Der Sommer geht langsam zu Ende und damit die relative Covid-Ruhe. Die ständige Impfkommission gibt wieder einmal Empfehlungen, sich gegen die drohende Gefahr einer Covid19-Infektion zu wappnen. Das bedeutet, sich ab 60 Jahren impfen zu lassen, dann schon zum vierten Mal.
Es ist egal, wie oft man schon geimpft ist, Covid19 geht wahrscheinlich nie ganz weg, irgendeine Variante wird immer wieder aufkreuzen und die Menschen verunsichern. Und damit wird die Impfstoffnachfrage weltweit konstant blieben. Und ganz sicher wird wahrscheinlich auch ein Anti-Covid-Impfstoff von unserem Depotwert Pfizer bzw. dessen deutschen Partner Biontec aus den weltweiten Impfdepots in den Impfstellen verabreicht.
Aber vorab gesagt, der Impfstoff gegen Covid19 ist zwar das aktuell bekannteste Serum, aber nicht das einzige Produkt des Milliarden schweren US-Pharmariesens mit Sitz in New York.
Ende des vorigen Monats, genauer gesagt am 28.07.2022, legte Pfizer seine Quartalszahlen vor und die sahen gut aus.
Konzernweit legte der Umsatz im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahresabschnitt um 47 Prozent auf 27,7 Milliarden Dollar zu. Anzumerken ist allerdings auch, ohne Comirnaty und Paxlovid (beides Anti-Corona-Mittel) hätte der Umsatz fast stagniert. Der Gewinn kletterte um 78 Prozent auf fast zehn Milliarden Dollar. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag bei 2,04 Dollar und übertraf damit die durchschnittliche Erwartung der Analysten von 1,81 Dollar.
Im vergangenen Quartal profitierte Pfizer noch wie zuvor von einer starken Nachfrage nach dem gemeinsam mit der deutschen Biotechfirma Biontec vermarkteten mRNA-Coronaimpfstoff Comirnaty. Zudem zog die Nachfrage nach der Corona-Mittel Paxlovid, die einen schweren Verlauf der Krankheit verhindern soll, weiter an.
Kein Wunder also, das Pfizer nach einem starken Geschäft im zweiten Quartal die Prognosen für das Wachstum und den Gewinn angehoben hat. So rechnet der Konzern im laufenden Jahr weiter mit einem Umsatz von 98 bis 102 Milliarden US-Dollar, dabei sind jetzt jedoch höhere negative Effekte infolge des starken Dollar enthalten. Die Währungsschwankungen des Dollars sind immer wieder mit zu beachten, sie erschweren den Export.
So werde jetzt beim währungsbereinigten Wachstum ein Wert zwischen 27 und 32 Prozent in Aussicht gestellt. Die neue Spanne liege damit jeweils zwei Prozentpunkte über der bisherigen, teilte das Unternehmen in New York mit. Trotz der Wechselkursbelastungen hob Pfizer auch seine Prognose für den bereinigten Gewinn je Aktie auf 6,30 bis 6,45 Dollar an. Zuvor war das untere Ende der Spanne auf 6,25 Dollar festgelegt worden.
Laut aktuellem Stand von August 2022 zahlte das Unternehmen innerhalb der letzten 12 Monate eine Dividende von insgesamt 1,58 Euro/Aktie. Beim aktuellen Kurs von 48,64 Euro entspricht das immerhin einer beachtlichen Dividendenrendite von 3,25 Prozent.
Obwohl Pfizer weiß, dass es Rückschläge geben kann, geht das Unternehmen trotz zunehmender Konkurrenz weiterhin davon aus, dass die neuen Covid-19-Produkte 2022 mehr als 50 Milliarden Dollar und damit mehr als die Hälfte des angepeilten Jahresumsatzes einbringen. Die Annahmen basieren auf den bis Mitte Juli abgeschlossenen Verträgen. Sie würden dann andere, langsamer wachsende Bereiche des Unternehmens ausgleichen.
Allerdings hatten die Analysten bei Covid-19-Medikamenten mit noch mehr Umsatz gerechnet und auch die Anleger zeigten sich enttäuscht, dass die Umsatzziele dafür nicht nach oben geschraubt wurden. Das könnte berechtigt dafür sprechen, dass die Verkäufe ihren Höhepunkt erreicht haben.
Von einer kippenden Umsatz- und Gewinnentwicklung kann man bei Pfizer nicht sprechen, trotzdem sind Analysten vorsichtig geworden. Von fünf aktuellen Einschätzungen kommt nur eine zum Ergebnis kaufen, die vier anderen enden mit einer Haltempfehlung.
Die Kursziele liegen zwischen 50 Dollar (Goldman Sachs) und 60 Dollar (UBS). Aktuell schwankt das Papier um die 49 Dollar.
Die große Euphorie scheint verflogen, die Anleger bekommen keine Dollarzeichen mehr vor Augen, wenn von Pfizer die Rede ist.
Vielleicht hilft die von Biontech und Pfizer bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragte Notfallzulassung für einen an die derzeit kursierenden Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 angepassten Corona-Impfstoff. In den kommenden Tagen soll auch ein Antrag für die europäische Arzneimittelbehörde Ema abgeschlossen werden. Bei entsprechenden Zulassungen könne schon im September mit der Auslieferung begonnen werden, hieß es weiter. Allerdings gibt es zu der angepassten Variante noch keine klinische Studie.
Zuvor hatten die Firmen bereits Anträge für einen auf den Subtyp BA.1 angepassten Impfstoff eingereicht. Damit können die Unternehmen in Deutschland aktuell aber keinen Umsatz machen, denn diese Variante spielt bei uns keine Rolle.
Es ist sicher nicht falsch, wenn wir Pfizer weiter beobachten und ggf. verkaufen, um sie später für einen möglich niedrigeren Einstiegskurs wieder zu erwerben. Aber im Augenblick ist es noch nicht so weit, da keiner die Pandemieentwicklung voraussagen kann.