Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC
Wenn Sie diesen Newsletter erhalten, dann haben wir bereits April und der macht bekanntlich, was er will, und das meinen wir erst einmal nur wettermäßig. Mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schneeschauern hat uns der März auch nicht gerade verwöhnt, soll heißen, der Frühling lässt in Deutschland auf sich warten.
Dagegen wird es den etwa 9.000 vom Ifo-Institut befragten Firmen immer frühlingshafter zumute. Denn die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich weiter verbessert: Das Ifo-Geschäftsklima stieg im März um 2,2 Punkte auf 93,3 Zähler. Das ist schon der fünfte Anstieg in Folge. Bankvolkswirte hatten im Durchschnitt mit einer geringfügigen Verbesserung knapp über Stagnation gerechnet. Geht es nach diesen Zahlen, könnte sich die Rekordjagd der Unternehmen also fortsetzen. Der Gesamtumsatz der DAX-Konzerne stieg laut Berechnungen von Ernst & Young 2022 um 15,5 Prozent und erreichte mit 1,8 Billionen Euro eine neue Bestmarke. Der operative Gewinn der Unternehmen kletterte ebenfalls auf ein neues Rekordniveau, das Wachstum dagegen lag nur bei 3,4 Prozent. Auch wenn die Gewinnentwicklung weniger positiv verlief, haben sich die Unternehmen damit insgesamt besser entwickelt, als man angesichts einer drohenden akuten Energiekrise in Folge des Ukraine-Krieges und einer drohenden Rezession vermuten konnte.
Allerdings mahnen die Experten, dass diese Sondersituation nicht von Dauer sein werde. Denn die Konjunktur schwächelt, die Rezessionsgefahr sei nicht gebannt.
Das war die Bankenkrise 2023! Hoffentlich… Was haben wir also in den letzten Wochen erlebt? Bilanzspielereien in den USA. Dass man nach Generationen fallender Renditen am langen Ende und fünfzehn Jahren geschenkten Geldes die Zeichen der Zeit falsch interpretieren und sich verzocken kann, lassen wir einmal so stehen. Dürfte eigentlich nicht sein, soll aber ab und an schon vorgekommen sein, wir kennen viele Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit. Eine über viele Jahre schlecht gemanagte Bank in der Schweiz. Hat wohl irgendwann kommen müssen, es wurde einen Notstandsparagrafen aus dem Tresor gezogen, um die notleidende Credit Suisse gegen alle Aktionärsrechte dem anderen größeren Geldhaus UBS zuschanzen zu können. Und damit wurde ein noch größeres Risiko durch den Zusammenschluss geschaffen, wir hatten schon mehrfach darüber berichtet. Last but not least war da noch die Attacke auf die Deutsche Bank. Auch die Deutschbanker hat in den letzten zwanzig Jahren nicht immer nur geglänzt, schienen zuletzt aber auf einem guten Weg zu sein und die rote Laterne zunehmend an die CS abgegeben zu haben, die es jetzt nicht mehr gibt.
Der jüngste Absturz von Bankaktien hat Europas obersten Aufsehern um Andrea Enria über die Branche einen Schrecken eingejagt. Nach der Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) und der Rettung von Credit Suisse war die Aktie der Deutschen Bank am vergangenen Freitag zeitweise um 15 Prozent eingebrochen. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach dem Geldhaus daraufhin demonstrativ sein Vertrauen aus (ob das geholfen hat, daran darf man durchaus zweifeln). Der Angriff schlug also erfreulicherweise fehl und die „Blauen“ gibt es auch heute noch. Schuld an dem Absturz waren der „undurchsichtige und illiquide“ Markt für Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS). Mit dem Einsatz weniger Millionen Euro am Kreditderivatemarkt könne man die Aktie einer Bank mit einer Billionen-Bilanzsumme beeinflussen, ihre CDS-Risikoprämien bewegen sowie möglicherweise Einlagenabflüsse auslösen, sagte EU-Bankenaufseher Enria. „Wir sollten mehr Transparenz auf diesen Märkten haben.“ Das haben wir doch schon öfter gehört seit 2008.
Und schon lugt die nächste Bedrohung um die Ecke, die bisher unter dem Radar der Verantwortlichen lag. Die Leerstände bei US-Gewerbeimmobilien sind landesweit so hoch wie seit den 1980er-Jahren nicht mehr. Das zeigen Daten der Ratingagentur Moody’s. Nach der Pleite der Silicon Valley Bank steigt in den USA die Sorge, dass Kredite für Büro- und Gewerbeimmobilien zum neuen großen Problem für die Banken werden könnten. Dabei kommt eine Reihe von Faktoren zusammen: Regionalbanken sind die wichtigsten Kreditgeber für Gewerbeimmobilien in den USA. Sie halten nach einer Analyse der Bank of America fast 70 Prozent dieser Kredite in ihren Büchern. Neben Büroimmobilien zählen Kredite für Einzelhändler, Shoppingcenter und Wohngebäude dazu. Viele Kreditverträge wurden aufgesetzt, als die Leitzinsen der US-Notenbank Fed noch bei null lagen und der Immobilienmarkt weitgehend boomte. 2023 werden nun Kredite für Gewerbeimmobilien im Wert von rund 450 Milliarden Dollar fällig, keine kleine Summe. Damit ist bei den meisten eine Umschuldung fällig. Und die Refinanzierung wird sich dabei an deutlich höheren Zinsen orientieren müssen. Dazu kommt, dass die Bewertungen der Immobilien abgenommen haben, denn die Spitzenbewertungen aus der Vergangenheit entsprechen nicht mehr den heutigen Werten. Und die Liquidität am Markt ist durch die gezielten Maßnahmen der Fed auch nicht mehr so sehr üppig vorhanden. Wir sehen, hier wird das nächste Problem so langsam an den Märkten hochgekocht. Für Europa gilt dasselbe, denn hier sieht es nicht anders aus. Wieder einmal muss der Staat gemeinsam mit den Zentralbanken wahrscheinlich alles retten… Nichts gelernt aus der Vergangenheit!
Obwohl immer noch mit negativen Vorzeichen, hat sich der Konsumklimaindex im März etwas aufgehellt. Der Wert lag im März 2023 bei einem Indexwert von -30,6 Punkten gegenüber -33,8 Punkten im Februar. Wie kommentierend festgestellt wurde, gibt es eine Kaufzurückhaltung bei langlebigen Konsumgütern in Deutschland. Verständlich, denn die deutschen Verbraucher halten das Geld jetzt zusammen. Kein Wunder also, dass für den nächsten Monat nur noch ein minimales Wachstum auf -29,5 Punkte prognostiziert wird. Und wir sehen, dabei sind alle Prozentzahlen noch im negativen Bereich. Es könnte bald die Zeit kommen, wo die Ampelregierung ein Konjunkturprogramm zur Ankurbelung der Nachfrage auflegen muss und nicht die Bürger über zusätzliche Belastungen bspw. durch Heizungsaustausch u. Ä. vom Kaufen abhält.