI-Assistent, der Spracheingaben und visuelle Informationen kombinieren und in Echtzeit analysieren kann. Der im Rahmen der Google I/O 2025 vorgestellte Prototyp soll nicht nur für Smartphones, Tablets oder PCs verfügbar sein, sondern auch in den neu präsentierten Android XR Smartglasses zum Einsatz kommen. Diese sind mit Kameras, Mikrofonen, Lautsprechern und einem diskreten In-Lens-Display ausgestattet. Damit will Alphabet Platzhirschen wie Meta / EssilorLuxottica den Spitzenplatz in diesem attraktiven Wachstumssegment streitig machen.
Auch im Zukunftsmarkt Quantencomputing mischt Alphabet seit geraumer Zeit ganz vorne mit. Auf Basis des von Alphabet entwickelten Willow-Chips präsentierte das Unternehmen Ende vergangenen Jahres einen neuen Quantencomputer, der die Konkurrenz in puncto Rechenleistung deutlich übertrifft. So konnte der Alphabet-Quantencomputer eine Aufgabe, für die selbst leistungsstarke Supercomputer mehr als 10 Septillionen Jahre benötigen würden, in knapp fünf Minuten lösen.
Spannende Aussichten ergeben sich auch im Zukunftsmarkt für Robotaxi-Services. Hier gehört Alphabet dank seiner Tochter Waymo zu den führenden Akteuren in einem Marktsegment, das laut einer Erhebung von Grand View Research bis 2030 jährlich um 73,56 Prozent wachsen dürfte.
Waymo ist mit seinen selbstfahrenden Robotaxis bereits in US-Metropolen wie San Francisco (Bay Area), Phoenix, Los Angeles, Austin und Atlanta aktiv und bietet dort kommerzielle Robotaxi-Dienste an – mit über 250.000 Fahrten pro Woche. Mittelfristig soll die Präsenz weiter ausgebaut und der Service auch in Miami und Washington D.C. eingeführt werden.
Dabei setzt Waymo konsequent auf Kooperationen. Erst kürzlich wurde eine Partnerschaft mit dem neu börsennotierten Mobilitätsdienstleister Via Transportation bekanntgegeben. Den Auftakt macht Chandler im US-Bundesstaat Arizona, wo Via bereits einen On-Demand-Shuttle-Service für 2 US-Dollar pro Fahrt anbietet, der nun um Waymos autonome Fahrzeuge ergänzt wird. Via steuert dabei seine Routingsoftware bei, die Fahrgäste effizient bündelt und Routen dynamisch anpasst, während Waymo seine selbstfahrenden Fahrzeuge in die bestehende Flotte integriert.
Darüber hinaus hat Waymo mit dem US-Mobilitätsanbieter Lyft eine weitreichende Kooperation geschlossen. Ab 2026 sollen in Nashville (Tennessee) die ersten selbstfahrenden Fahrzeuge von Waymo in den kommerziellen Betrieb gehen. Lyft übernimmt dabei die Flottenverwaltung – inklusive Wartung, Ladeinfrastruktur und Depotmanagement. Zunächst wird der Service über die Waymo-App buchbar sein; eine Integration in die Lyft-Plattform ist ebenfalls für 2026 geplant. Damit baut Waymo sein Kooperationsnetzwerk konsequent aus, zumal bereits seit geraumer Zeit eine Zusammenarbeit mit Uber besteht. So bietet Waymo Robotaxi-Services bereits seit Oktober 2023 in Phoenix an und ist seit Anfang 2025 auch in Austin und Atlanta aktiv.
Operativ ist Alphabet auf Kurs, was die jüngsten Q2-Zahlen eindrucksvoll belegen. Dank der starken Entwicklung im Brot-und-Butter-Geschäft Internetwerbung und Google Search stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf 96,4 Milliarden US-Dollar.
Wachstumstreiber blieb die hochprofitable Cloudsparte, die mit einem Plus von knapp 32 Prozent auf 13,6 Milliarden US-Dollar deutlich besser abschnitt als erwartet. Auch beim Konzernergebnis je Aktie überzeugte Alphabet mit einem unerwartet deutlichen Anstieg um 22,2 Prozent auf 2,31 US-Dollar, während der Analystenkonsens bei 2,16 US-Dollar gelegen hatte.
Da sich das Wachstum der Cloudsparte dank geplanter Investitionen in Höhe von rund 85 Milliarden US-Dollar weiter beschleunigen dürfte und Alphabet im Kerngeschäft rund um Google Search und Onlinewerbung weiterhin von steigenden Werbeetats vieler Unternehmenskunden profitiert, hat das Unternehmen gute Chancen, sein Gewinnwachstum mittelfristig weiter zu steigern.
Der Analystenkonsens rechnet für 2025 mit einem EPS von 9,94 US-Dollar, für 2026 mit 10,72 US-Dollar und für 2027 bereits mit 12,20 US-Dollar. Damit würde das KGV auf rund 20,0 sinken.
Das überzeugt uns – wir bleiben weiter dabei.
.