
Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC
Der Start in eine neue Runde um Renditen in Form von Kurszuwächsen und Dividenden ist vollzogen.
Die Vorgabe für den Start ins Jahr 2025 ist nicht gerade ideal. Der DAX beendete 2024 nahe einer Unterstützung, ein gutes Stück vom Hoch entfernt. Und die US-Indizes wackelten zum Jahresausklang 2024 auffällig. Die Bullen müssten jetzt Zeichen setzen. Aber sind sie dafür stark genug? Am ersten Tag können wir das noch nicht feststellen. Wir sollten diese Frage vermutlich etwas anders formulieren: Ist die Summe des Kapitals derjenigen, die weder Bullen noch Bären, sondern einfach nur Sparer sind, die passiv immer auf steigende Kurse setzen und dafür monatlich einen bestimmten Betrag direkt oder über Sparpläne in Fonds oder ETFs investieren, groß genug? Größer als das, was erfahrene Investoren, aber womöglich auch die ersten Hedgefonds, an Druck durch Verkäufe ausüben, wenn ein Jahr beginnt, das eines ablöst, über das viele sagen dürften: So ein Glück haben wir nicht noch einmal?
Also nun „Take the money and run“ (sinngemäß übersetzt: Nimm den Gewinn mit, solange er noch da ist). Oder bleiben wir stark und halten die Stürme (genannt Volatilität) aus, die uns erwarten?
Fragen wir uns also: Wie ist die Ausgangslage?
Der Blick an die wackelnden US-Börsen ist eine hochgezogene Augenbraue wert, ist man dort nicht mehr so richtig gewöhnt. Die konjunkturellen Perspektiven für Deutschland sind irgendetwas zwischen mager und ganz dunkel. Die US-Wirtschaftspolitik kann in Kürze für die deutschen Exporteure zum Problem werden. China springt als erhoffter Wachstumsmotor trotz gewaltiger Unterstützung durch die Zentralbank weiterhin noch nicht an. Die Bewertung des DAX40 insgesamt ist zu hoch. Und die Marktbreite der in der zweiten Dezemberhälfte erst einmal unterbrochenen Rekordjagd zu schwach.
Der ständig von Rekordhoch zu Rekordhoch eilende deutsche Leitindex hat natürlich sehr viele neue und unerfahrene Anleger an die Börse gebracht. Das Gros der Unerfahrenen wird sich dieser Aspekte teilweise oder sogar vollständig nicht bewusst sein. Hier orientiert man sich an der Performance des eigenen Depots: Solange die steigt, denken sie nicht daran, die regelmäßigen Käufe zu stoppen oder Geld aufs Konto zurück zu überweisen. Zumal sich der Gedanke, dass Buchgewinne im Depot real und in Stein gemeißelt sind, immer weiter ausbreitet, je länger die Reihe von Monaten ist, die im Plus endeten. Und so volatil der Dezember war, im Saldo brachte auch er dem DAX ein Plus. Dass die US-Indizes, aber letztlich auch der DAX und andere Indizes, nach einem starken Jahr ausgerechnet kurz vor dem Jahresende schwächer werden, ist eher ungewöhnlich. Schließlich ist die Jahresperformance ein Werbeargument für die institutionellen Investoren.
Aber machen wir uns nichts vor: Es kann durchaus auch für unseren NDAC-Clubfonds auf hoher See einmal durch mehr weniger tiefes Tal gehen, aber letztendlich sind wir zuversichtlich, mit unserem breit gestreuten Depot den Stürmen an den Börsen zu trotzen.
Aber erst einmal müssen wir eine stabile Regierung nach der Bundestagswahl bekommen. Die Versprechungen der Parteien sehen wir mit Wohlgefallen, allerdings fehlt allein der Glaube, ob es dazu kommt. Letztendlich fehlt eine durchgerechnete Finanzierung der Versprechen.
Deutschland brauche jährlich zusätzliche Investitionen in Höhe von 40 Milliarden Euro in Straßen, Schienen, Brücken und Schulen sowie 30 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich für die Bundeswehr. „Diese großen Beträge können nicht aus den laufenden Ausgaben herausgespart werden“, sagte der Ökonom Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Wirtschaftsforschungsinstituts DIW, der Augsburger Zeitung. Da sollten wir also realistisch einmal selbst nachdenken, bevor wir das Kreuz bei der Wahl machen.
Dazu kommen die Probleme mit dem Machtwechsel in den USA. Da findet ihr Autor die Idee von Friedrich Merz gar nicht mal so schlecht. Der Unionskanzlerkandidat spricht sich in dieser Lage dafür aus, dem künftigen US-Präsidenten einen neuen Anlauf für ein Freihandelsabkommen vorzuschlagen. „Wir brauchen eine Positiv-Agenda mit den USA, die amerikanischen wie europäischen Konsumenten gleichermaßen zugutekommt“, sagte der CDU-Chef der Deutschen Presse-Agentur. „Eine neue europäisch-amerikanische Initiative für gemeinsamen Freihandel könnte eine gefährliche Zoll-Spirale verhindern“, fügte Merz hinzu. Verhandlungen zwischen der EU und den USA über ein umfassendes Handels- und Investitionsabkommen mit dem Kürzel TTIP waren 2017 von Trump zu Beginn seiner ersten Amtszeit gestoppt worden und liegen seitdem auf Eis. Dazu müssen unsere EU-Granden eben das Eis wieder brechen. Das wird schwer, ist aber auch nicht unmöglich. Dabei helfen wird wahrscheinlich eine schnelle Ratifizierung des im vergangenen Jahr geschlossenen Mercosur-Abkommens. Auch die USA werden darin sehr bald eine Gefahr für ihren Markt sehen, der ein Gegengewicht zu den geplanten MAGA darstellen könnte. Aber wie wir die EU-Staaten kennen, wird erst einmal alles wieder dauern. Dabei können wir uns das nicht länger leisten.
Da sind wir doch überrascht über die Entwicklung in Syrien in der nach Assad-Ära. Die neuen Machthaber in Damaskus machen Nägel mit Köpfen. Das ist nichts Neues, aber man reibt sich verwundert die Augen, wenn Islamisten mehrere Spitzenposten mit Frauen besetzen. Sie haben jetzt auch noch eine Frau an die Spitze der Zentralbank des Landes berufen. Die bisher schon für die Zentralbank tätige Maysaa Sabrine solle „die Geschäfte führen.“ Wenn das so bleibt, wäre es doch ein erster großer Schritt in die richtige Richtung.