
Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC
Wir wissen nicht, was der neue Bundeskanzler Friedrich Merz vorhat, um all seine Milliarden schweren Wahlversprechen umzusetzen und dann auch noch die Wünsche des einzig möglichen Koalitionspartners mit zu berücksichtigen, der, wenn auch eher gezwungenermaßen, in diese Partnerschaft geht. Das Geld dafür hat er nicht und die Schuldenbremse reformieren will er auch nicht. Letzteres wäre möglich, wenn er die Reform noch schnell durch den alten Bundestag bringen würde. Denn im neuen Bundestag ist eine Änderung des Grundgesetzes nicht möglich, ohne die Stimmen der Blauen und Dunkelroten. Beide haben zusammen die Sperrminorität und können damit alles blockieren.
Aber: Das Ergebnis der Wahl hätte durchaus schlimmer kommen können, der eine oder die andere mag es schade finden, dass es die FDP nicht geschafft hat, wird sich dann aber vielleicht freuen, dass das BSW auch nicht reingekommen ist. Klar wären zwei Drittel in der Mitte schön gewesen, aber Marketing ist eben halt ein schwieriges Geschäft und Musk, alternative Fakten, die sozialen Medien und die wachsende Unbildung sind gewichtige Gegner. Ob die Überzeugung das Richtige zu tun allerdings Grund genug ist, vor der Inauguration des neuen Bundestags unter den alten Mehrheiten Weichen für die neue Legislaturperiode zu stellen, muss wohl zumindest diskutiert werden.
Mit einem Sondervermögen von zweihundert Milliarden, das steht derzeit im Raum, nur für die militärische Unterstützung der Ukraine, ist es leider auch nicht getan. Denn damit hat die neue Regierung keine Chance irgendetwas zu bewegen. Die paar Euro, durch die Einsparung beim Bürgergeld und durch die neue Migrationspolitik, werden die großen Aufgaben unseres Landes nicht gelöst. Da braucht man schon etwas mehr Kohle. Die besagten Gelder kommen ja auch wieder herein. Wenn z. B. die Bahn AG – immer noch im Besitz des Bundes befindlich und ein bekanntes Milliardengrab – mit einem Sondervermögen einschließlich des Schienennetzes wieder tippi toppi in Ordnung gebracht wird, dann spricht nichts dagegen, sie in Teilen oder ganz mit Gewinn an die Börse zu bringen. Und schon hätte die erste Tilgung getätigt werden können. Aber dazu bedarf es Mut zum Risiko und das haben Politiker in der Regel nicht, speziell wenn man es überwiegend mit Wahlen in den einzelnen Bundesländern zu tun hat. Eine Änderung, ähnlich wie in den USA, mit Zwischenwahlen an einem Termin wäre in Deutschland angebracht. Vielleicht würde das ja die Politiker mit mehr Mut ins Risiko gehen lassen.
Die Lösungen, den europäischen Wirtschaftsmotor endlich wieder zu starten, lägen jedenfalls auf der Hand. Dringend notwendige Investitionen in die Infrastruktur und Verteidigung sind bewährte, probate und zielgerichtete Mittel, um die Konjunktur zu stützen bzw. in Schwung zu bringen. Dass das in einem Maße, wo wir es auch spüren, nur gehen wird, wenn man auch auf der Ausgabenseite ein bisschen flexibler wird. Allerdings müsste vorher noch viel Geld in die Bildung unserer Jugend fließen. Aber wer kann das, wenn nicht Deutschland?! Das mit dem Bürokratieabbau wird sich wohl auch nicht verhindern lassen. Was, wenn man den modernen ausgebildeten Staatsdiener vom Verhinderer zum Teil der Lösung macht? Prosperität mit und durch die Unterstützung der unzähligen Beamtenschaft incl. der vielen Angestellten in den Amtstuben ebenso mit der Digitalisierung! Insgesamt gesehen, so geht Aufbruch! (Nur falls noch jemand einen Strategen für den nächsten Wahlkampf sucht… Hamburg ist allerdings dabei leider schon gelaufen).
Schauen wir auf die Aktienmärkte, im speziellen Fall auf die Nubank, unserem neuesten NDAC-Clubfondswert. Eine Bank, in Lateinamerika beheimatet, enttäuschende Quartalszahlen und obendrein wirft Berkshire Hathaway gerade das Handtuch. Finger weg! Oder? Bleiben wir ruhig, denn ein zentraler Wettbewerbsvorteil von Nubank ist seine Kosteneffizienz. Mit etwa 8.000 Mitarbeitern – nur 8 Prozent der Personalstärke vergleichbarer traditioneller Finanzinstitute – hält das Unternehmen die Betriebskosten niedrig. Die Betriebskosten im Verhältnis zum Vermögen liegen bei Nubank bei etwa 6 Prozent, während Konkurrenten wie Itau mit etwa 15 Prozent operieren. Diese Effizienz ermöglicht es Nubank, sowohl Wachstum als auch überdurchschnittliche Margen und Eigenkapitalrenditen zu erzielen. Im Gegensatz zu traditionellen Banken wie Banco Santander oder Itau Unibanco, die auf teure Filialnetze setzen, investiert Nubank in Technologie und Datenanalyse, um Kreditrisiken präzise zu bewerten und maßgeschneiderte Produkte anzubieten. Die datengetriebene Herangehensweise und die niedrigen Kosten erleichtern natürlich die Kundengewinnung und fördern die Kundenbindung. Wichtig ist auch, während globale Fintechs wie Revolut oder Chime auf gesättigte Märkte in Europa oder den USA abzielen, konzentriert sich unser Wert auf Lateinamerika – eine Region mit über 650 Millionen Einwohnern, die bisher kaum Zugriff auf Bankdienstleistungen hatten. Nur zwei Zahlen noch dazu, der Gewinn lag mit 0,11 Dollar je Aktie unter den Erwartungen von 0,12 Dollar. Mit einem Umsatz von 2,99 Milliarden Dollar hat man die Analystenschätzungen von 2,76 Milliarden Dollar jedoch deutlich übertroffen. Wir sollten dabei bleiben. Die Aktie hat noch sehr viel Potential.