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Neues von unseren Depotwerten: Deutsche Post AG/DHL

Der als gelber Riese bekannte Logistiker legte vor ein paar Tagen seine Quartalszahlen vor. Die können sich durchaus sehen lassen, aber wir bemerken eine Verschiebung der Wachstumstreiber.

Zwei Jahre lang hatten zahlreiche Lockdowns während der Corona-Pandemie dem Paketgeschäft der Deutschen Post einen steilen Aufstieg beschert. Doch der Boom scheint jetzt vorbei zu sein. Nur noch 355 Millionen Euro Betriebsgewinn (Ebit) warf der Bereich Division Post & Paket im abgelaufenen Quartal ab – nach 556 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Es ist durchaus zu spüren, dass die Menschen wieder zum stationären Handel zurückkehren, denn das Paketvolumen hierzulande schrumpfte immerhin um 19 Prozent, der Umsatz mit E-Commerce im Ausland um ein Prozent.

Überraschenderweise übertraf der Bonner Logistikriese im Gesamtgeschäft die Erwartungen. Mit 22,6 Milliarden Euro setzte er fast elf Prozent mehr um, als Analysten erwartet hatten. Und auch dass die Post ihr Ergebnis je Aktie von 0,96 auf 1,10 Euro steigerte, ist eine durchaus positive Überraschung. Marktbeobachter hatten im Schnitt mit gerade einmal 0,89 Euro gerechnet.

Das starke Ergebnis verdankt das DAX-Schwergewicht vornehmlich seinem Geschäft mit gewerblichen Kunden, auch B2B (Business-to-Business bezeichnet Geschäftsbeziehungen zwischen zwei oder mehr Unternehmen). So verbesserte das Fracht- und Speditionsgeschäft, das von den hohen Frachtraten im Weltmarkt profitierte, seinen Betriebsgewinn auf 601 Millionen Euro. Im ersten Quartal des Vorjahres hatte es gerade einmal für 216 Millionen Euro gereicht. Die Lieferkettenprobleme, die u. a. auch eine verbesserte Preisgestaltung ermöglichten, trugen zu dem guten Ergebnis bei. Erstmals übertraf der Umsatz der Luft- und Seefrachtdivision mit 7,4 Milliarden Euro die Erlöse im Express- sowie im Brief- und Paketgeschäft. 

Da nicht alle Industriebetriebe beispielsweise mehr „just in time“ produzieren bzw. logistische Probleme beim Versenden ihrer Ware haben, bietet die Deutsche Post DHL auch Lager-Dienstleistungen an, ein Outsourcing-Geschäft für Unternehmen. Damit verdiente der Konzern mit 205 Millionen Euro fast 23 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, da ein reibungsloser Ablauf in den internationalen Lieferketten auch in nächster Zeit nicht in Sicht ist bzw. ein komplett reibungsloser Ablauf erfahrungsgemäß immer wieder gestört werden kann.

Der sanktionsbedingte Rückzug aus Russland und Weißrussland sowie der kriegsbedingte Rückzug aus der Ukraine, wo der Konzern bislang zusammen weniger als ein Prozent seiner Erlöse generierte, führte im ersten Quartal zu Wertberichtigungen in Höhe von 30 Millionen Euro. 24 Millionen Euro davon stammten aus dem Expressgeschäft, der Rest aus der Fracht- und Speditionsdivision.

Das große Problem der gestiegenen Energiekosten betrifft den Logistiker zusätzlich, diese werden aber verzögert an die Kunden weitergeben.

Obwohl der Konzern im ersten Quartal seinen Umsatz um 19,8 Prozent und das Betriebsergebnis (Ebit) um 13 Prozent steigerte, erwartet der Vorstand für das Gesamtjahr kaum mehr als eine Stagnation. So soll der Betriebsgewinn (Ebit) wie bereits 2021 acht Milliarden Euro erreichen – mit einer Abweichung von fünf Prozent nach oben oder unten. Für das Geschäftsjahr 2024 prognostiziert das Unternehmen weiterhin einen Ebit-Anstieg auf rund 8,5 Milliarden Euro.

Die Übernahme des Mainzer Seefracht-Spezialisten J.F. Hillebrand, den die Post Ende März abschloss, verursachte Kosten von 1,4 Milliarden Euro. Weitere Zukäufe schließt Finanzchefin Melanie Kreis angesichts eines FreeCashflows von 3,6 Milliarden Euro nicht mehr aus.

Trotz der Unsicherheiten durch den Ukrainekrieg geht die Expansion weiter. 2022 wolle man 4,2 Milliarden Euro investieren (Capex), erklärte der Vorstand, im Zeitraum bis 2024 sogar zwölf Milliarden Euro.

Der wichtige Großkunde Amazon setzt mittlerweile stärker auf die eigene Zustellung, und so hat sich das Volumen der von DHL beförderten Amazon-Pakete reduziert. Außerdem belasteten deutlich gestiegene Kosten im deutschen Brief- und Paket-Geschäft aufgrund von Ausfällen durch Corona-Erkrankungen und den erforderlichen Tests den Zusteller.

Das Briefgeschäft, das im Digitalzeitalter lange geschrumpft war, zeigte sich erstaunlich robust und legte sogar zu. Hier stieg das Volumen um sieben Prozent. Das lag daran, dass Firmenkunden wieder mehr Werbung verschickten als noch im ersten Quartal 2021, als viele Shops geschlossen waren oder die Konsumenten die Innenstädte aus Angst vor Corona generell mieden.

Von März 2020 bis September 2021 hatte sich der Kurs der Post-Aktie mehr als verdreifacht und von coronabedingten Einschränkungen und dem Boom des Online-Handels profitiert. Nach dem Rekordhoch vor acht Monaten bei 61,38 Euro war die Luft dann raus. Seit Jahresbeginn beträgt der Kursverlust des Papiers fast 30 Prozent, womit die Aktie zu den größten Verlierern im Dax zählt.

Es wird sich wohl zeigen, dass die Deutsche Post/DHL auf Jahresende zu wieder ihre Stärken ausspielen wird und die Kursverluste ausgeglichen werden. Vielleicht sollte die Anleger die zurückgekommene Aktie jetzt einsammeln. Die nächste Pandemie-Welle kommt bestimmt, wenn wir auf die Aussagen der Virologen vertrauen. Aber auch so steht das Papier vor einer stabilen Zukunft.