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Der Clubfonds-Ticker

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Es wird Zeit, die ESG-Kriterien zu überdenken

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Jedes Jahr sehen wir im Herbst in New York bei der UNO-Vollversammlung den Auflauf von Präsidenten, Premierministern und wenn diese sich das Procedere dort nicht antun wollen, die zuständigen Minister und Staatssekretäre der Mitgliedsländer der Vereinten Nationen. In den Reden geht es meistens um Krieg und Frieden, oder was eben jeder dafür hält. Die Umwelt und Menschenrechte sind auch noch wichtige Themenkomplexe, die dort mehr oder weniger intensiv eine Rolle spielen. Anschließend überlassen die Spitzenpolitiker der einzelnen Länder ihren Platz wieder den Botschaftern und ihren Delegationen. Wir haben einmal wieder darüber gesprochen was die Welt bewegt. Erreicht wird meistens bei solchen Treffen nichts, man hat sich wieder einmal gesehen.

Dabei ist der Frieden eine Hauptaufgabe für alle Politiker. Der Ukraine-Feldzug beispielsweise dauert an und auch der andere Konfliktherd Naher Osten wird immer gefährlicher. Die Ukraine hat nach der Zurückhaltung und unter Sparzwängen agierenden westlichen Verbündeten leider immer weniger Geld für die Abwehr der russischen Aggressoren zur Verfügung.

Der Ukraine-Konflikt hat die Investmentlandschaft nachhaltig verändert. Während Verteidigungsaktien vor dem Krieg noch weitgehend aus ESG-Portfolios, und davon gibt es heutzutage eine Menge, ausgeschlossen wurden, ist seit dem Ausbruch des Konflikts ein Umdenken zu beobachten. Man beachte die geänderte Wortwahl bei den Investments, früher hießen diese Papiere Rüstungsaktien und im schlimmsten Fall Kriegsaktien. Aber nach dem ESG-Fonds festgestellt haben, in welcher Größenordnung Rendite dabei verloren geht, wenn Verteidigungsaktien nicht zum Portfolio gehören, setzt  langsam ein Umdenken bei den Fondsmanagern ein. Investitionen in diese Unternehmen sind nun unerlässlich, um globale Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten, wobei eine klare Präferenz für Unternehmen besteht, die in Nato-Ländern ansässig sind. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass Investoren zunehmend bereit sind, ihre ESG-Prinzipien in einem sicherheitspolitischen Kontext neu zu definieren. Allerdings ist es noch ein langer Weg, bis die Erkenntnis bei allen Anlegern in ESG-Fonds greift, dass ESG und die Verteidigung der Freiheit doch zusammengehören. Und die Kriterien generell geändert werden müssen. Bei Erdgas und Atomkraft ging es ja auch.

Die jüngsten Gewinner des Aktienmarktes zu kaufen und die Verlierer zu verkaufen, hat sich über lange Zeiträume, in vielen Märkten und in zahlreichen Anlageklassen ausgezahlt – das belegen zahlreiche Studien. Die Verhaltenstheorie nennt als möglichen Grund, dass Marktteilnehmer langsam auf positive Nachrichten reagieren. Eine Garantie für den Erfolg der Strategie gibt es indes nicht: Wer auf diese Weise anlegt, geht ein höheres Risiko ein – in Erwartung einer höheren Durchschnittsrendite. Ökonomen haben für den amerikanischen Markt herausgefunden, dass der Anlagestil sehr anfällig für Phasen erhöhter Marktschwankungen ist, beispielsweise bei Korrekturen und Bärenmärkte, hier deutlich verliert als der breite Markt. Eine Investition in kürzlich erfolgreiche Wertpapiere kann zwar attraktiv erscheinen, jedoch sollte man sich der erhöhten Gefahr bewusst sein, einen Teil des eingesetzten Geldes zu verlieren wenn die Märkte volatiler werden.

Und dass die Märkte stärker schwanken stellen wir jedes Mal fest, wenn wir auf die Kurse von DAX &Co schauen. Da brauchen wir nur die Indikatoren anschauen. Die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone fielen wesentlich schwächer als erwartet aus. Der Sektoren übergreifende Stimmungsindikator sank erstmals seit sieben Monaten unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten. Besonders schwach war der Index für das Verarbeitende Gewerbe mit 44,8 Punkten. Verantwortlich war der stärkste Rückgang der Auftragseingänge seit Januar. Da auch die Auftragsbestände mit beschleunigter Rate abgenommen hätten und die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist auf ein Zehn-Monats-Tief gesunken seien, habe sich auch der Stellenabbau trotz Fachkräftemangels fortgesetzt, hieß es. In Frankreich verpuffte zudem der Effekt der olympischen Sommerspiele, der im Vormonat den Index noch spürbar gestützt hatte. In Deutschland fiel der Einkaufmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes tief in den Rezessionsbereich auf 40,3 Punkte. Und da ist es auch kein Wunder, dass sich der ifo Geschäftsklimaindex im September abermals um 1,2 auf 85,4 Zähler verschlechterte. Dies sind der vierte Rückgang des Index in Folge und der tiefste Stand seit Januar. Der Rücksetzer war zudem stärker als im Marktkonsens erwartet.

Aber es gibt immer noch gute Nachrichten von mutigen Unternehmen, die den Sprung an die Börse wagen, und hier sogar von einem deutschen Unternehmen. Der deutsche Aktienmarkt bereitet sich auf den wohl letzten großen Börsengang in diesem Jahr vor: Der Wissenschaftsbuchverlag Springer Nature will am 4. Oktober in Frankfurt an die Börse gehen – und strebt eine Bewertung von bis zu 4,7 Milliarden Euro an. Hoffen wir auf ein starkes Debüt, denn positive Nachrichten machen nun einmal gute Stimmung an den Börsen, und die brauchen wir in unserem Land, um aus dem wirtschaftlichen Tief herauszukommen.

Zumal nach dem Rücktritt der Grünenspitze als Ergebnis der Wahlen in drei ostdeutschen Bundesländern die Bundesregierung bekanntlich auf der Kippe steht. Denn die FDP wurde unter sonstigen Parteien gezählt und keiner hat es groß mitbekommen. Das macht etwas mit den Liberalen, die jetzt teilweise überlegen, aus der Ampel auszutreten. Kurz vor Weihnachten, wurde als Termin in Erwägung gezogen. Aber ihr Autor glaubt die Ampel bleibt bis zum Schluss bestehen, sie blinkt halt nicht mehr und das ist für den Standort sehr negativ.