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Der Clubfonds-Ticker

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Bankenkrise in den USA – Stehen wir vor einer neuen Finanzkrise?

Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Beunruhigende Nachrichten aus dem US-Bankensektor sorgten für schlechte Stimmung an den Märkten. Die Märkte gingen in Deckung und beendeten die abgelaufene Woche tiefrot. Erstens ist die Verunsicherung übertrieben groß, aber es war auch Wochenende und so sicherten sich viele Marktteilnehmer ab und drückten vorsorglich den Verkaufsbutton. Aber was war passiert?

Die amerikanische Silicon Valley Bank ist in Schieflage geraten. Die auch bei uns nicht jedem Börsianer bekannte Silicon Valley Bank (kurz auch SVB) ist eine US-amerikanische Bank im Silicon Valley, die High-Tech-Unternehmen und Startups fördert. Sie ist eine Tochtergesellschaft der SVB Financial Group.

Die Bank, die 1983 von den Mitbegründern Bill Biggerstaff und Robert Medaris während eines Pokerspiels ins Leben gerufen wurde, nutzte ihre Wurzeln im Silicon Valley, um sich zu einem finanziellen Eckpfeiler in der Technologiebranche zu entwickeln. Wie keine andere verband sie sich mit den Startups und deren Gründerinnen und Gründern. Gab es seine Series-A-Finanzierung, landete das Geld oft zunächst bei der SVB. Sie sei 2022 die Bank für “fast die Hälfte” der wagniskapitalfinanzierten Tech- und Healthcare-Firmen gewesen, verkündete CEO Greg Becker (seit 2011) noch vor wenigen Tagen vor potenziellen Investoren. Die SVB sei auch an 44 Prozent der jeweiligen Börsengänge beteiligt gewesen.

Der Boom des Sektors trug auch die Bank in immer wieder neue Höhen. Der Börsenwert, der vor Beginn der Corona-Pandemie noch bei gut 10 Milliarden US-Dollar lag, schoss auf bis zu 44 Milliarden Dollar im November 2021. Vor gut einer Woche lag er immerhin noch bei rund 17 Milliarden Dollar. Wir sehen, es handelt sich um keine kleine Regionalbank aus dem Silicon Valley. Das billige Geld, das Investoren während der Boomjahre in Techfirmen investierten, packten die Startups oft auf Konten bei der SVB. Ende 2022 verwaltete sie rund 172 Milliarden Dollar – und meldete einen Jahresprofit von 3,4 Milliarden Dollar. Die Gruppe stand im Ruf, besonders günstige Kredite auch an unprofitable Jungfirmen mit teilweise hochriskanten Geschäftsmodellen zu vergeben; sie beteiligte sich über ihren Arm SVB Capital auch direkt. In kleinem Umfang fungierte sie zudem als Vermögensverwalter für die Jungmillionäre der Tech-Szene.

Wie kam es zur de facto-Pleite der SVB?

Das einströmende Geld legten die Banker an, das ist ihr Job. Sie kauften für viele Milliarden Dollar US-Staatsanleihen und andere Papiere wie Mortgage Backed Securities (MBS bezeichnen hypothekarisch besicherte Anleihen. Diese Wertpapiere werden durch Mittelflüsse von Zins- und Tilgungszahlungen eines Pools von Hypotheken getragen). Die Papiere versprachen Zinsen von ca. 1,5 Prozent, aber die Leitzinsen der Notenbanken lagen bekanntlich damals bei null.   
Und so kam es wie kommen musste, die Zinswende traf die SVB gleich doppelt. Weil plötzlich weniger Geld in Startups gesteckt wurde, versiegten die Geldströme. Es kam deutlich weniger rein – und weil die Startups selbst so viel Geld brauchten, floss viel mehr als erwartet ab. Seit dem ersten Quartal 2022, dass zeigen aktuelle Daten der SVB, schrumpften die Assets, teilweise um 25 Milliarden Dollar pro Quartal.

Welche Auswirkungen die Schwierigkeiten auf die Banken haben, sehen wir an dem Fakt, dass der gesamte Sektor in Mitleidenschaft gezogen wird. Es muss erst einmal abgewartet werden, wie hoch das Risiko für die anderen US-Banken einzustufen ist oder die globale Branche. US-Finanzministerin Janet Yellen äußerte sich jedenfalls besorgt. In den Vereinigten Staaten gingen die Kurse vieler Regionalbanken regelrecht in den Keller.

Das die heraufziehende Krise nicht ganz ohne ist, zeigt auch die Tatsache, dass auch in Europa die Kurse und hier speziell der Bankaktien nach unten gingen. Mit den jüngsten Entwicklungen werden die möglichen Gefahren für den Sektor deutlich, die Anleger werden in der Folge vorsichtiger. Neben möglichen Kursverlusten bei den Anleihen in Folge der Zinsanhebungen der großen Notenbanken besteht die Gefahr, dass eine teils immer noch erwartete Rezession auch zu einem Anstieg der Kreditausfälle führen könnte. Die Deutsche Bank verloren als Reaktion 7,4 Prozent und die Commerzbank 2,6 Prozent.

Es bleibt jetzt einmal abzuwarten, ob die Bankenwelt sich gegenseitig noch vertraut. Das war ja der entscheidende Grund für den Crash 2008, der in Lehman Brothers Pleite seinen Ausgangspunkt fand.

Fakt ist aber, die Risikovorsorge der Banken wurde durch die Verschärfung der Gesetzeslage seit damals angepasst. Und ob die US-Regierung einen weiteren Auslöser für eine weltweite Finanzkrise in ihren Annalen haben möchte, ist auch sehr fraglich. Der Vorwahlkampf nimmt sehr bald seine Fahrt auf…

Fakt ist aber auch, dass es Auswirkungen auf die Startup-Szene in Silicon Valley geben wird. Das Kapital wird nicht mehr so schnell und umfangreich fließen wie bisher. Neue Tech-Firmen werden sehr überzeugende und nachvollziehbare Business-Pläne und Argumente benötigen, um künftig an Geld für ihre Projekte zu kommen.

Unsere Depotwerte aus der Branche zählen nun wahrlich nicht mehr zu den Startup-Unternehmen und werden so auch keine Finanzierungsprobleme bekommen. Die aktuellen Abschläge sollten Kleinanleger zu einem Einstieg bzw. Nachkauf nutzen.

Es besteht kein systemisches Risiko für eine erneute Weltfinanzkrise. Die Panik ist zwar aktuell übertrieben, zeigt aber auch die Sensibilität der Märkte.