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Mit 45 Jahren das Arbeitsleben beenden – utopisch oder realistisch?

Steffen Koch klärt auf
Ein Kommentar von Steffen Koch, Öffentlichkeitsarbeit des Niedersächsischen Anlegerclubs (NDAC)
 

Mit 45 Jahren das Arbeitsleben beenden – utopisch oder realistisch?

In Deutschland wird immer wieder darüber diskutiert, wie hoch das ideale Renteneintrittsalter ist. Ob dieses nicht aufgrund der steigenden Belastungen in den gesetzlichen Rentenkassen erhöht werden müsse oder welche Lösungen sonst noch in Frage kommen. Auf der einen Seite liegt die Regelaltersgrenze in Deutschland aktuell mit 67 Jahren im internationalen Vergleich relativ hoch, auf der anderen Seite nehmen aber auch zahlreiche Bürger die Möglichkeit in Anspruch, vorzeitig in den Ruhestand einzutreten, beispielsweise durch die Rente mit 63. Nicht wenige Menschen haben jedoch ein viel ambitionierteres Ziel, nämlich beispielsweise schon mit 40 oder 45 Jahren das Arbeitsleben zu beenden und fortan als Ruheständler zu leben. Aber kann das überhaupt funktionieren oder handelt es sich dabei um reine Utopie?

Gesetzliche Rente selbst bei Regelrenteneintritt oft nicht ausreichend

Vor dem Hintergrund, dass die gesetzliche Rente bei den meisten Menschen mittlerweile nicht annähernd ausreicht, um den zuvor erworbenen Lebensstandard zu halten, erscheint die Frage, ob es möglich ist, schon mit 45 Jahren in den Ruhestand einzutreten, relativ absurd. Immerhin erhalten zahlreiche Bundesbürger selbst dann, wenn sie mit 67 Jahren in den Regelruhestand eintreten, häufig nur eine Rente von vielleicht 1.000 oder 1.200 Euro pro Monat. Trotzdem kann man nicht sagen, dass es pauschal unmöglich ist, schon mit 45 Jahren so viel Kapital angespart zu haben, dass man davon inklusive der ab dem 67. Lebensjahr hinzukommenden gesetzlichen Rente fortan davon leben kann.

Welche Fragen müssen unbedingt geklärt werden?

Damit Sie persönlich beurteilen können, ob die Rente mit 45 Jahren ein realistisches Ziel oder reine Utopie ist, müssen zunächst einige wichtige Fragen geklärt werden. Die wichtigste Frage ist sicherlich, welchen monatlichen Betrag Sie ab dem 45. Lebensjahr gerne zur Verfügung haben möchten. Hier spielen also die eigenen Ansprüche und der Lebensstandard eine wesentliche Rolle, denn vermutlich haben Sie bei der Rente mit 45 Jahren nicht zum Ziel, fortan auf jeden Cent schauen zu müssen. Darüber hinaus gibt es noch weitere wichtige Fragen, die sich schon allein deshalb klären müssen, um anschließend eine Berechnung durchführen zu können, welchen Betrag Sie fortan monatlich sparen müssen, um tatsächlich bereits mit 45 Jahren Ihr Arbeitsleben beenden zu können. Es handelt sich dabei insbesondere um die folgenden Fragen:

• Welches monatliche Budget möchte ich ab 45 haben?

• Welche gesetzliche Rente erhalte ich mit 67 pro Monat?

• Welche Kapitalsumme benötige ich ab 45 Jahren, welche ab 67?

• Wie viele Jahre kann ich noch ansparen?

• Welches Finanzprodukt zum Vermögensaufbau möchte ich nutzen?

• Wie hoch ist die kalkulierte Rendite während der Ansparphase?

• Welchen Sparbeitrag pro Monat kann ich mir leisten?

Auf all diese Fragen müssen Sie eine Antwort haben, denn nur dann ist es möglich, eine fundierte Berechnung durchzuführen, die Ihnen aufzeigen wird, welchen monatlichen Betrag Sie fortan sparen müssen, um tatsächlich Ihr Ziel zu erreichen, bereits mit 45 Jahren dem Arbeitsleben adieu zu sagen.

Monatliches Budget: Aktuelles Einkommen als Orientierungshilfe

Die sicherlich am schwersten zu beantwortende Frage besteht für viele Menschen, die darüber nachdenken, ob sie bereits mit 45 Jahren in Rente gehen könnten, darin, welches monatliche Budget ab diesem Datum zur Verfügung stehen soll. Reichen mir später 2.000 Euro pro Monat aus oder sollen es doch lieber 2.500 Euro sein? Wer sich kein genaues Bild darüber machen kann, welchen Betrag er später monatlich zur Verfügung haben möchte, sollte sich einfach am aktuellen Einkommen orientieren. Dies ist meistens ein guter Maßstab für die Zukunft, denn für gewöhnlich will man ab dem Ruhestand seinen Lebensstandard weder einschränken noch erhöhen. Wenn Sie also beispielsweise aktuell ein Nettoeinkommen in Höhe von 2.200 Euro erzielen, könnten Sie zum Beispiel 2.000 Euro als zukünftiges monatliches Budget für die Berechnung angeben.

Kapitalsumme ab dem 45. und ab dem 67. Lebensjahr ermitteln

Eine wichtige Grundlage für die gesamte Berechnung besteht im zweiten Schritt darin, dass Sie die Kapitalsumme berechnen, die Sie zum einen ab Ihrem 45. bis zum 67. Lebensjahr benötigen und die Sie zum anderen ab dem 67.Lebensjahr zur Verfügung haben möchten. Dazu müssen Sie festlegen, bis zu welchem Alter das Kapital überhaupt reichen soll. Dies ist natürlich eine weitere sehr schwierige Frage, denn dazu müssen Sie im Prinzip einschätzen, wie alt Sie einmal werden. Da dies selbstverständlich nicht möglich ist, bietet es sich an, mit Durchschnittswerten zu rechnen, wie zum Beispiel der statistischen Lebenserwartung, die aktuell bei rund 80 Jahren liegt.

Die Kapitalsumme, die Sie von Ihrem 45 bis zum 67. Lebensjahr benötigen, ist auf Grundlage des festgelegten monatlichen Budgets sehr einfach zu ermitteln. Möchten Sie zum Beispiel 2.000 Euro pro Monat zur Verfügung haben, multiplizieren Sie diesen Betrag mit zwölf (Monaten) und anschließend mit 22 Jahren. Bei Kapitalverzehr benötigen Sie diesen Betrag, um die Zeit zwischen der Beendigung des Arbeitslebens und dem Beginn des offiziellen Ruhestandes mit 67 Jahren zur überbrücken. Ab dem 67. Lebensjahr benötigen Sie dann natürlich zur Ergänzung der gesetzlichen Rente weiteres Kapital, welches Sie ermitteln, indem Sie das gewünschte Budget von 2.000 Euro als Grundlage nehmen, davon die gesetzliche Rente abziehen und die Differenz mit der Monatszahl multiplizieren, die Sie kalkulatorisch noch leben werden.

Die Gesamtrechnung – ein Beispiel

Nachdem Sie nun wissen, welche Daten, Zahlen und Fakten Sie benötigen, um für sich persönlich die Frage zu beantworten, ob die Rente mit 45 ein realistisches Ziel sein kann, möchten wir die Theorie anhand eines Beispiels mit Leben füllen. Zu diesem Zweck gehen wir von den nachfolgenden Daten und Zahlen aus:

Monatlich gewünschtes Budget ab 45: 2.000 Euro

Zahlung aus der gesetzlichen Rentenkasse ab 67: 600 Euro pro Monat

Versorgungslücke ab 67: 1.400 Euro

Benötigtes Kapital zwischen 45. und 67. Lebensjahr: 528.000 Euro

Benötigtes Kapital zwischen 67. und 80. Lebensjahr: 218.400 Euro

Benötigtes Kapital insgesamt: 746.400 Euro

Zeit zum Ansparen: 20 Jahre

Kalkulatorischer Zins des Sparvertrages: 5,5 Prozent

Monatliche Sparrate: ca. 1.730 Euro

In diesem Beispiel würden Sie also Monat für Monat in den nächsten 20 Jahren jeweils rund 1.730 Euro ansparen müssen, um tatsächlich mit Beginn des 45. Lebensjahres so viel Kapital angesammelt zu haben, um davon den Rest des Lebens bzw. bis zum kalkulatorischen Lebensende mit 80 Jahren leben zu können. Diese Berechnung beinhaltet natürlich noch einige Eventualitäten. Sollten Sie zum Beispiel länger als 80 Jahre leben, müssten Sie ab dem 81. Lebensjahr von der staatlichen Fürsorge leben, weil Ihr Kapital aufgebraucht ist und die gesetzliche Rente allein vermutlich nicht reichen wird. Sollten Sie beispielsweise bereits Immobilieneigentum besitzen, kann das monatliche Budget natürlich vermutlich deutlich geringer ausfallen, weil dann keine Mietzahlungen mehr anfallen.

Sparrate zu hoch – was tun? 

Vielleicht werden Sie an dieser Stelle desillusioniert sein, wenn das Ergebnis der Berechtigung eine für Sie unmöglich zu leistende Sparrate enthält. Trotzdem sollten Sie an dieser Stelle nicht direkt aufgeben, denn es gibt durchaus Anpassungsmöglichkeiten, sodass Sie Ihren Traum vom vorzeitigen Beenden des Arbeitslebens vielleicht dennoch realisieren können. Anpassungen können Sie insbesondere bei den folgenden Variablen vornehmen:

• Monatliches Budget reduzieren

• Wunschalter nach hinten verschieben, beispielsweise 50 statt 45 Jahre

• Aktuelle Ausgaben (wenn möglich) einschränken und dadurch mehr Ansparen

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es tatsächlich ein sehr ambitioniertes Ziel ist, schon mit 45 Jahren in Rente zu gehen. Für schätzungsweise über 85 Prozent der arbeitenden Bevölkerung wird dies ein nicht zu erreichendes Ziel sein, weil einfach während des Arbeitslebens monatlich viel zu viel Geld zur Seite gelegt werden müsste, um davon später leben zu können. Trotzdem ist es mit viel Energie, einem bestimmten Einkommen und vor allem Einschränkungen während des Arbeitslebens durchaus möglich, unter bestimmten Voraussetzungen das Ziel zu erreichen, das aktive Arbeitsleben schon im Alter von 45 oder 50 Jahren zu beenden.