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Der Clubfonds-Ticker
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Die Osterruhe ist vorbei und langsam wird es ungemütlich an den Märkten

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Die Osterzeit ist vorbei und die Ruhe an den Börsen auch. Und es wird langsam wirklich ungemütlich an den Märkten.

Der US-Präsident will den unbequemen und nicht seinen Vorstellungen folgenden Fed-Chef am liebsten absetzen und er lässt derzeit prüfen, wie das geschehen könnte. Dabei hat er ihn in seiner ersten Amtszeit selbst ernannt. Und daher gibt es Feuer von den Märkten. Belastet von den dazu gehörigen Medienberichten ging es an der Wall Street am Ostermontag abwärts. An der Wall Street gaben alle drei wichtigen Indizes deutlich nach, da neben den Folgen der Zollpolitik des Präsidenten nun auch das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Fed angekratzt wird.

Besonders die Verluste der “Magnificent Seven”, der Gruppe der wachstumsstarken Tech-Riesen, zogen den NASDAQ nach unten. Der US-Präsident hatte am Montag bei seiner Kritik an Powell nachgelegt und ihm die Schuld an einer drohenden nachlassenden Dynamik der US-Wirtschaft zur Last gelegt, da die Fed den Leitzins entgegen seinen Wünschen nicht gesenkt hat. Powell bezeichnete er als “Mr. Zu Spät” und “großer Verlierer.” Trump behauptete, “praktisch” gebe es keine Inflation und es sei an der Zeit für eine “präventive Senkung” des Leitzinses. Wobei auch Jay Powell genauso wenig über Leitzinsveränderungen allein entscheidet wie bspw. die EZB-Chefin Christin Lagarde. Die beiden verkünden sie nur.

Aber ganz offensichtlich hat sich der Mann im Weißen Haus beraten lassen. Jetzt will er ihn nicht mehr entlassen. Wir werden sehen, was morgen oder in den nächsten Tagen passiert. Allerdings hat Jay Powell die Finanzmärkte hinter sich und die haben ungewöhnlich viel Druck aufgebaut. Dass Ergebnis: Der Präsident gibt klein bei. „Ich habe nicht die Absicht ihn zu entlassen.“  Und im Nebensatz, er würde es „gern sehen“, wenn dieser aktiven Bezug auf die Senkung der Zinsen nehmen würde. Er kann es einfach nicht lassen, der Donald! Aber zumindest die Märkte sind wieder angesprungen.

Es ist uns vielleicht bisher noch nicht so aufgefallen, aber es gibt einen „Schadensbegrenzer“ in der US-Administration. Nein, das ist ganz bestimmt der Elon, dessen Geschäfte mit Tesla laufen ja auch nicht mehr so richtig und seine Tage im Weißen Haus sind eh gezählt. Ihr Autor meint Scott Bessent, ehemaliger Hedge-Fondsmanager und gegenwärtig US-Finanzminister. Er hat am Dienstag wieder seine Wichtigkeit in den USA in diesen unruhigen Zeiten gezeigt. Wenn es zu angespannt wird oder die Ideen zur Belebung des Aktienmarktes ausgehen, bietet Bessent schnelle Lösungen.

Schauen wir uns die Entwicklung der Zollpolitik an. 

Die Sorgen über die Auswirkungen des Handelskriegs mit China nahmen zu, nachdem die Volksrepublik andere Länder davor gewarnt hatte, mit den USA auf Kosten Chinas über Zölle zu verhandeln. Das kann noch sehr viel weitere Unsicherheit hervorrufen.

Zumal China jetzt diffizil zurückschlägt. Der US-Flugzeugbauer Boeing ist anscheinend das erste prominente amerikanische Opfer. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, flog eine für die Auslieferung bestimmte 737 Max am Ostersonntag von China aus zurück zum Boeing-Werk in Seattle. Wenige Stunden später verließ eine zweite Maschine das chinesische Fertigungszentrum in Zhousan und nahm ebenfalls Kurs auf die Vereinigten Staaten. Die Boeing-Fertigung bei Shanghai ist für die Endmontage der Maschinen verantwortlich, kurz bevor diese an chinesische Fluggesellschaften ausgeliefert werden. Ihr Autor weiß ja nicht was in den Verträgen steht, aber die Chinesen werden es sicher geprüft haben, denn durch die Zölle sind die Maschinen nicht mehr rentabel. Vor wenigen Tagen wurde zudem bekannt, dass die Führung in Peking chinesische Fluggesellschaften angewiesen hat, die Annahme neuer Boeing-Flugzeuge zu stoppen und keine Flugzeugteile des amerikanischen Unternehmens zu kaufen. Eine neue Boeing 737 Max hat laut der Luftfahrtberatung Iba einen Marktwert von rund 55 Millionen US-Dollar. Wie stark sich der Preis durch die Zölle erhöht, ist nicht bekannt. Einem Bericht zufolge sollen sich die Kosten für in den USA hergestellte Flugzeuge und Teile für chinesische Airlines mehr als verdoppelt haben. Da ist es verständlich, wie die Chinesen reagieren.

Aber es geht weiter mit den Zöllen, vorerst. Die USA haben ihren Handelsstreit mit China ausgeweitet und erheben nun hohe Zölle auf Solarimporte aus vier südostasiatischen Ländern, in denen Hersteller vom chinesischen Festland in den vergangenen Jahren Fabriken errichtet haben. Und das sind nicht nur 145 Prozent oder ein paar Prozent mehr, sondern langsam wird es astronomisch. Die Zölle von bis zu 3.521 Prozent, die am Ostermontag auf Solarzellenimporte aus Kambodscha, Thailand, Vietnam und Malaysia angekündigt wurden, würden die Produkte auf dem US-Markt praktisch unverkäuflich machen. Die von der Trump-Administration verhängten neuen Zölle gelten für mehrere Unternehmen in Südostasien. Einigen Herstellern in Kambodscha drohen somit Zölle von mehr als 3.500 Prozent.

Bei einer privaten Veranstaltung ließ aber Finanzminister Scott Bessent durchblicken, dass der Handelskonflikt mit China nicht weitergehen könne und er eine Beruhigung der Situation erwarte, auch wenn es ein schwieriger Prozess sei. Diese Bemerkung wurde nach Börsenschluss von Trump selbst weitgehend bestätigt und sogar verstärkt. Der irrlichternde Präsident sagte, dass die Zölle auf chinesische Waren deutlich gesenkt würden. Und schon stiegen die Börsen wieder.

Wir sehen also, der US-Präsident agiert nicht mehr, sondern er reagiert im Augenblick nur noch. Das kann sich zwar jederzeit ändern, aber Fakt ist auch, und das ist beruhigend, die Märkte regulieren die Politik auch bei künftigen Markteingriffen durch das Weiße Haus. Die übrigen Zollerhöhungen würden vorerst zurückgenommen, die Entlassung Powell wird nicht weiter verfolgt und mit den China-Zöllen wird eine Verständigung mit dem Reich der Mitte gesucht.

Der US-Präsident sucht sich derweil andere Betätigungsfelder, allerdings müssen wir auch hier feststellen, der Mann hat definitiv den falschen Job.