Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC
Jackson Hole hat gekreißt und gebar eine Zinssenkung, eine erwartete Zinssenkung. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte im Rahmen des Notenbanker-Treffens in Jackson Hole, dass die Währungshüter ihre Leitzinsen bald senken werden, um eine weitere Abschwächung des heimischen Arbeitsmarktes abzuwenden. Eine zu starke Abkühlung des Arbeitsmarktes sei weder angestrebt noch erwünscht; die Zeit für eine Anpassung der Geldpolitik sei gekommen. Die Inflation sei deutlich gesunken, während ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit vermieden werden soll. Die geldpolitische Richtung ist somit nun klar – Höhe und Abfolge weiterer Zinsschritte sind laut Powell allerdings nicht festgelegt. Diese hingen weiterhin von der Entwicklung der Konjunktur ab. Seine Zuversicht sei jedoch gewachsen, dass die Inflation auf einem nachhaltigen Weg in Richtung zwei Prozent sei. Also wie erwartet nichts Neues aus Jackson Hole.
Und wie sieht es aktuell in der deutschen Wirtschaft aus?
Traditionell gemessen wird die Befindlichkeit mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex. Für den werden jeden Monat etwa 9.000 Unternehmen befragt, wie es ihnen gerade geht und was sie für das nächste halbe Jahr erwarten. Das aktuelle Ergebnis von dieser Woche lautet: 86,6. In Worte übersetzt bedeutet das: Hier geht gar nichts mehr. So schlecht war es seit Februar nicht. Und ob es besser wird? Eher nicht. Wir hatten vor ein paar Monaten auf die desolate Lage im deutschen Maschinen- und Anlagenbau hingewiesen und bekommen jetzt wieder eine Bestätigung. Am lautesten stöhnen die Firmen, die Investitionsgüter verkaufen. Das wiederum ist besonders problematisch. Denn wenn diese Betriebe gute Laune haben, breitet die sich oft in der ganzen Wirtschaft aus – wo Maschinen gekauft werden, kann in Zukunft nämlich mehr produziert werden und so Wachstum entstehen. Aber so wächst eben gar nichts mehr in Deutschland.
Die Verbraucher, die in letzter Zeit von hohen Tarifsteigerungen, Inflationsprämien etc. profitierten, sind ebenfalls sehr zurückhaltend. Auch die Konsumenten, deren Einkommen kräftig steigen, helfen nicht wirklich – denn aus Angst vor schweren Zeiten halten die ihr Geld verständlicherweise zusammen, statt es auszugeben und damit wenigstes die Binnenkonjunktur anzukurbeln.
Rausreißen könnte es da eigentlich nur noch die Nachfrage nach deutschen Waren im Ausland. Tatsächlich läuft die Weltkonjunktur trotz aller Spannungen und Krisen gar nicht schlecht. Rund drei Prozent wird die globale Ökonomie dieses Jahr zulegen. Leider kommt davon fast nichts in Deutschland an. Denn die Deutschen bauen zwar zum Beispiel tolle Autos mit Benzin- und Dieselmotoren, aber sind nicht unbedingt Weltmarktführer in der Elektromobilität – die immer wichtiger wird. Unterm Strich bleibt: Es gibt keinen extremen Absturz, aber es geht auch nichts mehr voran.
Aber alles auf die Ampel-Regierung zu schieben, ist nicht ganz richtig. Die aktuelle Bundesregierung hat die desolate Lage vorgefunden, die ihr die Vorgängerregierungen hinterlassen. Der ökonomische Abstieg des Landes ist nicht das Ergebnis einer Regierung, sondern das Resultat zweier Dekaden. Auf den Reformbaustellen wurde seit der Abwahl von Reformkanzler Gerhard Schröder im November 2005 nicht mehr gearbeitet. Niemand traute sich, die Ausgaben den Einnahmen, die Vielzahl der gesellschaftlichen Ansprüche den begrenzten ökonomischen Möglichkeiten anzupassen.
Die immer weiter ausufernde politische Regulierungswut und ein sich weitgehend selbst überlassener bürokratischer Apparat wirken wie Nowitschok auf die Volkswirtschaft, zudem leider noch kein Gegengift in Deutschland entwickelt wurde. Den Beamten in den Regierungseinrichtungen ist es leider egal, wer gerade über ihnen in der politischen Verantwortung steht. Die politischen Vorgaben fehlen und werden wohl auch im letzten Jahr der Ampelregierung nicht mehr kommen.
In Deutschland wird weiter gearbeitet, aber kaum noch erfunden. Deutschland war einmal ein Land der Forscher und Erfinder. Der Mittelstand erodiert und in den Gewerbeämtern gibt es mehr Gewerbeab- statt anmeldungen. Wo ist der Mut der KMU geblieben? Das deutsche Bruttoinlandsprodukt stagniert, derweil die Ausreichungen des Sozialstaates weiter expandieren. Der produktive Kern des Landes wird durch die ständige Energieentnahme verkleinert. Deutschland erlebt gegenüber den anderen großen Industriemächten seinen relativen Abstieg. Man muss wirklich kein Experte sein, um Deutschland eine tiefe Rezession zu prognostizieren.
Wenn dieser Newsletter in Ihren E-Mail-Accounts landet, sind die Wahlen in Thüringen und Sachsen abgeschlossen und die Wähler werden das entsprechende Zeugnis für die Bundespolitik ausgestellt haben, obwohl es sich nur Landtagswahlen handelt. Aber viele Gesetze sind auch in der Länderkammer zustimmungspflichtig. Und von großen Sitzungen im Vermittlungsausschuss gab es in dieser Legislaturperiode bisher wirklich nicht zu sehen.
Etwas Positives zum Abschluss, leider auch nicht aus Deutschland. Aber von unserem Depotwert Nvidia, der am 28. August seine Quartalszahlen veröffentlichte.
Der Umsatz kletterte auf 30 Milliarden Dollar – klar über den prognostizierten 28,7 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn stieg auf 16,6 Milliarden Dollar, was einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu 6,18 Milliarden Dollar im Vorjahr darstellt. Für das laufende Quartal prognostiziert Nvidia einen weiteren Umsatzanstieg auf 32,5 Milliarden Dollar, was erneut über den Schätzungen von 32 Milliarden Dollar liegt. Nvidia präsentierte einen Gewinn pro Aktie von 0,68 Dollar und übertraf damit die Schätzung von 0,64 Dollar.
Zusätzlich kündigte Nvidia ein Aktienrückkaufprogramm im Wert von 50 Milliarden US-Dollar an. Dies spiegelt das Vertrauen des Unternehmens in seine zukünftige Leistung wider, selbst wenn die Aktie seit dem letzten Ergebnisbericht bereits um 34 Prozent gestiegen ist.
Während die Zahlen beeindruckend sind, gibt es einen Wermutstropfen: Sorgen macht den Anlegern, dass beim nächsten Nvidia-Chipsystem mit dem Namen Blackwell noch Nacharbeiten notwendig sind. Von CEO Jensen Huang hieß es in einer Erklärung, die Vorfreude auf den Chip der nächsten Generation sei „unglaublich“, und CFO Colette Kress prognostizierte für das vierte Quartal Umsätze in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar. Doch es gibt noch offene Fragen und notwendige Nacharbeiten, die die Anleger beunruhigen. Diese Unsicherheiten haben dazu geführt, dass die Aktie im nachbörslichen Handel zeitweise um fast vier Prozent nachgab. Kleinanleger sollten den Rückgang nicht unbedingt als Nachteil betrachten, sondern als Gelegenheit nachzukaufen.