
Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC
Die Europäische Zentralbank steuert auf die nächste Zinssenkung zu. In der Euro-Zone steigen die Löhne EZB und Bundesbank zufolge längst nicht mehr so stark wie in den vergangenen zwei Jahren. Das gilt als wichtiges Indiz, dass die zu hohe Inflation im Dienstleistungsbereich nachlässt. Der Anstieg der Tariflöhne in den 20 Euro-Ländern hat im ersten Quartal von 4,1 Prozent auf 2,4 Prozent nachgelassen.
Vor dem Hintergrund neuer Zolldrohungen des US-Präsidenten gegen die EU, mauer Konjunktur und sinkender Inflationsraten verdichten sich somit die Anzeichen, dass die EZB ihre Geldpolitik am 5. Juni weiter lockert. Der relevante Einlagensatz, an dem Banken ihre Spar- und Kreditzinsen ausrichten, dürfte von 2,25 Prozent auf 2,0 Prozent sinken.
Weil wir gerade bei den Notenbanken sind, wir hören gar nichts mehr von einer Entlassung von Fed-Chef Jay Powell durch den Mann im Weißen Haus. Richtig ist, der darf nämlich Notenbankchef Jerome Powell nicht einfach feuern. Das hat der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten klargestellt. Die Richter beruhigen damit Investoren, die sich um die Unabhängigkeit der wichtigsten Notenbank der Welt sorgen. Dem Supreme Court zufolge hat die Federal Reserve (Fed) eine Sonderstellung im institutionellen Gefüge der USA. Die Fed sei eine „einzigartig strukturierte, quasi private Einheit“, so die Richter. Damit stellen sie klar, dass die Notenbanker vor willkürlichen Entlassungen durch die Regierung geschützt sind. Gut, dass das nun auch höchstrichterlich geklärt ist, nur muss es der US-Präsident noch begreifen. Aber theoretisch will er ihn ja gar nicht mehr feuern…, bis zum nächsten Wutanfall.
Der Kurs der Europäischen Währung gegenüber dem Dollar steigt weiter an. 1,1418 Dollar war der Euro zeitweise wert. Der Wechselkurs liegt somit knapp elf Prozent höher als im Januar: Rund um Amtsantritt des US-Präsidenten war der Euro zeitweise weniger als 1,02 Dollar wert. Das müssen Anleger bei Anlagen in US-Wertpapiere mit berücksichtigen.