Wenn wir uns mit unserem Depotwert TSMC beschäftigen, dann müssen wir zunächst das politische Umfeld in Taiwan berücksichtigen. Denn auch hier ist es nicht ganz einfach. Die Aktien sind immer noch dabei, den Krieg in der Ukraine und all seinen Folgewirkungen einzupreisen, da droht noch ein viel größeres Ungemach für die Weltwirtschaft. Denn noch immer droht es zwischen China, Taiwan und den USA zu krachen. Ja, die latente Gefahr besteht immer noch, auch wenn wir im Augenblick nicht allzu viel in den Medien dazu finden.
Eine brisante Situation, da unter anderem unser Depotwert der weltgrößte Chiphersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing Company kurz TSMC, seinen Sitz auf der Insel im Westpazifik hat. Vermutlich würden wir einen Krieg in Südostasien wirtschaftlich noch stärker zu spüren bekommen als jenen in der Ukraine. Insbesondere dann, wenn wir uns auch an die Tragweite möglicher Sanktionen gegen China vor Augen führen. Aktien kämen bei einer Eskalation in diesem Konflikt natürlich ordentlich unter Druck.
Mit einem kurzfristigen Anlagehorizont sind hier keine Gewinne zu holen. Aber für langfristige Investoren sieht die Sache anders aus. Das verdeutlicht ein Blick in die Geschichte. Immer wieder kam es in den letzten Jahrzehnten – zu unserem Glück stets weit entfernt von mitteleuropäischem Boden – zu Kriegen oder sehr lautem Säbelrasseln. Aktien reagierten kurzfristig nie positiv auf diese Auseinandersetzungen. Der Koreakrieg, die Kubakrise oder der Vietnamkrieg sind dafür gute Beispiele (übrigens, auch der aktuelle Krieg in der Ukraine wird irgendwann, möglichst bald, ein Ende finden). Heute stehen Aktien deutlich höher als zu allen diesen Kriegszeitpunkten der Vergangenheit.
Zwar ist die Weltwirtschaft heute bekanntlich deutlich stärker international verflochten als damals. Keine Frage, ein Konflikt an einem fernen Ort wie Taiwan hätte größere Auswirkungen auf unsere heimische Wirtschaft als noch vor 50 Jahren. Obwohl eine militärische Auseinandersetzung um Taiwan großes menschliches Leid mit sich brächte – es wäre nicht das Ende der Weltwirtschaft. Die Unternehmen würden sich früher oder später erholen, und die Aktien der betroffenen Unternehmen werden es ebenso tun. An der Börse gibt es den Ausspruch, dass Aktien an einer Wand der Sorgen nach oben klettern. Taiwan ist nur ein weiterer Vorsprung an dieser Wand.
Unter diesen Gesichtspunkten müssen wir die Lage auch für unseren Depotwert TSMC betrachten.
Aber bisher scheint die politische Lage unseren Depotwert nicht zu schaden. Im zweiten Quartal wurden die Erwartungen durch die Bank übertroffen. Der Umsatz legte auf Jahressicht um 43 Prozent auf 534 Milliarden neue Taiwan Dollar (NT$) zu (- ein NT$ entspricht 0,033 Euro), das Nettoergebnis schoss um 76 Prozent auf 237 Milliarden NT$ in die Höhe. Die Relationen zeigen, wie hoch die Margen von TSMC sind. Es ist nun einmal so, dass die Auftragsbücher voll sind, weil die Lieferkettenprobleme noch vorhanden sind und wohl auch noch eine gewisse Zeit uns begleiten werden.
Die aktuelle Marktkapitalisierung beträgt 12,68 Billionen NT$, das Unternehmen beschäftigt 54.193 Arbeitnehmer (2021).
Der Chip-Gigant aus Taiwan ist zwischen den USA und China gefangen – und er gedeiht. “Offen gesagt, sind sie in einer ziemlich guten Position. Solange es nicht zum dritten Weltkrieg kommt”, sagt ein Analyst.
Im Gegenteil, der Chipkonzern nutzt die politische Lage für sich aus und entwickelt seine Produkte weiter. TSMC startet die Entwicklung von 1,4-Nanometer-Chips „Weil die Technologie im Bereich unterhalb von 3 nm große neue Herausforderungen mit sich bringe, arbeiten die drei Giganten derzeit Tag und Nacht, um neue Fertigungsprozesse zu entwickeln“, schreibt Bandaoti Hangye Guancha. Gemeint sind hier TSMC, Intel and Samsung, die weltweit größten Chipfertiger. Jeder der drei führenden Hersteller nimmt für sich in Anspruch, dass seine neuesten Fertigungsverfahren bahnbrechend seien. Ein führender Manager von TSMC sagte im Februar dieses Jahres in einem Interview mit dem Fachmedium IEEE, dass seine Firma „mit jeder neuen Generation von Chips auch neue Ansätze in der Transistor-Architektur, bei Materialien, Prozessen und Werkzeugen“ finden müsse. Dies geht zwar auch der Konkurrenz so, war jedoch trotzdem ein eher seltenes Eingeständnis, wie stark sich der Wettbewerb in der Industrie inzwischen verschärft hat“
Der Chart unseres Depotwertes spiegelt die politische Situation wider, aber entspricht, wie bereits festgestellt, nicht der wirklichen Unternehmensentwicklung.
Zwischen dem Jahrestief von 72,30 Euro und dem Jahreshoch von 126,80 Euro (aus dem Januar 2022) steht unser Wert aktuell bei 81,50 Euro. Wir haben TSMC für 99,26 Euro erworben. Wir bleiben aber optimistisch, dass Taiwan Semiconductors die zugegeben aktuell schwierige Lage auf der Insel weiterhin meistern wird.