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Der Druck und die grünen Aktien

Der Druck und die grünen Aktien

Wussten Sie, dass allein die Zementherstellung 7 Prozent der weltweit von Menschen verursachten CO2-Emissionen verursacht? Damit würde diese Industrie allein schon Platz 3 gleich hinter den USA und China belegen, wäre sie ein Land. Nun wissen wir, die USA pfeifen derzeit auf den Klimaschutz, doch China merkt immer mehr, wie wichtig der Klimaschutz für das Land und unseren Planeten ist. Es könnte also durchaus passieren, dass die Zementindustrie China bald überholt, was den Ausstoß von Kohlendioxid angeht.

Daher ist es auch kein Wunder, dass die Fondsindustrie die großen börsennotierten Zementkonzerne wie die deutsche HeidelbergCement aufgefordert hat, ihre Kohlendioxidemission bis 2050 auf 0 Prozent zu reduzieren. Gleichlautende Schreiben erhielten auch die anderen großen Player am Markt wie LarfargeHolcim, Saint Gobain und CRH.

Nun könnten die Konzernlenker gelassen bleiben und die Sache ihren Public-Relation-Abteilungen übergeben, mit der Maßgabe, eine entsprechende wohlgefällige Antwort zu formulieren, tun sie aber höchstwahrscheinlich nicht, denn die Unterzeichner verwalten zusammen immerhin mehr als zwei Billionen Dollar.

Außerdem gehören sie dem Netzwerk Climate Action 100+ an, in dem sich die Manager von insgesamt 33 Billionen Dollar schweren Portfolios zusammengeschlossen haben. Ein schweres Kaliber ist das also, das da im Juli abgeschossen wurde. Es wird zwar nicht so direkt in dem Brief angesprochen, aber Fakt ist, wenn die Unternehmen die Investoren ignorieren und sich nicht in die richtige Richtung bewegen, dann kann es durchaus passieren, dass der Zugang zum Kapitalmarkt blockiert oder zumindest erschwert wird.

Die Investoren werden dabei selbst getrieben, doch nicht etwa von ihrem plötzlich erwachten ökologischen Gewissen, sondern vielmehr von der Angst, dass sich umfangreiche und teure Klimaschutzauflagen negativ auf das Geschäft auswirken könnten. Dass diese plötzlich und unerwartet beschlossen werden können, haben wir bei uns in Deutschland gesehen. Erinnern Sie sich nur an den 11.3.2011, als die Reaktorkatastrophe von Fukushima eine ganze Region in Japan zerstörte. Im Zuge dieses GAUs wurde in Deutschland der Ausstieg aus der Kernenergie entschieden, und das, obwohl kurz vorher die Bundesregierung einer Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke zugestimmt hatte. Die Versorger wurden dabei kalt erwischt, auch wenn die Folgekosten und die damit verbundenen Risiken für den Atomausstieg weitestgehend beim Steuerzahler gelandet sind.

Solche Risiken wollen institutionelle Investoren aus ihren Portfolios eliminieren, selbst wenn sie den Umweltschutz sonst eher als notwendigen, aber üblen Kostenfaktor und damit schädlich für die Rendite ihres Investments betrachten. Deshalb sollten auch private Kleinanleger ihr Depot einem Klimacheck unterziehen. Der ökologische Wandel in der Wirtschaft zwingt ganz einfach dazu. Und wenn wir damit auch noch Geld verdienen können, dann haben wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Ökologie und Ökonomie. Was für das eine Unternehmen Kosten verursacht, bringt dem anderen Unternehmen eine ordentliche Rendite ein. Auch für die Haushaltskasse wird es nämlich zum Teil teuer, denn letztlich bezahlt es der Verbraucher.

Schauen wir uns im Folgenden den Wechsel zu nachhaltigen und grünen Aktien an.

Fossile Energieträger

Während die Politik immer noch um praktikable Lösungen (solche, die keinem wehtun) ringt, haben große Investoren schon längst begonnen, zu handeln. So gab im Juni 2019 die britische Fondsgesellschaft Legal & General Investment (LGIM) bekannt, Exxon-Aktien im Wert von 300 Millionen Euro verkauft zu haben. LGIM gehörte zuvor zu den 20 größten Aktionären des Ölkonzerns. Eine verbliebene Position wolle man nutzen, so LGIM, um gegen die Vertragsverlängerung des CEO zu stimmen. 15 Jahre lang habe man mit Exxon über den Klimawandel geredet, ohne dass der Energieriese sich um seine Klimarisiken gekümmert habe. Jetzt reicht es dem Vermögensverwalter. Er hat die Konsequenzen gezogen.

Im kommenden Jahr will die französische BNP Paribas den Kohleausstieg praktizieren. Kohle-Aktien im Wert von einer Milliarde Euro aus allen aktiv gemanagten Fonds werden demnach abgestoßen.

Auch der norwegische Staatsfonds wird Aktien von Öl- und Gasunternehmen im Wert von 6 Milliarden Euro schrittweise verkaufen. Kohle steht bei Fondsmanager Slyngstad schon länger auf der schwarzen Liste. Aber auch AXA-CEO Thomas Buberl und Aegon-Chef Alexander Wynaendts haben diese Aktien auf die besagte schwarze Liste gesetzt. In Deutschland halten die Versicherungskonzerne Allianz und Munich Re solche Aktien mittlerweile auch für zu riskant, um diese weiter im Portfolio zu halten.

Fakt ist eins: Die Aktien von fossilen Energieträgern werden durch den Verkauf an Wert verlieren, denn das sind keine kleinen Positionen, die hier mit einem Sell-Vermerk versehen werden.

Wir halten in unserem NDAC-Fonds noch eine kleine Position von Aktien aus dem Bereich fossile Energieträger: OMV und Equinor. Es wäre höchstwahrscheinlich falsch, diese Positionen gerade jetzt aufzulösen, aber wir werden sicher eine Entscheidung zu treffen haben.

Teil II

Der Ersatz für Atom- und Kohlestrom soll in Deutschland nach dem Willen der Politik aus der Windenergie und Solarenergie sowie anderen alternativen Energieformen (Erdgas, Wasserkraft, Biomasse etc.) kommen. Schauen wir uns deshalb dazu Aktien aus einigen Feldern der nachhaltigen Industrie an.

Chinesischer Druck auf die deutsche Solarindustrie

Die Solarindustrie hat in der Vergangenheit „Sekt-oder-Selters-Phasen“ durchlebt. Wir erinnern uns an Zeiten, als an den Produkten der deutschen Hersteller niemand vorbeikam. Die Kurse der bekannten Solarworld AG und anderer deutscher Solarunternehmen feierten an den Börsen immer neue Höchststände. Doch leider mussten wir auch den Niedergang der deutschen Solarindustrie, hervorgerufen durch die subventionierte Billigkonkurrenz aus Fernost, miterleben. Auch das Solarworld-Unternehmen schrieb hier nach dem Aufschwung leider durch einen Abschwung Geschichte bis hin zur Insolvenz und damit der Einstellung der Produktion im September 2018.

Nach den Krisenjahren hat sich die Branche im vergangenen Jahr aber nun endlich wieder mit positiven Zahlen zurückgemeldet. Mit neu installierten Fotovoltaik-Anlagen von 3 Gigawatt wuchs der Markt 2018 um fast 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und auch für 2019 werden zweistellige Wachstumsraten erwartet.

Der deutsche Solarmarkt boomt also wieder. Unbeschadet überstanden hat er die letzten Jahre allerdings nicht. Nachdem 2012 die üppigen Subventionen massiv gekürzt worden waren, brach der Markt erst einmal ein. Wo 2010 noch über 133 000 Menschen einen Arbeitsplatz in der Fotovoltaik-Branche fanden, sind es jetzt gerade mal noch 35 000 Beschäftigte.

Für die deutsche Solarmodul- und Zellenproduktion kommt der derzeitige Boom der heimischen Industrie freilich zu spät. Etwas Wehmut schwingt bei der Erinnerung an die glorreichen Zeiten der einst 16 börsennotierten deutschen Unternehmen mit, die in der Solarindustrie tätig waren. Gerade einmal drei Unternehmen davon blieb die Insolvenz erspart. Nach einer radikalen Schrumpfkur ist der Markt nahezu auf ein Fünftel seiner einstigen Größe geschmolzen.

SMA Solar

Verbliebene Weltkonzerne wie der hessische Wechselrichterhersteller SMA Solar zeigen sich trotz des weltweiten Solar-Booms jedoch nicht gerade in bester Verfassung. Der Einbruch des chinesischen Marktes nach einer unerwarteten Förderkürzung der Regierung in Peking macht dem Unternehmen schwer zu schaffen. Die Halbjahreszahlen 2019 sprechen eine deutliche Sprache. Der Absatz der Fotovoltaik-Wechselrichter ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 4,3 auf etwa 4,0 Gigawatt zurück.

Dabei ist der Umsatz um 8,1 Prozent auf 362,7 Millionen Euro gesunken, was vor allem am schwachen Projektgeschäft gelegen hat. Denn im Bereich privater Fotovoltaik-Dachanlagen hat SMA nach eigenen Angaben dagegen eine deutliche Umsatzsteigerung von mehr als 20 Prozent erreichen können. Das operative Ergebnis (EBIT) verschlechterte sich wesentlich gegenüber dem ersten Halbjahr 2018. Damals erreichte SMA einen Gewinn von fast 14,7 Millionen Euro; diesmal steht ein Verlust von 14,4 Millionen Euro in den Büchern. Im zweiten Quartal 2019 lag der EBIT-Verlust der Veröffentlichung zufolge bei knapp 3,7 Millionen Euro bei einem Umsatz von rund 195 Millionen Euro. Wie das Unternehmen verlauten ließ, wird sich die Lage im zweiten Halbjahr aber wieder bessern. Der Auftragsbestand wird zum Ende des ersten Halbjahres mit 818,7 Millionen Euro beziffert, wovon 453,1 Millionen Euro auf das Produktgeschäft entfielen. Für das Gesamtjahr wurden die Umsatzprognosen von 800 bis 880 Millionen Euro und einem Ergebnis von 20 bis 50 Millionen Euro bestätigt. Bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von circa 900 Millionen Euro bewegt sich der Kurs der Aktie seit Beginn des Jahres nach holprigem Start zwischen 15 und 27 Euro, wobei zuletzt eine durchaus positive Tendenz auszumachen ist. Die Dividende von 0,25 Euro für das Jahr 2018 kann nur bedingt über sonnigere Zeiten bei dem Solarkonzern hinwegtrösten.

Zu den weltweit größten zehn Solarmodulherstellern zum 31.12.2018 gehört nur ein deutsches Unternehmen. Leider ist die deutsche Talesun Solar GmbH auf dem neunten Platz nicht an der Börse gelistet.

Auffallend ist die Dominanz der Chinesen in diesem Sektor: Die ersten vier Plätze in der Statistik belegten chinesische Unternehmen. Dass sich an der Vorherrschaft chinesischer Fotovoltaik-Unternehmen in den nächsten Jahren etwas ändern wird, darf bezweifelt werden, denn die Produktionszahlen der weltweit größten Fotovoltaik-Hersteller boomen angesichts der Nachfrage inner- und außerhalb Chinas weiterhin.

Investitionen in Solarhersteller aus dem Reich der Mitte sind trotz aller rosigen Zukunftsaussichten, die schon längst mit verbesserter Qualität der produzierten Solarmodule einhergehen, jedoch mit Vorsicht zu genießen. Wir wissen im Augenblick nämlich nicht, wie sich der Handelskrieg zwischen den USA und China noch weltweit auswirken wird. Und auch die Frage, wie hoch der reale Schuldenstand der beteiligten Firmen ist, bleibt im Dunklen.