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Ein heißer Herbst steht nicht nur an den Märkten bevor

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Wir sagen immer „…but remember, to come back im September“ oder so ähnlich.

Der diesjährige September ist grundsätzlich kein besonderer Monat für Aktienmärkte und da die Gemengelage, wie schon mehrfach festgestellt, eine durchaus unübersichtliche ist, reicht uns das vielleicht als Hauptinputfaktor, um unsere Positionierung anzupassen. Wirtschaftsdaten und antizipierte Fed-Entscheidungen sind sicher auch wichtig und auch ob der Nahe Osten neben der Ukraine schließlich doch noch völlig in Brand gerät, sollten wir eigentlich bewerten.

Ob das alles aber ausschlaggebend dafür sein kann, dass Nvidia an einem Tag 279 Milliarden Dollar an Marktwert verliert oder zwei Tage später vielleicht wieder 400 Milliarden Dollar an Marktwert gewinnt, muss eventuell schon hinterfragt werden. Ein Schelm, der hier denkt, wir könnten es vielleicht doch mit ein paar Marktverwerfungen zu tun haben, von denen das große Nvidia nur die Spitze des Eisbergs darstellt…

Und wie kommt ihr Autor jetzt ausgerechnet auf Schokolade und weiter Süßigkeiten von Nestlé? Keine Sorge, ich mag Schokolade bei der Arbeit nicht. Aber unser anderer Depotwert Nestlé ist an der Börse mit rund 240 Milliarden Franken bewertet. Am Dienstag vergangener Woche ist der Börsenwert von Nvidia um 279 Milliarden Dollar eingebrochen. Zu Deutsch: Der Dienstag hat beim Chiphersteller eine ganze Nestlé AG vernichtet. Ja, das bedeutet allerdings auch, dass viele Investoren langsam, aber sicher etwas vorsichtiger werden in Sachen KI. Und vor allem bedeutet das: Wir erleben nach dem Beben vor einem Monat wieder ein ziemliches Rumpeln.

In diesem Zusammenhang könnte es also auch wieder einmal Zeit sein, eine kleine Warnung auszusprechen: Aktien können nicht nur steigen! Auch wenn sie das in der Regel – wegen der Geldentwertung und der Wachstumsillusion? – in der Regel zu tun scheinen. Und gleich noch was in diesem Zusammenhang: Mit den ETFs ist das wie in der Ehe:  In guten wie in schlechten Zeiten und so… Wir  wollen da gar nicht widersprechen, dass es wenig Sinn macht, einem ETF-Manager dafür Fees (Gebühren) zu bezahlen, dass der irgendwelchen Indizes nachhupft und sich mithin der Marktbewegung auf Gedeih und Verderb ausliefert und das vielleicht sogar noch mit einem Hebel, denn dann tut es doppelt oder mehrfach weh, wenn der ETF die Richtung wechselt. Jetzt vielleicht zahlt sich nachdenken, Hausaufgaben machen und ein differenziertes Herangehen an Investitionsentscheidungen wieder mehr aus, in Zeiten, in denen nicht mehr alle mit geschenktem Geld ins Casino gehen können.

Bittere Schokolade soll gut sein für die Nerven, sagt man und speziell gegen depressive Stimmungen helfen. Allerdings müssten die Manager und alle Volkswagen-Beschäftigte diese dann tonnenweise zu sich nehmen, denn das Herz der deutschen Automobilindustrie scheint kurz vor einem Infarkt zu stehen.

Vorweg, die Arbeitsplätze bei Volkswagen hatten seit Jahrzehnten durch Beschäftigungssicherungsvereinbarungen (die letzte bis 2029!) so etwas wie Beamtenstatus. Im Rahmen seines Sparprogramms schließt die Kernmarke VW jetzt auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger aus, wie das Unternehmen nach einer Führungskräftetagung mitteilte. Die mit dem Betriebsrat geschlossene Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung werde aufgekündigt. Sie schloss betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 aus. Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaft zeigten sich naturgemäß entsetzt und wollen um ihre Arbeitsplätze kämpfen. Konzernchef Oliver Blume begründete den Kurs mit der sich zuspitzenden Lage. “Die europäische Automobilindustrie befindet sich in einer sehr anspruchsvollen und ernsten Lage. Das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft”, sagte er laut Mitteilung. Um die angepeilten Ergebnisverbesserungen von zehn Milliarden Euro bis 2026 zu erreichen, müssten die Kosten nun stärker als bisher geplant sinken. “Der Gegenwind ist deutlich stärker geworden”, sagte Markenchef Thomas Schäfer laut Mitteilung. “Wir müssen deshalb jetzt noch mal nachlegen und die Voraussetzungen schaffen, um langfristig erfolgreich zu sein.” Laut “Handelsblatt” geht es um bis zu vier Milliarden Euro, die zusätzlich eingespart werden müssen. Über die Situation der deutschen Autobauer wurde schon oft geschrieben und jetzt kommen die Hiobsbotschaften konkret bei den Beschäftigten an. Und VW scheint ebenso wie Nvidia nur die Spitze des Eisberges zu sein…  Denn Deutschlands Autobauer haben den Anschluss an die Weltspitze verpasst und müssen nun die Suppe auslöffeln. Bedeutet aber auch, vorerst Finger weg von Autoaktien und deren Zulieferern, denn auch der Staat ist in der gleichen desolaten Lage und kann auch nicht helfen.

Ja, und dann steht auch noch Intel, das Leuchtturmprojekt des Wirtschaftsministers auf der Kippe, denn auch bei dem Chiphersteller läuft auch nicht mehr alles rund. Einen Rückzug aus dem Vertrag wird wohl von Seiten der Amerikaner in Erwägung gezogen, obwohl der Konzern die deutschen Subventionen durchaus benötigen würde, um eigene Fehlentscheidungen im fernen Nordamerika zu korrigieren. Ihr Autor wagt eine Prognose, in Magdeburg wird begonnen zu bauen, schließlich besitzt Intel ja die Grundstücke bereits. Und dann Baustopp und eventuelle Verpachtung der Produktionshallen an mögliche Interessenten, die dann dort etwas produzieren werden, aber eben keine Halbleiter. Obwohl, die Intel-Halbleiter sind für ein europäisches Pendant zu Nvidia eh ungeeignet. Da hat sich die deutsche Politik wieder einmal durch den Kakao ziehen lassen, aber das wussten die Spitzen im Bundeswirtschaftsministerium auch schon vorher.

Und zum Abschuss noch zu den Landtagswahlen, die den September eingeläutet haben. Die politische Seite ist kompliziert, so kurz danach sind nicht nur die Politiker in Sachsen und Thüringen gefordert, neue Möglichkeiten in der Koalitionsfindung auszuloten. Auch die Wirtschaft wird sich umstellen müssen, wie stark hängt von der künftigen Stabilität der Regierungen dort ab. Der Fachkräftemangel wird aber so nicht behoben werden. Und das Ganze ist noch nicht zu Ende, Mitte September wählen die Brandenburger ihr Parlament neu mit ähnlichem Ergebnis. Und dann wird die Bundesregierung wohl darüber nachzudenken haben, ob sie sich bis zum Ende der Legislatur quälen will oder die Leidenszeit ein knappes Jahr verkürzt. Wobei was soll`s? Wenn die BTW vorgezogen wird, wohlgemerkt mit allen parlamentarischen Tricks mit anschließenden Wahlk(r)ampf, dann geht auch wieder Zeit ins Land, in der nichts passiert. Also sollten wir lieber auf das reguläre Ende der Ampel warten und vertrauen dem Wähler dem unbekannten Wesen, die Zukunft des Landes für die nächste Legislatur an.