Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC
Heute müssen wir schon wieder mit einer positiven Überraschung bei unserem Depotwert Nvidia beginnen, über dessen großartige Zahlen wir erst vor einigen Tagen berichtet haben. Und wieder ist es eine unvorstellbare Zahl, die Anlegern zeigt, dass sie mit diesem Wert im Depot richtig liegen: Dank der wachsenden Chip-Nachfrage durch den Boom künstlicher Intelligenz (AI) à la ChatGPT hat der Börsenwert von Nvidia die Schallmauer von einer Billion Dollar durchbrochen. Damit gelang dem Unternehmen als erstem Chip-Hersteller überhaupt die Aufnahme in diesen exklusiven Klub von derzeit insgesamt sechs Firmen. Nvidia-Aktien stiegen zur Eröffnung der Wall Street am 30.05.2023 um knapp sieben Prozent auf ein Rekordhoch von 415,50 Dollar. Dadurch wuchs die Marktkapitalisierung auf fast 1,026 Billionen Dollar. Angetrieben von dem KI-Hype war der Aktienkurs in der vergangenen Woche bereits um mehr als 25 Prozent angestiegen. Als Anleger kann man sich nur freuen, auch wenn der Druck auf den Konzern jetzt mehr und mehr steigt, anhaltend hohes Wachstum zu liefern. Vielen Anlegern wird jetzt bewusst, dass es nicht schadet, auch einmal Gewinne mitzunehmen, weil sie erstens gewisse Zweifel hegen, wie das mit der künstlichen Intelligenz weitergehen wird und zweitens, weil sich in ihren Depots ein Klumpenrisiko gebildet hat. Gewinne mitnehmen hat bisher noch niemandem geschadet. Für andere wiederum ist es eine Chance, die zurückgekommenen Papiere günstiger einzusammeln.
Und wir bleiben in den USA, der Kompromiss zum Schuldenstreit zwischen Demokraten und Republikanern ist auf der Zielgeraden. Der Kompromiss soll den Umfang des Bundeshaushaltes, den die Demokraten unter Biden eigentlich vergrößern wollten, nun faktisch einfrieren. Dafür würden die Budgets vieler Bundesbehörden und Ministerien begrenzt. Die Republikaner konnten auch durchsetzen, dass Empfänger bestimmter sozialer Leistungen einen Job nachweisen müssen. Die Demokraten wollten die staatlichen Einnahmen eigentlich durch die stärkere Besteuerung der Reichen erhöhen. Dagegen hatten naturgemäß die Republikaner etwas. Der zuständige Ausschuss im Repräsentantenhaus machte den Weg mit einer denkbar knappen Mehrheit von sieben zu sechs Stimmen frei, um den Gesetzesentwurf dem Plenum zur Abstimmung vorzulegen. Nach dem Repräsentantenhaus muss jetzt noch der Senat zustimmen. Alles wie gehabt, bis zum nächsten Schuldenstreit. Und das, was wir schon vermutet hatten, ist auch eingetreten, keiner spricht von Schuldentilgung.
Und wieder hat es einen Wirtschaftsverbrecher erwischt. Und dieses Mal einen wirklich Großen. Mit Hanno Berger wird der geistige Vater und damit eine Schlüsselfigur des Cum-Ex-Skandals hinter Gitter geschickt, der den deutschen Staat um Milliarden brachte. Hier ging es wirklich nicht nur um Peanuts, wie wir sehen. Nach neuen Berechnungen beläuft sich der weltweite Schaden durch Cum-Ex, Cum-Cum und vergleichbare Betrugssysteme auf mindestens 150 Milliarden Euro. Dieses Geld ließen sich Banken und andere Finanzakteure “zurückerstatten”, obwohl sie entsprechende Steuern nie gezahlt hatten. Neben Deutschland und den USA wurden zwischen den Jahren 2000 und 2020 mindestens zehn europäische Staaten Opfer dieses Steuerraubzugs. Bemerkenswert dabei ist zum einen, dass Hanno Berger einst Beamter in der hessischen Steuerverwaltung war, später wechselte er die Seiten und machte sich als Steueranwalt selbstständig. Zum anderen, dass es keinem Bundes- und Landesfinanzminister, sowie Beamten in den Finanzämtern aufgefallen ist, wie sie hier abgezockt wurden. Aber wenn ein Bewirtungsbeleg von 20 Euro nicht ordnungsgemäß vorliegt mit Steuernummer und Gästen, dann erinnern sich Finanzämter plötzlich an ihre Prüfpflichten…Seltsames Gebaren der deutschen Finanzbehörden.
Die neue Zahl an der deutschen Inflationsfront ist 6,1 Prozent. So hoch war die Teuerung im Mai. Wir sehen eine positive Entwicklung, denn im April lag sie noch bei 7,2 Prozent. Die Kerninflation in Deutschland wird nach Einschätzung von Volkswirten 2023 im Jahresdurchschnitt bei 6 Prozent liegen. Die Kerninflation in der Eurozone ist stärker zurückgegangen als erwartet. Die Verbraucherpreise (ohne Energie und Nahrungsmittel) stiegen im Mai um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dies ist ein Rückgang gegenüber dem April (als die Rate 5,6 Prozent betrug), und es liegt unter der mittleren Schätzung von 5,5 Prozent. Die Gesamtinflation schwächte sich deutlicher ab und sank auf 6,1 Prozent, das ist der niedrigsten Wert seit mehr als einem Jahr, was vor allem auf niedrigere Energiekosten zurückzuführen ist.
Am 15. Juni ist es wieder soweit. Alle schauen nach Frankfurt und erwarten die Leitzinsentscheidung der EZB. In einer Rede beim Sparkassentag in Hannover dämpfte EZB-Präsidentin Christine Lagarde sogleich vorschnelle Hoffnungen auf eine Lockerung der Geldpolitik. “Es gibt keine eindeutigen Anzeichen dafür, dass die Kerninflation ihren Höhepunkt erreicht hat”, sagte Lagarde. “Wir haben deutlich gemacht, dass wir noch einen Weg vor uns haben, um die Zinssätze auf ein ausreichend restriktives Niveau zu bringen.” Es wird wohl auf eine Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte im Euroraum hinauslaufen.
In China scheint die Wende zu besseren Ergebnissen eingeleitet. Zum Ende der vergangenen Woche hatten rund 90 Prozent der im MSCI China gelisteten Unternehmen Zahlen für das erste Quartal 2023 vorgelegt. Gut die Hälfte verfehlte die Gewinnerwartungen, knapp ein Drittel übertraf sie. Da jedoch besonders die Schwergewichte in den Sektoren Kommunikation, zyklischer Konsum und Industrie besser berichteten als befürchtet, wurde die Konsensusprognose auf Indexebene um rund 23 Prozent übertroffen. Unter dem Strich wuchsen die Gewinne um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr und die Margen wurden um mehr als einen Prozentpunkt ausgeweitet. Die Umsätze legten dagegen mit drei Prozent nur mäßig zu. In der zweiten Jahreshälfte dürfte die Erholung der chinesischen Wirtschaft aber an Breite gewinnen. Das sollte zu einer weiteren Erholung der chinesischen Aktien führen.