Erfreulicherweise haben wir einen POTUS im Weißen Haus, der sich weder schwer tut, seine Meinung zu ändern, noch seine Aussagen zu revidieren oder kurzfristig eine ganz andere Richtung einzuschlagen. Wichtig dürfte ihm vor allem die Aktienmarktperformance sein – was wiederum gut für uns alle ist. Ist eh alles ganz einfach, oder? Da er zwar am lautesten schreit und sowohl die Fake-News-Media als auch die etwas weniger objektiven Parteisender das Gesagte nicht einmal in einfache Sprache übersetzen müssen, bekommt er zumindest in der westlichen Hemisphäre das meiste Airplay – aber dort, wo’s wirklich spannend ist, namentlich in China und Indien, zunehmend weniger Gehör.
Gemeinsam ist sowohl der indischen als auch der chinesischen Führung, dass sie nichts von Transactional Geopolitics halten, sondern ihre geopolitischen Ziele über Jahre bzw. Dekaden verfolgen. Macht auch mehr Sinn so. Trump wird vergehen, aber Indien und China werden bleiben. Beide Nationen haben nicht vor, vor den Amerikanern auf die Knie zu gehen – einfach, weil sie es nicht (mehr) nötig haben. Die außenwirtschaftlichen Verflechtungen sind zwar nach wie vor vorhanden, aber gesamtwirtschaftlich für beide Staaten nicht mehr essenziell. Daran sollten sich die EU-Staaten, die ja immer wieder den großen gemeinsamen Markt beschwören, ein Beispiel nehmen. Aber sei es drum – Good Old Europe (oder zumindest Teile davon) kämpft jetzt um die (Veggie-)Wurst. Das ist verdammt wichtig – wichtiger, als dem POTUS in Fragen der Zölle Paroli zu bieten.
Weniger positiv ist man in Indien offenbar zu den BRICS bzw. BRICS Plus eingestellt. Der fotodokumentarisch wohlinszenierte Handschlag zwischen Premier Modi und Präsident Xi dürfte im Wesentlichen veranstaltet worden sein, um Trump ein wenig zu ärgern – echte Freunde werden die beiden wohl nicht mehr.
Wie der ganze globale Spaß weitergehen wird, ist sehr schwer abzuschätzen. Wird doch alles möglicherweise Relevante durch lautes Getöse, Selbstbeweihräucherung und Jubelchöre übertönt. Einige europäische Staats- und Regierungschefs mutierten wieder zur Staffage für den mutmaßlichen Friedensbringer aus Washington. Interessant ist nur, wer nicht vertreten war von den einflussreichen Nationen. Da wird der Don, sollte er sich noch daran erinnern, gleich wieder über geeignete Strafzölle nachdenken.
Aber schauen wir einmal, wie ernst es Bibi und Donald mit dem Gaza-Abkommen wirklich meinen. Dass es – bei aller gerechtfertigten Emotionalität – schwer werden könnte, nach zwei Jahren intensivem Krieg alle sterblichen Überreste der getöteten Geiseln wiederzufinden, wirkt nachvollziehbar; darauf ein Scheitern zu provozieren, weniger. Auf den US-Shutdown mit all seinen Folgen (oder gibt’s gar keine, weil eh alles super ist in den USA? 😉 ) scheint indes keiner mehr zu blicken. Auch dass die einstmals so wichtigen Arbeitsmarktzahlen nicht oder nur verzögert publiziert werden – das nur als ein Symptom – kratzt keinen mehr. Ist aber eh super, denn je weniger die Anleger wissen, desto mehr müssen sie irgendwie glauben, dass die Fed die Zinsen senken wird und MAGA tatsächlich „supersuper“ ist.
Während Deutschland in Europa in diesem Jahr die Rote Laterne beim Wirtschaftswachstum trägt, sieht es im Reich der Mitte schon anders aus. Schließlich haben die Chinesen weitaus höhere Zölle als die von unserer Uschi ausgehandelten zu tragen. Aber was machen die Chinesen? Chinas Exporte sind im September um 8,3 Prozent gestiegen und haben damit die Erwartungen deutlich übertroffen. Das ist immerhin das stärkste Wachstum seit März. Um sich gegen höhere US-Zölle abzusichern, erschließen chinesische Unternehmen gezielt neue Märkte. Zwar brachen die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten um 27 Prozent ein, doch Zuwächse von jeweils rund 15 Prozent in Europa und Südostasien konnten den Verlust mehr als ausgleichen. Der intensive Wettbewerb um Marktanteile setzt die Gewinnmargen chinesischer Exporteure unter Druck. Wegen der schwachen Binnennachfrage senken viele Produzenten ihre Preise, um im Ausland Käufer zu finden.
Noch so ein Spiel aus dem Sandkasten des Kindergartens USA–China gefällig? Die USA erheben seit Kurzem neue Hafengebühren für das Löschen von Seetransporten aus China sowie für Transportunternehmen und Reeder, die in China gebaute Schiffe nutzen. Als Antwort darauf führte Peking ebenfalls Sonderhafengebühren für Schiffe mit US-Bezug ein. Zudem wurden chinesischen Unternehmen Geschäftsbeziehungen zu fünf US-Tochtergesellschaften eines führenden südkoreanischen Schiffbauers untersagt. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte die Welt darüber lachen.
Und nun noch etwas Positives zum Schluss – denn alles läuft nicht verkehrt. Unser NDAC-Clubfondswert LVMH überraschte die Märkte mit starken Umsätzen und lässt die Aktie geradezu fliegen. Analysten sehen in den Zahlen ein Signal für eine Trendwende im Luxussegment. Die Aktie von LVMH verzeichnete nach Vorlage der Quartalszahlen einen deutlichen Kurssprung von rund 13 Prozent. Grund für die positive Marktreaktion war die unerwartete Rückkehr zu organischem Umsatzwachstum im dritten Quartal, nachdem der Luxusgüterkonzern in den beiden vorangegangenen Quartalen noch rückläufige Erlöse verbuchen musste. Damit deutet sich eine Trendwende bei LVMH an, die von Investoren mit Zuversicht aufgenommen wurde.
Im Zeitraum von Juli bis September erzielte LVMH einen Quartalsumsatz von 18,3 Milliarden Euro. Zwar liegt dieser Wert etwas unter dem Niveau des Vorjahresquartals, doch gelang es dem Unternehmen, die Erwartungen der Analysten zu übertreffen. Besonders bemerkenswert ist das organische Umsatzwachstum von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – das erste positive Wachstum dieser Art im laufenden Jahr. Dies wird als Signal gewertet, dass sich die Nachfrage nach Luxusgütern trotz des herausfordernden makroökonomischen Umfelds stabilisiert.
Das Management von LVMH zeigte sich angesichts der aktuellen Entwicklung zuversichtlich und bekräftigte das strategische Ziel, die Führungsposition im globalen Luxussegment weiter auszubauen.
Wenn Luxus wieder gekauft wird, dann ist eben doch nicht alles verkehrt.