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Börsenwissen: Kennzahlen für Anleger Teil 2

Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Natürlich sind die KGV nicht immer günstig, wenn wir entscheiden müssen, ob wir eine Aktie für unser Depot erwerben. Es kommt darauf an, ob wir Growth-Aktien oder Aktien aus dem Value-Bereich betrachten. Meist weisen Aktien von Wachstumsunternehmen ein höheres KGV auf, z. B. zwischen 30 und 50. Aktien von wenig wachstumsstarken Unternehmen hingegen notieren meist mit einem niedrigeren KGV. Dieses kann dann beispielsweise zwischen günstigen Bewertungen von 7 und 15 liegen. Das KGV ist keine stabile Größe, die festgemeißelt für eine Aktienbewertung steht, sondern eine variable Größe, da sich Kurse und Gewinne ständig ändern. Ein KGV wird auch für die Zukunft errechnet und gerne auf Bilanzpressekonferenzen marketingtechnisch verkauft. Hier steht dann das KGV mit einem „e“ für erwartet in den Kennzahlen. Welche Bewertung Aktienkursen zugebilligt wird, hängt immer auch vom aktuellen Zinsniveau ab. Bei hohen Zinsen sind die KGV an der Börse tendenziell eher niedrig, da festverzinsliche Anlageformen an Attraktivität gewinnen. Wir erleben es gerade an den Märkten. Bei niedrigen Zinsen hingegen werden meist höhere KGV bezahlt, da es an renditeträchtigeren Alternativen fehlt. Das hatten wir in der jahrelangen Nullzinsphase gesehen. 

Gewinne in jedem Jahr zu erzielen, möglichst auch jedes Jahr steigend, ist der Plan eines jeden Unternehmens, egal welcher Gesellschaftsform es angehört. Aber für börsennotierte Unternehmen ist das Gewinnwachstum eine entscheidende Größe. Das Gewinnwachstum (Englisch: Earnings Growth) gibt an, wie stark die Gewinne eines Unternehmens im Vergleich zu einer vergangenen Betrachtungsperiode steigen. Meist wird für Vergleiche der Vorjahreszeitraum herangezogen. Bei rasch wachsenden Unternehmen wird auch das Gewinnwachstum von Quartal zu Quartal (Englisch: Quarter to Quarter) betrachtet. Bei hohem Gewinnwachstum wird einem börsennotierten Unternehmen in der Regel eine höhere Bewertung zugebilligt als bei geringeren Wachstumsraten. Besonders interessiert schauen Anleger auf Aktien, deren Wachstum überproportional wächst (zum Beispiel von erwarteten 20 Prozent auf 30 Prozent) oder eben sich entsprechend verlangsamt. Ebenfalls interessant ist hier der Vergleich mit anderen Branchenunternehmen. Oft ist das Unternehmen mit dem langfristig stärksten Gewinnwachstum der Marktführer, den jeder im Depot haben will.

Wir unterscheiden bei börsennotierten Unternehmen die absolute Höhe der Dividende und die Dividendenrendite. Die absolute Höhe ist das, was ein Anleger in sein Depot eingebucht bekommt. Das kann trügen, speziell bei hohen Dividenden, schließlich weiß man nicht, wie gut die Dividendenzahlungen im Vergleich zu anderen Unternehmen sind. Besser fahren Anleger mit der Dividendenrendite, sie hat eine höhere Aussagekraft. Die Kennzahl Dividendenrendite stellt das Verhältnis der Dividendenhöhe zum Aktienkurs an und besagt, wie viel Prozent des aktuellen Kurswerts in einem Jahr an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Die Dividendenrendite wird berechnet, indem man die Jahresdividende einer Aktie durch den Aktienkurs teilt, bei der im angelsächsischen Raum üblichen quartalsweisen Ausschüttung müssen die Dividenden vorher addiert werden. Die Dividendenrendite ermöglicht es, die Rendite einer Aktie besser mit den Erträgen anderer Aktien zu vergleichen. Wie attraktiv eine Dividende ist, hängt unter anderem auch vom aktuellen Zinsniveau ab. In Niedrigzinszeiten sind höhere Dividendenrenditen deutlich interessanter als in Hochzinsphasen. Wachstumsunternehmen schütten bekanntlich oft keine Dividende aus, sondern reinvestieren ggf. Gewinne in weiteres Wachstum, sodass es hier keine Dividendenrendite zum Vergleichen zur Verfügung steht.

Eine weitere Kennzahl für Anleger ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV). Es errechnet sich nach dem gleichen Prinzip wie das KGV, nur das hier der Umsatz statt des Gewinns ins Verhältnis zum Aktienkurs gesetzt wird. Dazu wird die Marktkapitalisierung, also der Börsenwert, ins Verhältnis zum Gesamtumsatz gesetzt. Bei einer Bewertung von einer Milliarde Euro und einem Jahresumsatz von 250 Millionen Euro wäre das KUV also beispielsweise vier. Auch hier gilt: Je niedriger das KUV, desto günstiger ist eine Aktie beispielsweise im Vergleich zu Wettbewerbern. Meist weisen Aktien von Wachstumsunternehmen ein höheres KUV auf z. B. zwischen 5 und 20. Aktien von wenig wachstumsstarken oder defizitären (!) Unternehmen hingegen notieren entsprechend mit einem niedrigeren KUV. Dieses kann dann beispielsweise zwischen 0,2 und 5 liegen. Natürlich müssen Anleger dabei darauf achten, wie das Defizit eines Unternehmens begründet wird. Das KUV tritt oft dann an die Stelle des KGV, wenn ein junges Wachstumsunternehmen investitionsbedingt noch keine Gewinne erwirtschaftet. Die Höhe des zugebilligten KUV richtet sich danach, welche Gewinnmargen der Aktiengesellschaft nach dem Erreichen der Gewinnschwelle durch die Märkte/ Analysten zugetraut werden. Das KUV sagt also nichts über die Profitabilität eines Unternehmens aus. Aber es ist besser darauf zu schauen, als wenn gar keine weiteren Aussagen zu einem Wachstumsunternehmen vorliegen, wie es z. B. im ersten oder zweiten Jahr eines jungen börsennotierten Unternehmens vorkommt.