Wir haben immer gesagt, dass eine einzelne Aktie viele Möglichkeiten für einen Aktionär bietet, am Unternehmensgeschehen teilzuhaben. Aber viele Aktionäre denken in anderen Kategorien und kaufen doch lieber in der Regel in Größenordnungen von 10 bis 100 Stück. Das sieht im persönlichen Depot besser aus und die Fremdkosten sind auch nicht sehr viel höher.
Aber was machen wir nun, wenn eine Aktie bereits zu hoch gestiegen ist, wie die bekannte und sich auch in unserem NDAC-Depot befindliche Alphabet-Aktie? Hier bedeutet der Kauf von 100 Stück, dass man für den Kauf als Kleinanleger immerhin ein flüssiges Kapital von ca. 250.000 Euro benötigen würde und das dürfte das Budget eines Kleinanlegers sprengen. Zumal Alphabet ja auch keine Dividende zahlt, sodass Anleger vielleicht kein cash generieren könnten.
Das Problem hat Alphabet erkannt. Alphabet hat die Veröffentlichung seiner jüngsten Geschäftszahlen mit der Ankündigung eines Aktiensplits verbunden. Aus einer Aktie werden am 15. Juli dieses Jahres 20. Aus zwei Aktien der Google-Mutter werden 40, aus drei 60 und so weiter. Damit wird die Aktie erschwinglicher und leichter handelbar.
Die Frage für die potenziellen Anleger stellt sich jetzt, soll ich bis zum Juli warten und dann gleich ein Paket erwerben oder lieber jetzt noch einmal zuschlagen, da die Märkte zurückgekommen sind? Vorausgesetzt, der Investor verfügt über das notwendige Kapital. Schauen wir uns das nachfolgend an.
Zum 31. Dezember 2021 verfügte Alphabet über atemberaubende 139,6 Milliarden Dollar an Barmitteln und handelbaren Wertpapieren in seiner Bilanz und hatte nur 14,9 Milliarden Dollar an Schulden. Mit diesem starken finanziellen Hintergrund kann Alphabet kaufen, was in seine strategischen Überlegungen passt, ohne dafür weitere Kredite aufzunehmen. Während der Telefonkonferenz zum vierten Quartal erwähnte CEO Sundar Pichai, dass das Unternehmen eine Blockchain-Lösung für Web3 prüft und das Metaverse antreiben könnte. Alphabet könnte sich auf die Suche nach einem Unternehmen machen, das diesen Wunsch erfüllt. Sollte das Unternehmen auch nur die Hälfte seiner Barmittel für eine Übernahme ausgeben, müssen die Anleger nicht gleich kalte Füße bekommen. Denn Alphabet wird im nächsten Jahr einfach mehr Geld verdienen. Im Jahr 2021 hat Alphabet 67 Milliarden seiner 257 Milliarden Dollar Umsatz in freien Cashflow umgewandelt. Sollte das Unternehmen nicht die gewünschten Übernahmeziele finden, bliebe dem Management die Möglichkeit, mehr Aktien in diesem Jahr zurückzukaufen. Im Jahr 2021 wurden für 50 Milliarden Dollar Aktien zurückgekauft. Unabhängig davon, wie sich die Unternehmensleitung entscheidet, sind Alphabets Geldberg und die Generierung von Cashflow eine fantastische Investition.
Im Kampf um die Vorherrschaft im Cloud Computing hat Google noch etwas Rückstand gegenüber Amazon Web Service (AWS) und Microsoft Azure aufzuholen. Dass die Cloud von Google dabei auf dem richtigen Weg ist, zeigen die Zahlen. Im vierten Quartal stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 45 Prozent auf 5,5 Milliarden Dollar und wuchs im Gesamtjahr 2021 um 47 Prozent. Google Cloud weist dabei immer noch einen Verlust von 890 Millionen Dollar auf, aber ein Großteil davon ist auf die Kosten für den Ausbau der Serverinfrastruktur zurückzuführen. Die Geschäftsleitung gab während der Telefonkonferenz zum vierten Quartal an, dass der Auftragsbestand um 70 Prozent auf 51 Milliarden Dollar gestiegen ist, wovon der größte Teil auf Google Cloud zurückzuführen ist. Außerdem wuchs das Deal-Volumen um 80 Prozent.
Alphabet besitzt zwei Unternehmen mit einem führenden Marktanteil in ihren jeweiligen Kategorien, Google als Suchmaschine mit 86 Prozent und dem zu Google gehörenden YouTube mit 78 Prozent. Diese Vormachtstellung der beiden Segmente führte im letzten Quartal 2021 zu einem Umsatz von 43,3 bzw. 8,6 Milliarden Dollar. Das Wachstum im Jahresvergleich beträgt damit 36 Prozent und 25 Prozent.
Insgesamt gesehen hat Alphabets Werbesegment 61,2 Milliarden Dollar eingenommen und ist um 33 Prozent gewachsen, wenn man die Google-Network-Abteilung mit einbezieht. Fakt ist aber auch, diese Zahlen beziehen sich auf die COVID-bereinigten Umsätze von 2020, und die Wachstumszahlen werden im Jahr 2022 nicht mehr so beeindruckend sein. Aber die Werbung wird in absehbarer Zeit nicht verschwinden und weiter Geld in die Kassen von Alphabet spülen.
Mit einem KGV von 25 ist das Papier noch nicht zu teuer für eine Wachstumsaktie. Anleger erwerben damit keinen überteuerten Wert, zumal der Kurs in Folge des Absturzes der Technologiewerte zurückgekommen ist. Alphabet ist ein guter Kauf, unabhängig davon, wie die Anleger die Aktie sehen. Wer drei bis fünf Jahre an der Aktie festhält, wird von einem Aktiensplit, möglichen Aktienrückkäufen, ein oder zwei Übernahmen und einer Menge Bargeld profitieren. Abgesehen davon ist Alphabet eine unverzichtbare Aktie in jedem Depot, egal ob das Papier vor oder nach dem Aktiensplit erworben wird.