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Der Clubfonds-Ticker
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Anruf genügt und alles ist wieder gut???

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

 

 Ganz so einfach dürfte es nicht gewesen sein, als EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem Weißen Haus telefonierte.  Immerhin drohte der US-Präsident ja zunächst am 1. Juni mit Strafzöllen von 50 Prozent auf alle europäischen Produkte zu starten. Sonntag Nacht dann der Rückzieher. Ein super Gespräch habe er mit ihr geführt, tönte er danach. Ob das Gespräch so super war, möchten wir doch ein wenig bezweifeln, aber das Ergebnis zählt. Man lasse sich jetzt einen Monat länger Zeit. Bis 9. Juli. Womit eigentlich? Ach so, mit den Zollverhandlungen. 

Das mit den Zöllen bleibt unter der jetzigen US-Führung eine eher erratische Sache. Das Muster ist, dass man sich auf ihn nicht verlassen kann. Nachdem sie gegen China zuerst 145 Prozent Einfuhrzoll verhängt hatte (und Peking mit 125 Prozent und der Rücksendung von Boeing-Flugzeugen antwortete), einigten sich die beiden größten Wirtschaftsmächte der Erde flugs auf 30 Prozent. Zumindest für die nächsten 90 Tage. Es ist schwer, da noch zu folgen, vor allem weiß man nicht so richtig, was die nächste Zeit bringt. Planungssicherheit ist das wichtigste Element eines Unternehmens. Egal, ob börsennotiert oder nicht.

Europa misstraut der Mann im Weißen Haus schon seit eh und je. Der Grund ist, weil wir mit seinem Land viel mehr verdienen als seines mit uns. Ausnahmsweise haben ihn seine Leute da einmal mit den richtigen Zahlen gefüttert und er hat richtig darauf geachtet, was ihm gesagt wurde. Das Handelsdefizit lag 2024 wirklich bei 235 Milliarden Dollar.
 
Trumps Strategie ist es, anderen Ländern Angst zu machen und die unbestreitbare Stärke der USA auszunutzen für „Deals“, die er für sinnvoll hält. Und wollte der Mann seine Wähler nicht beim Tag der Befreiung am 02. April vom Joch hoher Inflation befreien? Wer andere Länder mit Zöllen belegt, um Geld in die eigene klamme Kasse zu erhalten, muss das auch mit steigenden Preisen im eigenen Land bezahlen. Außerdem erinnern wir uns an die jeweiligen Kursrutsche von Aktien, Anleihen und dem Dollarkurs, die alle drei in breiter Front einbrachen. Und damit den Stab um Trump und wohl auch ihn selbst zur zeitweiligen Vernunft brachten. 

Es kommt jetzt bei den Verhandlungen auf ein Ergebnis an, dass beiden Seiten eine Gesichtswahrung ermöglicht. Entweder alles zollfrei auf beiden Seiten des Atlantiks oder ein gleicher Zoll auf niedriger Basis, mit der Aussicht auf ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU.
 
Vielleicht sollte auch die Verhandlungsdelegation verstärkt oder ganz ausgewechselt werden. Wie lange verhandelt jetzt der zuständige slowakische Handelskommissar Maroš Šefčovič ohne Ergebnis? Das Trio Macron, Meloni und Merz ergänzt um von der Leyen dürfte da ein anderes Gewicht in die Waagschale werfen. In der ersten Amtszeit des US-Präsidenten brachte die Entsendung von EU-Ratspräsident Jean-Claude Juncker die Wende. Nur einmal so zum Nachdenken.
 

Die Europäische Zentralbank steuert auf die nächste Zinssenkung zu. In der Euro-Zone steigen die Löhne EZB und Bundesbank zufolge längst nicht mehr so stark wie in den vergangenen zwei Jahren. Das gilt als wichtiges Indiz, dass die zu hohe Inflation im Dienstleistungsbereich nachlässt. Der Anstieg der Tariflöhne in den 20 Euro-Ländern hat im ersten Quartal von 4,1 Prozent auf 2,4 Prozent nachgelassen.

Vor dem Hintergrund neuer Zolldrohungen des US-Präsidenten gegen die EU, mauer Konjunktur und sinkender Inflationsraten verdichten sich somit die Anzeichen, dass die EZB ihre Geldpolitik am 5. Juni weiter lockert. Der relevante Einlagensatz, an dem Banken ihre Spar- und Kreditzinsen ausrichten, dürfte von 2,25 Prozent auf 2,0 Prozent sinken. 

Weil wir gerade bei den Notenbanken sind, wir hören gar nichts mehr von einer Entlassung von Fed-Chef Jay Powell durch den Mann im Weißen Haus. Richtig ist, der darf nämlich Notenbankchef Jerome Powell nicht einfach feuern. Das hat der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten klargestellt. Die Richter beruhigen damit Investoren, die sich um die Unabhängigkeit der wichtigsten Notenbank der Welt sorgen. Dem Supreme Court zufolge hat die Federal Reserve (Fed) eine Sonderstellung im institutionellen Gefüge der USA. Die Fed sei eine „einzigartig strukturierte, quasi private Einheit“, so die Richter. Damit stellen sie klar, dass die Notenbanker vor willkürlichen Entlassungen durch die Regierung geschützt sind. Gut, dass das nun auch höchstrichterlich geklärt ist, nur muss es der US-Präsident noch begreifen. Aber theoretisch will er ihn ja gar nicht mehr feuern…, bis zum nächsten Wutanfall.

Der Kurs der Europäischen Währung gegenüber dem Dollar steigt weiter an. 1,1418 Dollar war der Euro zeitweise wert. Der Wechselkurs liegt somit knapp elf Prozent höher als im Januar: Rund um Amtsantritt des US-Präsidenten war der Euro zeitweise weniger als 1,02 Dollar wert. Das müssen Anleger bei Anlagen in US-Wertpapiere mit berücksichtigen.