Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC
Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, erwartet, dass sich die volle Wirkung der Zinserhöhungsserie jetzt zu entfalten beginnt. Die jüngste Analyse ihres EZB-Stabs deute darauf hin, dass sich die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung auf die Wirtschaft und die Inflation in den kommenden Jahren verstärken dürften. Trotz des nachlassenden Preisdrucks im Euro-Raum müssten die Zinsen aber weiter steigen: „Unsere künftigen Entscheidungen werden sicherstellen, dass die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau angehoben werden, um eine rechtzeitige Rückkehr der Inflation zu unserem mittelfristigen Ziel von zwei Prozent zu erreichen.“ Die Inflation im Euroraum hat im Mai zwar spürbar nachgelassen, liegt mit 6,1 Prozent aber noch weit über der von der EZB angestrebten Stabilitätsmarke.
Wir werden uns auf eine weitere Zinserhöhung einstellen müssen, wenn auch jetzt der große Druck wegen der rezessiven Entwicklung aus dem Kessel entwichen ist. Vor dem Treffen in Jackson Hole wird es wohl zu keiner größeren Zinserhöhung auf beiden Seiten des Atlantiks, die über 25 bis 50 Basispunkte liegen wird, kommen. Aber eben auch zu keiner Zinswende.
Wahrscheinlich werden auch die jüngsten Beschlüsse der OPEC+ und deren Folgen die Leitzinsdebatte bestimmen. Saudi-Arabien wird im Juli seine Öl-Fördermenge freiwillig um eine Million Barrel pro Tag kürzen. Dieser Schritt kann monatlich verlängert werden. Laut dem saudi-arabischen Energieministerium sei dies eine vorsorgliche Maßnahme, die für Marktstabilität sorgen soll, wie die staatliche Nachrichtenagentur Saudi Press Agency mitteilt. Diese Entscheidung fällte das Königreich im Rahmen des OPEC-plus-Treffens, das am vergangenen Sonntag in Wien stattfand. Nach stundenlangen Verhandlungen entschied sich das Öl-Kartell sein Produktionsziel für 2024 auf rund 40 Millionen Barrel am Tag festzulegen. Damit verringern sich die Fördermengen im Vergleich zu der aktuell angepeilten Produktion um knapp 1,4 Millionen Barrel am Tag. Die Verbraucher werden es, sofern sie kein E-Auto fahren, kurz vor Weihnachten wieder spüren, dann werden die Preise spätestens anziehen. Und ihr Autor meint Weihnachten 2023, denn dieses Geschäft lassen sich die Ölmultis wohl kaum entgehen.
Und schlechte Nachrichten kommen auch aus dem Reich der Mitte. Die schwache globale Nachfrage hat Chinas Exporte unerwartet stark einbrechen lassen. Die Ausfuhren sackten im Mai in Dollar berechnet um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ab, wie die Zollverwaltung in Peking berichtete. Der Rückgang war besonders stark im Vergleich zum Vormonat, als noch ein Plus von 8,5 Prozent verzeichnet worden war. Das überraschend deutliche Nachlassen des Außenhandels weckt neue Sorgen über die erhoffte konjunkturelle Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft. Die neue prognostizierte Corona-Welle mit Millionen infizierten Chinesen und dann wieder einsetzende Lockdowns großer Industriemetropolen müssen wir dabei auch noch berücksichtigen. Als Gründe für den starken Abschwung der chinesischen Exporte gilt vor allem die schwache Dynamik auf den Weltmärkten. Hohe Inflation, gestiegene Zinsen und überhöhte Energiepreise wegen des Ukraine-Krieges belasten auch die Nachfrage nach Produkten “Made in China”. Der Außenhandel ging seit Jahresanfang um 2,8 Prozent zurück – zuletzt im Mai sogar um 6,2 Prozent, wie der Zoll berichtete.
Vielleicht etwas untergegangen, weil sie den DAX40 nicht tangierten, sind die bevorstehenden Wechsel in den Etagen darunter. Das Hamburger Biotech-Unternehmen Evotec kommt am 19. Juni 2023 wieder in den MDAX der 50 größten deutschen Nebenwerte. Außerdem werden die Software AG, der Spezialverpackungs- und Abfüllanlagenherstellers Krones und die Shop Apotheke in den Nebenwerteindex aufsteigen. Das hat die Deutsche Börse als Ergebnis der regelmäßigen Überprüfung ihrer Indizes bekannt gegeben. Im MDAX müssen der Glasfaserspezialist Adtran Holdings, das Immobilienunternehmen Aroundtown, der Mobilfunkkonzern United Internet und der Waferhersteller Siltronic den Aufsteigern weichen. Sie notieren künftig im 70 Unternehmen umfassenden Kleinwerteindex SDAX. Dort wiederum muss das Immobilienunternehmen Dic Asset Management Platz machen und wird sich künftig in keinem Index mehr wiederfinden.
Das Anlage-Ikonen sich auch verspekulieren können, beweist wieder einmal das Beispiel Cathie Woods und das ausgerechnet mit unserem so erfolgreichen NDAC-Wert Nvidia. Sie hat die Rallye verpasst. Dabei besaß Wood Anfang November Wood noch mehr als eine halbe Million Aktien im Wert von 72 Millionen Dollar, heute läge der Wert bei über 190 Millionen. Jetzt ist ihr die Aktie zu teuer. Stattdessen kaufte sie drei andere KI-Aktien für knapp 200 Millionen Dollar (Palantir, Uipath und Twilio). Wünschen wir ihr einfach Erfolg bei den neuen Investments.
In den USA wird so langsam die Aufstellung der Republikaner für die Vorwahlen vollständig. Neben Ex-Präsident Trump hat auch noch sein damaliger Vize-Präsident Mike Pence seine Kandidatur angekündigt. Und Ron DeSantis aus Florida ist der dritte im Bunde der aussichtsreichsten Kandidaten für die Vorwahl bei den Republikanern. Und dann gibt es noch einige andere Bewerber, vielleicht kommen auch noch welche dazu. Es wird wie immer sein, einer nach dem anderen verabschiedet sich und am Ende wird es ein Trio oder ein Duo sein, das den Sieg im Vorwahlkampf unter sich ausmacht. Die Vielzahl der Kandidaten spielt Donald Trump in die Hände, seine Anhänger stehen zu ihm. Das Duell Biden gegen Trump werden wir letztendlich sehen, mit ungewissem Ausgang. Oder vielleicht ein ganz anderes Duell scheint auf Grund der gesundheitlichen Verfassung des Amtsinhabers auch möglich: Trump gegen Kamala Harris. Und wie das Duell ausgeht, dürfte wohl klar sein. Biden kann wenigsten seine Erfolge in der Wirtschafts- und Finanzpolitik in die Waagschale werfen. Es wird spannend, wenn der Vorwahlkampf startet…