BASF – Chemiewerte haben es nicht leicht
Chemie ist, wenn es knallt und stinkt, so haben Generationen von Chemielehrern versucht, ihren Schülern dieses Fach nahezubringen. Wir wissen zwar nicht wie viel, aber einige Tausend sind dann nach Schule und Ausbildung tatsächlich zur BASF gegangen.
Die BASF SE wurde am 06.04.1865 als Badische Anilin & Soda-Fabrik von Friedrich Engelhorn in Mannheim- Jungbusch gegründet. Sie ging auf die bereits seit 1848 in Mannheim bestehende Badische Gesellschaft für Gasbeleuchtung zurück. Der Sitz des Unternehmens ist Ludwigshafen.
Von der Konzernstruktur ist die BASF SE in sechs Segmenten mit insgesamt zwölf Unternehmensbereichen unterteilt:
Chemikalien, dazu gehören die Bereiche Anorganika, Petrochemikalien und Zwischenprodukte. Zur Produktpalette gehören petrochemische Grundprodukte (Propylen und Ethylen), Weichmacher, Elektronikchemikalien, Leime, Harze, Amine, Diole, Vorprodukte für Farben, Fasern und Feinchemie.
Kunststoffe, hier sind die Unternehmensbereiche Performance Polymers und Polyurethane angesiedelt. In den Bereichen werden Polystyrol, Schaumpolystyrol, PVC und synthetische Fasern produziert.
Zum Segment Veredelungsprodukte zählen die Unternehmensbereiche Dispersions & Pigments (Produkte: Pigmente, Harze und Hilfschemikalien für die Coatings-Industrie, Polymere für Klebstoffe und die Bauindustrie), Care Chemicals (Produkte für die Bereiche Reinigung, Pflege und Hygiene, Tier- und Humanernährung und Pharma), Paper Chemicals (Binder, Prozesschemikalien, Kaolinpigmente) und Performance Chemicals (Chemikalien zur Herstellung und Veredelung von Leder und Textilien, Ölfeldchemikalien und Kraftstoffadditive für die Raffinerie- und Automobilindustrie).
Das Segment Functional Solutions umfasst Catalysts (Katalysatoren), Construction Chemicals und Coatings. Hier werden branchen- und kundenspezifische Produkte und Systemlösungen entwickelt, insbesondere für die Automobil- und Bauindustrie (Fliesenkleber, Abdichtungs- und Dämmsysteme, Sport- und Industrieböden, Fahrzeug- und Industrielacke, Bauanstrichmittel).
Der Pflanzenschutz und die Ernährung ist in die zwei gleichnamigen Bereiche aufgeteilt. Zum Produktportfolio gehören u.a. Herbizide, Insektizide und Fungizide, sowie Vitamine, Säuren und Pigmente, aber auch Erzeugnisse, die mit Hilfe der Biotechnologie bzw. Gentechnik hergestellt werden.
Auch ein Segment Öl und Gas gehört zur Konzernstruktur. Über die Wintershall Holding AG und ihre Beteiligungen werden Exploration, Förderung, Transport sowie Speicherung und Handel mit Erdgas und Erdöl abgewickelt.
Seit Mai 2018 lenkt Manfred Brudermüller die Geschicke des nach Umsatz (2019: 59,3 Milliarden Euro; Mitarbeiter: 117.628) weltweit größten Chemiekonzerns. Vorsitzender des Aufsichtsrates ist seit diesem Jahr Kurt Bock, der selbst von 2011 – 2018 Vorstandschef der BASF SE war.
Der Blick in die Bücher
Die Covid19- Pandemie setzte die Ludwigshafener im II. Quartal noch mehr zu als zu Beginn des Jahres. Im II. Quartal ist das Ergebnis um 77 Prozent geradezu eingebrochen.
Dazu muss man wissen, dass die Chemieindustrie insgesamt ein sehr konjunktursensibler Bereich ist, der die Rohstoffe für andere Industriebereiche fertigt (z.B. Automobileindustrie, kurz und langlebige Konsumgüter, Nahrungsmittelindustrie, die heute alle sehr viel Chemiestoffe benötigen, etc.)
Insbesondere der Nachfrageeinbruch aus der Automobilindustrie belastete BASF, während die Nachfrage aus der Wasch- und Reinigungsmittelindustrie sowie der Lebensmittelindustrie stabil war.
Um den länger anhaltenden strukturellen Nachfrageeinbruch der Automobilindustrie zu kompensieren, 20 Prozent des Konzernumsatzes werden in der Automobilindustrie gemacht, ist seitens des Konzerns geplant, die Batterieherstellung zu erweitern (CEO Brudermüller fährt selbst mit großer Begeisterung ein E- Auto.). Am 15. Juni 2020 gab BASF bekannt, dass die Vorbereitungen und der Bau der BASF-Anlagen für Batteriematerialien in Europa planmäßig voranschreiten.
Im gesamten ersten Halbjahr 2020 sank der Umsatz nur um 2 Prozent, aber der operative Gewinn um 34 Prozent und der Nettogewinn um annähernd 100 Prozent. Da für den Rest des Jahres, ausgehend vom zweiten Quartal nur mit einer leichten Verbesserung zu rechnen ist, könnte der Konzern im Gesamtjahr 2020 durchaus einen Verlust erleiden.
Auch die Aussichten für das dritte Quartal sind von Seiten des Vorstands sehr pessimistisch. Grund dafür ist, dass viele BASF-Kunden derzeit sehr kurzfristig und auch nur kleine Mengen bestellen, weshalb der Vorstand keine längerfristige Planung vornehmen kann. Eine Einschätzung für das Jahr 2020 insgesamt gibt es nicht.
Im kommenden Jahr könnte sich die Situation lt. Vorstand wieder bessern. Der Automobilumsatz steigt seit April, die Hoffnungen auf einen Durchbruch in der Covid- 19- Forschung sind gegeben, die aktuellen Sparprogramme darunter u.a. der Abbau von 8.000 Jobs sollen zu einer Steigerung des operativen Gewinns um 2 Milliarden Euro führen. Die Dividende für 2019 in Höhe von 3,30 Euro entspricht einer Rendite von 4,9 Prozent. Nach einer stetigen Steigerung der Ausschüttungen in den letzten Jahren könnte es lt. Angaben des Vorstandes für 2020 erstmals wieder eine Kürzung oder Streichung geben.
Die 16 vorliegenden Analystenschätzungen bewegen sich einem Korridor zwischen 45,00 Euro (NordLB) und 66 Euro (Jefferies & Co.), wobei 5 für „kaufen“ und 11 für „halten“ votieren. Vom durchschnittlichen Kursziel 53,40 Euro ist die Aktie mit ca. 50 Euro nicht mehr weit entfernt. Das 52-Wochen-Hoch lag allerdings bei 72,06 Euro.
Fazit
BASF muss seine Probleme in den Griff bekommen, um weiter im internationalen Chemie- Konzert vorn mitzuspielen. Im Interview mit CEO Brudermüller in „Capital“ geht dieser davon aus, dass die Aktie sich wieder erholen wird, BASF habe eine intakte Zukunftstory. Glauben wir es ihm einfach mal!