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Neues von unseren Depotwerten: Fraport

Wer aktuell seine Urlaubsreise, seine Geschäftsreise oder seinen Flug (wohin auch immer) antreten möchte, ist natürlich genervt von der Abfertigung im Flughafenbereich. Nun, das ganze Chaos auf die Corona-Pandemie zu schieben, ist nicht ganz richtig. Sicher haben sich sehr viele im Abfertigungsbereich tätige Beschäftigte neue Jobs in anderen Bereichen gesucht und fehlen jetzt auf den Flughäfen bei der Sicherheitskontrolle und Abfertigung der nun wieder verstärkt reisenden Passagiere. Aber die Anwerbung von (neuem) Personal kam erst, als das Chaos schon in Sichtweite war.

Seit Wochen gibt es an Deutschlands Flughäfen, aber auch in anderen europäischen Ländern, große Probleme wegen Personalmangels bei Flughäfen und Airlines. Insgesamt, so die Einschätzung der Flughafenbetriebsräte, fehlen wohl bundesweit rund 5.500 Beschäftigte, um das Chaos in den Griff zu bekommen. Da die avisierten Türken auch nicht unbedingt wegen der drei Monate nach Deutschland strömen, um hier mit einer befristeten Arbeitserlaubnis dem in Deutschland verschuldeten Chaos entgegenzuwirken, dürfen die Reisenden auch noch die restliche Urlaubszeit Frust schieben.

Wie wirkt sich das Ganze nun auf die Aktie unseres Depotwertes Fraport aus?

Die umfassenden Lockerungen von Reisebeschränkungen lassen Fraport optimistischer in die Zukunft schauen, wenngleich der Konzern wegen einer Sonderbelastung die Prognose für den Konzerngewinn im Gesamtjahr senken muss und im ersten Halbjahr in die Verlustzone gerutscht ist. Gestützt von der steigenden Nachfrage stieg der Konzern-Umsatz des Flughafenbetreibers im ersten Halbjahr um 66 Prozent auf 1,349 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte.

Auch die Prognose für die Anzahl der Flugreisenden sieht nicht mehr so mies aus wie während der Pandemie, auch wenn sehr viele Flüge von den Airlines wegen der geschilderten Personalprobleme gecancelt wurden. Seit März spürt Fraport konzernweit einen starken Aufwärtstrend bei den Fluggastzahlen, weil die Menschen wieder reisen können und wollen. Allein für Frankfurt erwartet das Unternehmen auf Gesamtjahressicht nun zwischen 45 und 50 Millionen Passagiere statt wie bislang 39 bis 46 Millionen.

Das EBITDA lag im Halbjahr mit einem Plus von 21,8 Prozent bei 408,3 Millionen Euro. Die Steigerung fällt im Vergleich zum Umsatz geringer aus, da der EBITDA-Wert des Vorjahres stark durch verschiedene positive Sondereffekte geprägt war. Das EBIT stieg auf 181,9 Millionen Euro (2021: 116 Millionen Euro). Das Finanzergebnis lag im Berichtszeitraum aber deutlich im negativen Bereich mit minus 290,8 Millionen Euro.

Wesentlich ist hier der Einmaleffekt aus der nun vollständigen Wertberichtigung der Darlehensforderung von 163,3 Millionen Euro gegenüber der Thalita Trading Ltd, die die Beteiligung an der Betreibergesellschaft des Flughafens in St. Petersburg hält. Aufgrund der Sanktionsmaßnahmen wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat Fraport die Darlehensforderung vollständig wertberichtigt. Deshalb fiel das Konzernergebnis auf minus 53,1 Millionen Euro von plus 15,4 Millionen Euro vor Jahresfrist.

Aufgrund der guten Verkehrsentwicklung erwartet Fraport nun ein Konzern-EBITDA auf Jahressicht von 850 bis 970 Millionen statt wie bislang von 760 bis 880 Millionen Euro. Das EBIT soll nunmehr bei rund 400 bis etwa 520 Millionen Euro liegen statt bei 320 bis rund 440 Millionen Euro.

Wegen der vollständigen Wertberichtigung der Darlehensforderung gegenüber Thalita wird die zu Jahresanfang gegebene Prognose des Konzernergebnisses auf circa 0 bis 100 Millionen Euro reduziert. Bislang hatte Fraport hier 50 bis 150 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Seit ihrem Tief seit Herbst 2020 haben sich die Fraport-Aktien nun bereits wieder um fast 30 Prozent erholt. Verschweigen darf man allerdings auch nicht, dass im bisherigen Jahresverlauf allerdings immer noch ein Verlust von rund 18 Prozent in den Büchern ausgewiesen wird.

Problematisch auf das Ergebnis werden sich auch die geplanten und nicht aufschiebbaren Investitionen zu notwendigen Kapazitätserhöhungen bei Fraport auswirken. Aber das sind Investitionen in die Zukunft, die sich in den nächsten Jahren günstig auf die Rendite auswirken werden.

Der Chart der Aktie sieht auf Jahressicht noch nicht so gut aus, scheint aber sein Jahrestief von 37,99 Euro (Juli 2022) nachhaltig überwunden zu haben. Allerdings bis zum Jahreshoch von 69,90 Euro (Februar 2022) muss Fraport noch mehr Passagiere davon überzeugen, die Flughäfen des Konzerns zu nutzen. Der Verkehrsmix wird sich kurzfristig weiter ändern, denn die Inlandsflüge werden sich mit der Entwicklung des Angebotes von schnellen Zugverbindungen weiter reduzieren. Das ist nebenbei auch politisch gewollt.

In die Zukunft blickend sollte Fraport schon langsam die neuen Antriebstechnologien vorbereiten. Irgendwann, in nicht mehr allzu ferner Zukunft, werden Flugzeuge mit grünem Wasserstoff betankt. Oder die noch in den Kinderschuhen steckenden Solarantriebe für Flugzeuge werden schneller entwickelt als gedacht. Es ist gut, darauf vorbereitet zu sein.