Gudesstraße 3- 5

29525 Uelzen

0581 / 973 696 00

Termine nach
Vereinbarung
Der Clubfonds-Ticker
Gudesstraße 3- 5

29525 Uelzen

0581 / 973 696 00

Termine

nach Ver­ein­ba­rung

Kleine Sorgen, große Sorgen

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Vor Kurzem haben wir den Aufstieg von unserem Depotwert NVIDIA als wertvollstes Unternehmen gefeiert. Wir haben allerdings auch davor gewarnt, dass eine Korrekturphase der Aktie durchaus Probleme bereiten kann. Allerdings, dass es so schnell geht, hat auch ihr Autor nicht erwartet.

Nachdem der Technologieriese bereits mehr als 220 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung verloren hat, drohen nun weitere Verluste. Am Montag zeichnete sich bereits im vorbörslichen US-Handel ein erneutes Minus ab. Und wieder hatten sich 65 Milliarden Dollar in Luft aufgelöst.

NVIDIA wurde nur ein kurzer Triumph gegönnt. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 3,4 Billionen Dollar überholte der Chiphersteller sogar Microsoft und avancierte zum wertvollsten Unternehmen der Welt. Doch dieser Erfolg war nur von kurzer Dauer. Microsoft und Apple mit Marktkapitalisierungen von 3,3 Billionen bzw. 3,2 Billionen Dollar haben NVIDIA (2,91 Billionen Dollar) inzwischen wieder überholt.

Trotz der jüngsten Verluste hat NVIDIA in diesem Jahr 155 Prozent an Wert gewonnen, was vor allem dem Boom im Bereich der künstlichen Intelligenz zu verdanken ist. Die Nachfrage nach NVIDIA-Chips, die für KI-Anwendungen essentiell sind, hat die Aktie in die Höhe getrieben. Der technologische Fortschritt und die wachsende Bedeutung von KI in verschiedenen Branchen haben Anleger in Scharen in die Aktie getrieben.

Woran lag der Abschwung nun? Die Antwort ist ganz einfach: Die jüngsten Kursverluste folgten auf die Offenlegung, dass NVIDIA-CEO Jensen Huang Aktien im Wert von fast 95 Millionen US-Dollar (88,5 Millionen Euro) verkauft hatte, sowohl vor als auch nach der Phase als wertvollstes Unternehmen der Welt. Diese Verkäufe waren Teil eines vorher festgelegten Verkaufsplans gemäß Regel 10b5-1, der bereits im März aufgesetzt wurde. Das wurde von vielen Groß- und Kleinanlegern wohl übersehen.

Also keine Sorge um unseren Depotwert, der Kurs der Aktie wird also wieder steigen. Während des Schreibens dieser Zeilen tut er das schon. Übrigens, der Plan sieht vor, dass Huang bis März 2025 insgesamt sechs Millionen Aktien verkaufen kann, von denen noch 5,28 Millionen übrig sind. Also bitte keine Panik beim nächsten Verkauf. Und daran denken: Seit Jahresbeginn hat NVIDIA einen Zuwachs von rund 162 Prozent verzeichnet.

Mehr Sorge macht die Entwicklung in Deutschland. Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland wird wohl weiter schleppend verlaufen – das deuteten sowohl die Einkaufsmanagerindizes und das neueste ifo-Geschäftsklima an. In den Monaten zuvor war der ifo-Index tendenziell gestiegen, hatte sich aber bereits im Mai leicht verschlechtert. Er sank im Juni entgegen dem Marktkonsens von 89,3 auf 88,6 Punkte. Während der Teilindex zur Beurteilung der aktuellen Lage stagnierte, bewerteten die Unternehmen die Aussichten auf ihre künftigen Geschäfte schlechter. Im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel trübte sich das Geschäftsklima ein. Im Dienstleistungssektor und in der Baubranche hellte es sich auf. Zwar könnten gestiegene Realeinkommen das Konsumklima beleben und die wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr stützen, robusteres Wachstum dürfte aber erst 2025 zu erwarten sein. Nach den schwachen Stimmungsindikatoren hatten die Marktakteure mit einem schwächeren ifo-Index bereits gerechnet.

Interessant ist, dass scheinbar die Chronologie von Kapitalmarkt verflochtenen Krisen in den letzten 50 Jahren immer eine ähnlich ist. Zuerst war dabei zwar sicher auch das Wort, aber gleich darauf folgen die Immobilienspekulation und die zugehörige Immobilienkrise mit mehr oder weniger großen Wellen. So gesehen z. B. in Japan in den 1980ern, in den USA (und in Europa) gut 25 Jahre später und zuletzt aktuell in China. Wegen der intensiven Interdependenzen zwischen Volksvermögen, Bankenbewertungen und Immobilienpreisen folgt, wenn´s mal bergab geht, der Finanzmarkt dem Wohnungs- und Häusermarkt meistens auf dem Fuß. Eine in der Konsequenz nicht unlogische Staatsschuldenkrise wäre dann der nächste Schritt. In Europa konnten wir uns Anfang der 2010er Jahre, wie so oft, noch irgendwie herauswinden. Nicht zuletzt, weil die Welt Super Mario Draghi und seinem „What ever it takes“-Sager wirklich zu glauben geneigt war. Aber wenn heute Christine Lagarde so einen „jetzt reicht es aber wirklich“ Satz oder ähnliches sagen würde, werden die Märkte nur müde abwinken. Genauso passiert es, wenn ein Gefolgsmann eines möglichen Präsidenten Donald Trump Chef der Fed große Worte zu den Entwicklungen der Währungsmärkte heraus posaunen würde, die niemand glauben kann.

Erfreulicherweise ist aktuell zumindest der Dollar offensichtlich allerorts gesucht und steigt und steigt und steigt. Es dürfte den USA also weiterhin recht leicht fallen, sich extern und extrem bis zur Halskrause zu verschulden und in der Not einfach Währung nachzudrucken. Das hilft nicht nur, wie auch überall anders in der entwickelten Welt, völlig überschuldete Systeme aufrecht zu erhalten, sondern stützt natürlich auch den Welthandel und konterkariert den Untergang der Globalisierung. Verrückt ist nur, wenn in einem an sich multiplen System, eine Variable immer dominanter wird. Globaler Casino Kapitalismus mit drei Feldern – rot, nix und null – sozusagen, aber ihr Autor hat eh keine Ahnung vom Casino.

Die starke US-Währung macht der deutschen Industrie wirklich langsam Sorgen. Da hilft auch kein Konjunkturpaket gegen zum Teil selbst verschuldete Probleme der Wirtschaft und Politik, wie zuletzt wieder auf dem Verbandstag des BDI gefordert. Immer wieder das Gleiche zu den deutschen Problemen zu schreiben wird langsam langweilig, deshalb ersparen wir das unseren Lesern heute. Geändert wird durch diese Regierung eh nichts mehr. Und der Wirtschaft scheint ihre Stärke und Innovationskraft auch abhanden gekommen sein. Und das macht wirklich große Sorgen.