Die Inflation bewegt sich, wenn auch schleichend, vorwärts.
Schauen wir uns in den Supermärkten um, dann stellen wir fest, der Großteil der Preise wurde systematisch erhöht. Große Preissenkungsaktionen und Rabattschlachten, die früher seitenlang die Tagesmedien beherrschten, scheinen aktuell zumindest tabu zu sein.
Der Einzelhandel hat seine Schmerzgrenze erreicht, die Margen sind ausgereizt. Die Leute verdienen mehr, zumindest diejenigen die einen Vollzeitjob haben, und so regt sich auch niemand groß auf über die kleinen Preiserhöhungen bzw. Mengenreduzierungen in den Regalen der Supermärkte. Andererseits befürchten viele, dass dies der Beginn einer Inflationsphase ist.
Denn nicht nur die Preise für die Verbraucher steigen, sondern auch eine sogenannte Vermögensinflation verzeichnen wir seit eigner Zeit. Dazu zählen Immobilien, langlebige Verbrauchsgüter, Aktien, Anleihen etc. In diesem Sektor betrug die Rate für das Jahr 2017 + 9,3 Prozent. Allerdings ist diese Rate für die EZB bei der Festsetzung der Leitzinsen nicht relevant.
Preissteigerungen weiterhin moderat
Wenn wir die jüngsten Entwicklungen der Inflationserwartungen betrachten, dann sehen wir diese auf steigendem, aber doch noch historisch moderatem Niveau angesiedelt. Marktexperten gehen davon aus, dass für das Jahr 2018 eine Steigerungsrate der Verbraucherpreise in den USA von 2,3 Prozent zu erwarten ist. Für Deutschland liegt die Marke für 2018 in einem Zielkorridor um 1,6 Prozent.
Volkswirtschaftlich gesehen ist die langsam anziehende Inflationsrate sogar positiv zu sehen, denn erstens ist der Anstieg eines der Hauptziele der Notenbanken und zweitens wird damit ein Puffer gegen eine drohende und als gefährlicher einzuschätzende Deflation aufgebaut.
Inflation – Stress für die Kapitalmärkte?
Die Märkte sind nervös, das haben sie deutlich mit ihren Reaktionen kürzlich gezeigt. Auch wenn die Abverkäufe in der Vergangenheit doch zu heftig waren und deshalb schnell wieder durch die Anschlusskäufe der Markteilnehmer weltweit eliminiert wurden.
Entscheidend für die Nervosität der Märkte waren höchstwahrscheinlich nicht das Auftreten der Inflation und deren Höhe, sondern lediglich die Tatsache, dass sich die Inflation überhaupt zurückgemeldet hat und im Bewusstsein der Investoren wieder berücksichtigt werden muss. Ebenso wie im Bewusstsein der Verbraucher hatten auch die Marktteilnehmer einen Anstieg der Preise ausgeblendet. In den letzten Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 setzten sich immer mehr die Ökonomen durch, die eine andauernde Wachstumsschwäche der Volkswirtschaften in den entwickelten Industrieländern verbunden mit niedrigen Inflationsraten bis hin zur Deflation voraussagten. Auch zum Teil nachvollziehbare Begründungen gab es dafür. Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen würde langfristig zu niedrig sein, um die vorhandenen Kapazitäten auszulasten und die zunehmende Digitalisierung in Verbindung mit dem abnehmenden Bevölkerungswachstum würde dies noch verstärken. Dazu käme noch Onlinehandel, sharing economy etc. Das sind andere negative Phänomene der „Secular Stagnation“ genannten Theorie.
Und dann plötzlich im Februar diesen Jahres die Meldung aus den USA über steigende Löhne dort und in der Folge auch die bisherigen Tarifabschlüsse in Deutschland sorgten und sorgen für weiter für Turbulenzen an den Märkten. Schließlich, so die Ängste der Investoren, könnten die Notenbanken die Leitzinsen auf Grund der anziehenden Inflation doch schneller steigen lassen. Und wie wir schon ein paarmal festgestellt haben, sind steigende Zinsen Gift für die bisher verwöhnten Kapitalmärkte. Deshalb reagieren sie so nervös.
Inflationsrisiken sind derzeit beherrschbar
Vorweg gesagt, auch wenn die Inflationssorgen durchaus ihre Berechtigung unter den Markteilnehmern haben, ist das Inflationsrisiko noch beherrschbar. Die US-Notenbank hat die Leitzinsen bereits angehoben und wird sie auch noch weiter anheben. Außerdem ist eine moderate Inflation oberhalb der Zweiprozentmarke bereits in den Wertpapierkursen eingepreist. Erst über 2,5 Prozent Inflation könnte die US-Notenbank die Zinsen schneller anheben. Damit wird Druck aus dem Kessel genommen und der Preistrend gedämpft.
In Europa, und damit auch Deutschland, herrscht nach wie vor die Nullzinspolitik der EZB. Sollte die Inflation ansteigen könnte mit einem früheren Einstieg in die Erhöhung der Leitzinsen begonnen werden.
Und was bedeutet das jetzt für die Märkte?
Anleihen
Das leicht höher zu erwartende Zinsniveau wird zu Kursverlusten im Bereich der Anleihen führen.
Aktien
Für risikobereite Anleger sehen die Finanzexperten Kurspotential, wenn sich ein ausgewogener Anstieg der Inflationserwartungen respektive des Zinsniveaus und andererseits des Gewinnwachstums der Unternehmen ergibt.
Fazit
Mit Kursturbulenzen sollten Anleger aber immer wieder rechnen. Unvorhergesehene Einflüsse auf den Markt sind stets möglich und sie besitzen durch den zunehmenden Computerhandel sowie die immer häufiger zur Anwendung kommenden Finanzderivate hohes Ansteckungspotential. Kleinanleger können mitunter nicht gleich vorhersehen, welche Gefahren für die Kurse real sind und welche nur eine gesunde Korrektur am Aktienmarkt darstellen. Egal aus welcher Richtung die marktbewegenden Nachrichten kommen, aktives und schnelles Reagieren wird dann wichtig sein. Aktiv gemanagte Fondslösungen sind in solchen Marktphasen die beste Lösung.