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Der Clubfonds-Ticker
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Die Pharmaindustrie wird sich verändern (Teil 4)

Die Pharmaindustrie wird sich verändern (IV)

Ein wichtiger Player im Bereich der mRNA-Impfstoffe ist unser bekannter NDAC-Clubfonds BioNTech aus Mainz. Das Unternehmen war einer der entscheidenden Impfstoffentwickler zur Vorbeugung von Corona. Ursprünglich widmete sich BioNTech jedoch der Krebsbehandlung – der Corona-Impfstoff war eher eine Art „Nebenerzeugnis“. Nun sind die Mainzer wieder zur Krebsforschung zurückgekehrt und planen, unter anderem den Tübinger Konkurrenten CureVac (ehemals ebenfalls ein Clubfondswert von uns) zu übernehmen. Der Deal wird noch umgesetzt, das Management von CureVac unterstützt jedoch die Übernahmepläne. Das ist besonders wichtig, denn so vermeiden beide Unternehmen unnötige Kosten und Zeit – Ressourcen, die besser in die Forschung und Entwicklung hochwirksamer Therapien gegen Krebs und andere Krankheiten investiert werden können. Außerdem sollten wir nicht vergessen: Covid-19 war sicher nicht die letzte Pandemie, die uns heimsucht, und die Konkurrenz schläft nicht.

Auch im Bereich Immuntherapie tut sich einiges: Sanofi hat die US-Biopharma-Firma Blueprint Medicines übernommen. Dadurch erhalten die Franzosen Zugang zu Avapritinib, einem Medikament zur Behandlung bestimmter Krebserkrankungen. Zudem verfügt Blueprint über eine vielversprechende Pipeline an Immunologieprodukten.

Neben Immuntherapien standen im ersten Halbjahr auch Deals im Fokus, die auf die Behandlung seltener Erkrankungen abzielen. So übernahm die deutsche Merck KGaA aus Darmstadt den US-Krebsspezialisten SpringWorks Therapeutics. Ziel: der Aufbau eines Geschäfts rund um die Behandlung seltener Tumoren. SpringWorks verfügt bereits über ein in den USA zugelassenes Medikament gegen fortschreitende Weichteiltumoren sowie ein Präparat zur Behandlung gutartiger Hauttumoren.

Die Übernahme von SpringWorks könnte Merck zudem regulatorische Vorteile bringen. Sollte das europäische „Pharma-Paket“ verabschiedet werden, könnten Unternehmen, die bestimmte gesellschaftliche Ziele erfüllen – etwa die Erforschung seltener Krankheiten –, eine Verlängerung des regulatorischen Datenschutzes erhalten. Damit wären Neuentwicklungen länger vor Nachahmern geschützt.

Auffällig ist außerdem: Europäische Pharmaunternehmen kaufen verstärkt in den USA zu. Der Grund liegt in der erstklassigen US-Forschung. Gleichzeitig lassen sich so mögliche Handelskonflikte entschärfen: Je präsenter ein europäisches Unternehmen mit Produktionsstätten in den USA ist, desto leichter können Einfuhrzölle umgangen werden – ein Thema, das angesichts der von Washington angedrohten Strafzölle für Pharmaprodukte nicht außer Acht gelassen werden darf.

Ein weiterer Trend: Generika und Biosimilars. Mit jeder Zulassung eines Nachahmerpräparats steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Krankenversicherungen auf die deutlich günstigeren Generika zurückgreifen. Diese sind bis zu 60 Prozent billiger, da ihre Wirkstoffe bereits erforscht sind und nicht erneut nachgewiesen werden müssen. Heute sind rund 80 Prozent aller verschriebenen Medikamente in Deutschland Generika – sie machen jedoch nur etwa acht Prozent der Gesamtausgaben für Medikamente aus.

Eine besondere Gruppe bilden die Biosimilars – biotechnologisch hergestellte Nachahmerprodukte. Da biotechnologische Medikamente erst seit den 1980er-Jahren entwickelt werden und viele Patente nun auslaufen, steht der Markt vor einer neuen Phase. Biosimilars sind aufgrund ihrer komplexen Herstellung deutlich schwieriger zu kopieren, da sie auf lebenden Zellen oder Mikroorganismen basieren und dadurch stets gewisse Variabilitäten aufweisen.

Große Hersteller von Generika und Biosimilars in Europa sind unter anderem Sandoz aus der Schweiz und Merck KGaA aus Deutschland. Der Markt wächst weiter – und mit ihm der Kostendruck der Krankenkassen.

Vergessen wir schließlich nicht die Abhängigkeit von asiatischen Pharmaunternehmen, vor allem aus China und Indien. Deren Rolle zeigt sich oft ganz konkret: in Lieferengpässen in Apotheken vor Ort wie auch bei Online-Anbietern. Doch das ist wieder ein anderes Kapitel.