
Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC
Die Inauguration ist vorbei. Der Präsident hat auch schon bewiesen, dass er arbeitet. Ok, er braucht sich auch nicht um irgendwelche Koalitionsverhandlungen und -partner zu kümmern, sondern verlässt sich auf seine Mehrheit, die im Kongress für die nächsten zwei Jahre gesichert ist. Was danach kommt, weiß keiner so richtig.
Im Gegensatz zu Trump 1.0 ist Trump 2.0 besser aufgestellt. Und trotz allen Trump-Bashing müssen wir eins feststellen: Wirtschaft kann er, America first hat nicht er erfunden, er schreit nur lauter, die Verschuldungsproblematik wäre auch jedem anderen Präsidenten auf den Kopf gefallen. Was er nicht kann bzw. nicht mag ist der Rechtsstaat, das wiederum hat er mit allen vergangenen und aktuellen Autokraten gemein. Empirisch nachweisbar ist die Korrelation zwischen der Existenz/Akzeptanz der Rule of Law und der wirtschaftlichen Prosperität von Volkswirtschaften, wobei die Analyse bisher eher nur für Emerging Markets Relevanz hatte. Schauen wir einmal, was die USA in dieser Frage aushält. In zwei Jahren wird, wie gesagt, das erste abgerechnet, die Schlussrechnung erfolgt dann erst nach vier Jahren.
Europa war gewarnt, hatte lange Zeit sich vorzubereiten. Aber was hat beispielsweise Deutschland die ganze Zeit gemacht? Die deutsche Ampelregierung hat sich hinter dem Traum verschanzt, Haris wird es schon schaffen und alles wird so bleiben, wie es bisher war. Nur wird dieser Traum nun abrupt beendet und durch einen Alptraum ersetzt. Während der grüne Botschafter in den USA ein Memo nach Deutschland sendet, was uns blüht, schwafeln die Politiker hierzu Lande darüber, welche Maßnahmen die Möglichkeit eröffnen, dem neuen Hausherren für sich einzunehmen, damit der Politschlendrian in Europa weiter fortgesetzt werden kann.
Damit ist jetzt Schluss, denn Europa ist geschwächt und führungslos. Frankreich und Deutschland müssen erst einmal eine halbwegs starke Regierung hinbekommen, die in Washington auch Gewicht hat. Das wird sich zumindest in Deutschland noch ein halbes Jahr hinziehen. In der Zwischenzeit schafft Donald Trump Fakten, wie er mit einer Unzahl von unterzeichneten Dekreten in seiner Startphase bewiesen hat. Auch wenn die meisten schon wieder vor Gerichten angefochten werden, bleiben diese erst einmal gültig.
Seltsam war es schon, dass Europa speziell Deutschland als einst enger Verbündeter der USA es nicht geschafft hat, sich auf der großen Amtseinführung in Person zu bewegen. Einmal abgesehen von ein paar Politikern der AFD, die immer noch in der Opposition sind.
Stattdessen warten die europäischen Politiker wie das Kaninchen vor der Schlange, wie viel Geld sie für die Verteidigung haushalterisch einplanen müssen, um den gewünschten Schutz der US-Army zu erhalten.
Schaffen wir im post-historischen Europa es also einerseits die wirtschaftlichen Entwicklungen mitzutragen und andererseits zu akzeptieren, dass auch wir unsere (zum Teil recht artifiziellen=gekünstelten) moralischen Standards werden anpassen oder aussetzen müssen? Nun, die Finanzmärkte können das und werden das auch tun, wissend, dass Trump der Präsident ist, dessen Streben und Handeln so nah mit der Entwicklung des S&P 500 verbunden ist, wie keines anderen davor. Politisch, regulatorisch wird die Angelegenheit wohl deutlich kompliziert, sonnt man sich hierorts doch gern im Licht der moralisch, ethischen Oberinstanz, der man bereit ist schon mal Wirtschaftswachstum und Verteidigungsfähigkeit zu opfern.
Genauer betrachtet hat Trump die Trümpfe allesamt in der Hand. Der US-Dollar ist nach wie vor die Reserve-Währung, die US-Wirtschaft brummt, das Außenhandelsdefizit und mithin die Abhängigkeit der nach Amerika exportierenden Länder vom US-Konsumenten ist enorm und auch militärisch läuft in der westlichen Welt ohne die Staaten kaum was. Kommt jetzt also ein Marsbewohner auf die Erde (und nicht umgekehrt 😉 ) und analysiert die aktuelle Situation, wird er kaum eine Wahl haben, als Trump (es geht hier nur um das wirtschaftliche!) durchaus rationales Handeln zu unterstellen. Von Europa, obwohl zahlenmäßig der größere Markt und China, ebenfalls ein Riese auf tönernen Füßen, gibt es nicht viel zu analysieren.
Ein starkes unabhängiges Europa, das eventuell hätte eigene Wege gehen können, war aus unterschiedlichen militärischen, wie wirtschaftlichen Überlegungen sicher nicht die Prio eins der diversen US-Administrationen. Daran sind wir, wie schon ausgeführt, selbst schuld.
Und Putin scheint sich getäuscht zu haben in Trump 2.0. Trump plant neue Sanktionen gegen Russland und zeigt sich offen für Verhandlungen im Ukraine-Krieg. Er droht mit harten Maßnahmen, um Putin an den Verhandlungstisch zu bringen. Er stellt weitere Sanktionen gegen Russland in Aussicht, zeigt sich aber auch offen für Verhandlungen zum Beenden des Ukraine-Kriegs. Wann immer Kremlchef Putin und der ukrainische Präsident Selensky bereit seien, werde er sich mit ihnen treffen, sagte Trump. Aber gleichzeitig machte er die Europäer zur ausführenden Schutzmacht für die Ukraine bei einem erzielten Waffenstillstand.
Dass die Märkte weiter volatil bleiben, zeigen die Währungsmärkte. Sie schwankten im Umfeld der Inauguration. Laut Bericht einer Nachrichtenagentur werde er nicht unmittelbar nach Amtsantritt die Zollerhöhungen per Erlass durchsetzen – das ließ Hoffnung auf eine versöhnlichere US-Handelspolitik aufkeimen. Der US-Dollar geriet merklich unter Druck; die Währungen der vermutlich am stärksten von US-Zöllen betroffenen Länder werteten kräftig auf. Der handelsgewichtete U.S. Dollar Index fiel innerhalb kürzester Zeit um mehr als ein Prozent – der stärkste Tagesverlust seit August. Spekulativ orientierte Anleger hatten zuvor auf eine weitere Aufwertung des US-Dollars gesetzt: Mitte vorvergangener Woche hielten sie US-Dollar-Kaufpositionen im Gegenwert von rund 35 Milliarden US-Dollar – so viel wie seit neun Jahren nicht. Noch dürfte es aber zu früh sein, auf weitere Kursverluste zu spekulieren. Zum einen betonte Trump in seiner ersten Rede explizit, dass er sich von Zöllen sehr hohe Staatseinnahmen verspreche. Zum anderen brachte er am Abend Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Importe aus Kanada und Mexiko ab dem 1. Februar ins Gespräch. Der US-Dollar machte daraufhin einen Großteil seiner Verluste wieder wett.
Wir werden sehen, wie es weitergeht.