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Die Autokrise verschärft sich

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

So, die erste und – möglicherweise – einzige, weil letzte Debatte zwischen Frau Harris und Herrn Trump ist geschlagen und – Überraschung – die Welt dreht sich immer noch. Allerdings überlegt der Donald noch, und die Kamala ist ja eh bereit noch einmal in den Ring zu steigen. Wie schon ex ante angekündigt, sind beide Lager der Meinung, dass die/der ihrige gewonnen hätte. Aus der, mehr oder weniger, objektiven Kommentatoren-Ecke waren die Einschätzungen weniger eindeutig. Ihr Autor hat sich die Debatte nicht angetan. Aber Taylor Swift hat es wohl gesehen, denn sie hat ihre Unterstützung für Kamala angekündigt und damit wahrscheinlich einige Stimmen der Swifties auf die demokratische Präsidentschaftskandidatin lenken lassen. Und ob es was hilft, werden wir nach der Auszählung der Stimmen sehen. Aber bitte, möge die Zeit bis zur Wahl schneller vorübergehen… Die Zeit bis Inauguration des neuen Präsidenten wird auch quälend verlaufen durch jede Menge Einsprüche, wahrscheinlich beider Kandidaten. Aber dann dürfte endlich wieder mehr oder weniger Normalität in Washington einkehren. Wir sind auf beides vorbereitet, sagen unsere Politiker und andere Entscheider. Die dann allerdings auch nicht mehr lange an der Regierung sind.

Die deutsche Automobilindustrie gerät immer mehr ins Schlingern, aber das ist nichts neues, wie wir in unseren Beiträgen immer wieder geschrieben haben. Aber sehen wir es einmal globaler.

88,8 Millionen Autos dürften Analystenzahlen zufolge in diesem Jahr weltweit hergestellt werden – knapp zwei Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Während die Produktion in China um 0,8 Prozent auf 29 Millionen Fahrzeuge steigen könnte, dürfte sie im Rest der Welt zurückgehen. Für den Industriestandort Europa sieht es dabei mit einem erwarteten Minus von 4,3 Prozent besonders düster aus. Für die Jahre 2025 und 2026 werden globale Wachstumsraten von 2,4 beziehungsweise 2,6 Prozent erwartet. In Europa könnte die Produktion nahezu stagnieren, während die Anzahl der hergestellten Automobile in China nächstes Jahr um 3,4 Prozent auf über 30 Millionen Einheiten und 2026 dann um 4,1 Prozent ansteigen könnte. Der STOXX 600 Automobiles and Parts Index hat seit Jahresbeginn etwa vier Prozent an Wert eingebüßt und könnte aufgrund der Schwäche der Massenhersteller erst einmal weiterhin unter Druck stehen.

In Deutschland kam die angekündigte Kündigung der Beschäftigungssicherung ungefähr zeitgleich mit den Problemen bei BMW. Der Autobauer BMW kappt seine Jahresziele und sendet damit Schockwellen durch die gesamte Branche. Die Münchener melden massive Probleme mit einem zugekauften Bremssystem und rufen weltweit 1,5 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten. Hinzu kommt eine anhaltende Flaute auf dem chinesischen Markt. Beim Absatz werde nunmehr ein leichter Rückgang erwartet, teilte das DAX40-Unternehmen mit. Bislang war ein leichtes Plus vorhergesagt worden. Die für BMW wichtige Gewinnmarge im Autogeschäft dürfte mit sechs bis sieben Prozent niedriger ausfallen als bislang mit acht bis zehn Prozent prognostiziert, ebenso wie das Vorsteuerergebnis als bisher veranschlagt. Den Namen des betreffenden Zulieferers nannte BMW nicht. Das übernahm später der Zulieferer Conti selbst. Für die Papiere von BMW geht es um mehr als elf Prozent in die Tiefe. Continental halten sich mit einem Abschlag von mehr als zehn Prozent nicht viel besser. Auch Schaeffler, Mercedes-Benz und VW fallen bis zu fünf Prozent. In Frankreich geht es für Zulieferer wie Valeo und Forvia deutlich hinab. Der Autosektor in Europa bricht um 3,6 Prozent ein.

Es ist übrigens kein Wunder, das der Ministerpräsident von Niedersachsen gleich die Kaufprämie für E-Autos, aber bitteschön nur für deutsche, wieder ins Spiel brachte. Schließlich ist er Aufsichtsrat beim kriselnden VW-Konzern und bis 2027 ist es dann auch nicht mehr lange, da sind Wahlen in Niedersachsen. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Schließlich lassen sich die Probleme auf Grund der eingefahrenen und überholten Strukturen sich nicht von heute auf morgen lösen. Da muss man wahrscheinlich auch das VW-Gesetz über Bord werfen oder es zumindest anpassen an die heutige Zeit.

Also, von den einst vielgelobten deutschen Autoaktien ist erst einmal generell abzuraten.

Der Bund steigt aus, der Bund steigt ein. So könnte man das Spiel nennen.

Der Bund hat mit der Reduzierung seines Anteils an der Commerzbank begonnen. In einem beschleunigten Platzierungsverfahren würden rund 53 Millionen Aktien des Geldhauses an institutionelle Investoren verkauft, teilte die Finanzagentur des Bundes mit. Damit sinke der Anteil des Staates an der Commerzbank von bisher rund 16,5 auf 12,0 Prozent. Auch nach dem Abschluss der Transaktion bleibe Deutschland der größte Aktionär der Commerzbank. Zum aktuellen Aktienkurs ist die Platzierung rund 680 Millionen Euro schwer. Das Paket wurde an die italienische Unicredit verkauft, was natürlich gleich wieder Übernahmespekulationen an den Märkten hervorbrachte. Aber so weit ist es noch lange nicht.

Dafür ist die milliardenschwere Rettung der finanziell angeschlagenen Meyer-Werft durch den Staat beschlossen. Die Beschlüsse sehen vor, dass der Bund und das Land Niedersachsen für 400 Millionen Euro zusammen 80 Prozent der Anteile an der derzeit defizitären Werft übernehmen und der Bund zwei Milliarden Euro Kreditbürgschaften übernimmt. Die Werft ist zwar nicht börsennotiert, aber wichtig für einen anderen NDAC-Depotwert. Wir wissen zwar nicht, wo unsere Norwegian Cruise Line ihre Schiffe bauen oder reparieren lässt, aber es würde zu Marktverwerfungen führen, wenn eine Werft dieser Größenordnung in Schwierigkeiten gerät. Auch ein anderer Depotwert ist betroffen. Erst im August verzeichnete das Unternehmen mit vier Kreuzfahrtschiffen für die Disney Cruise Line sogar den nach eigenen Angaben größten Auftrag der Firmengeschichte.

Diese Meldung lief gerade über den Ticker: Die Europäische Zentralbank hat erneut den Leitzins gesenkt. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, zu dem Finanzinstitute bei der Zentralbank Geld parken können, wurde um einen Viertel-Prozentpunkt auf 3,5 Prozent gesenkt. Hoffentlich wird jetzt die Inflation nicht erneut angeheizt. Die Aktienmärkte hat es jedenfalls zu einem neuen Gipfelsturm animiert.