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Der Blick über die Märkte, heute: Elektromobilität

Der Blick über die Märkte: heute E-Mobilität

Wenn unsere Leser diesen Text lesen, dann ist sie schon wieder vorbei – die IAA, die Internationale Automobilausstellung in München, die vom 9. bis 14. September 2025 stattfand. Eine gute Gelegenheit, einen Blick auf die wichtigsten Konzerne zu werfen, die E-Fahrzeuge produzieren. Uns interessieren dabei als Kleinaktionäre vor allem börsennotierte Unternehmen.

In der Vergangenheit schien die Welt der E-Autos geordnet: Tesla war der Pionier, BYD und andere chinesische Unternehmen versuchten, Anschluss zu halten, und die deutschen Konzerne hielten an der herkömmlichen Verbrennertechnik fest – mit anderen Worten: Sie hatten die Transformation verschlafen. Wir wurden Zeugen von Rabattschlachten, Rückrufen, Subventionen und neuen Modellen. Tesla baute seine Produktion in Grünheide weiter aus, während China die Welt weiterhin mit seinen billigen, weil subventionierten, aber qualitativ zunehmend besseren E-Auto-Modellen überschwemmte.

Doch die Lage hat sich geändert. Heute haben sich drei Giganten herausgebildet: Tesla, BYD und – wer hätte das gedacht – die Volkswagen-Gruppe. Es zeigt sich, dass sich im Bereich der E-Mobilität geradezu bizarre Wendungen ergeben haben. Aber das muss nicht so bleiben: Während der Umsatz von Tesla in Europa einbricht und BYD im chinesischen Binnenmarkt schwächelt, könnte ausgerechnet die lange totgesagte deutsche VW-Gruppe als Gewinner aus dem Dreikampf hervorgehen.

Tesla und BYD im Gegenwind

Die Zahlen von Tesla haben wir bereits kommentiert. Der Absatz ist rückläufig, besonders bemerkenswert ist der Einbruch in Europa. Der chinesische E-Auto-Riese BYD verzeichnete erstmals seit Jahren einen Gewinneinbruch. Diese überraschende Marktverschiebung könnte dem oft abgeschriebenen VW-Konzern neue Chancen eröffnen.

Die Wolfsburger punkten mit:

  • einem breiten Modellangebot,

  • attraktiven Finanzierungsoptionen über die VW-Bank,

  • sowie einem dichten Händlernetz mit stabilen, über Jahre gewachsenen Kundenbeziehungen.

Genau das, was viele Kunden jetzt suchen.

BYD meldete am 29. August 2025 einen massiven Gewinnrückgang im zweiten Quartal. Der Nettogewinn sank auf 6,4 Milliarden Yuan (etwa 895 Millionen Dollar) – 30 Prozent weniger als im Vorjahr, wie „Finanzen.net“ berichtete. Die Aktie reagierte prompt mit einem Kursrückgang von zeitweise 8 Prozent.

Besonders alarmierend: Die 3-Monats-Entwicklung zeigt einen Abschlag von 17,02 Prozent. Analysten von Jefferies sprechen von einer „überraschenden Underperformance“, die aus einem Zusammenwirken von „schwachem Verkaufsmomentum und strukturellen Gegenwinden“ resultiere, die BYDs einst beeindruckenden Wettbewerbsvorteil aushöhlen. Die Experten haben bereits reagiert: „Angesichts der Ergebnisse des ersten Halbjahres und des unerbittlichen Wettbewerbs im Inland senken wir unsere Gewinnprognosen für 2025–2027“, so die Analyse.

Der Hauptgrund für BYDs Probleme liegt im selbstentfachten Preiskampf: Das Unternehmen senkte seine Preise im chinesischen Markt um durchschnittlich 34 Prozent, wie das „Industriemagazin“ berichtete. Diese aggressive Strategie führte zu einem Margenverfall in der gesamten Branche auf etwa 10 bis 15 Prozent. Gleichzeitig steigt die Verschuldung, während die chinesische Führung inzwischen alle Hersteller auffordert, die ruinösen Rabattschlachten zu beenden.

Trotz dieser Probleme richtet BYD seinen Blick verstärkt nach Europa. Auf zwei Großbaustellen entstehen neue Produktionsstätten, die ab 2026 Modelle wie Dolphin und Atto 3 für den europäischen Markt fertigen sollen. Zusammen mit einem geplanten Standort in der Türkei bilden sie die Brückenköpfe für BYDs Europa-Offensive.

Tesla in Europa unter Druck

Auch bei Tesla zeigt sich ein beispielloser Absturz: Die Verkäufe in Europa brachen von Januar bis Juli um 44 Prozent ein – und das in einem Markt, der im gleichen Zeitraum um 34 Prozent wuchs, wie „Autopreneur“ dokumentierte. Besonders symbolträchtig: Das Model Y, einst Deutschlands meistverkauftes E-Auto, fiel im Juli komplett aus den Top 10 – es wurden nur noch 637 Stück verkauft.

Noch gravierender: In zwei aufeinanderfolgenden Monaten verkaufte BYD in Europa mehr Fahrzeuge als Tesla – im Juli 13.503 gegenüber 8.837 Tesla-Modellen. Und das, obwohl BYD mit 17 Prozent EU-Strafzöllen belegt wird und noch keine eigene Fabrik in Europa betreibt. Tesla hingegen produziert in Grünheide und umgeht so Strafzölle.

Tesla steckt in einer klassischen Sandwich-Position:

  • Zu teuer für den Massenmarkt,

  • zu politisch aufgeladen für Premium-Käufer,

  • zu wenig Innovation für Early Adopters.

Die Fabrik in Grünheide läuft nur noch mit zwei statt drei Schichten täglich, während die IG Metall Kurzarbeit für die 11.000 Mitarbeiter fordert. Tesla leidet unter einer Mischung aus Produktproblemen, Preisdruck und einem Imagewandel. Aus dem einstigen Innovationssymbol ist ein politisch aufgeladenes Statement geworden. Gleichzeitig bieten Wettbewerber inzwischen attraktivere Modelle mit besserer Verarbeitung und lokalem Service.

Gewinner: Volkswagen

Aus diesen Gründen könnte VW der große Gewinner werden. Und auch andere deutsche Hersteller, wie etwa BMW, stehen derzeit vor dem Durchbruch.