Die Deutsche Bank – Schlechte Stimmung auf der Hauptversammlung
Wenn es nicht so schlimm wäre, dann würde die diesjährige Hauptversammlung der Deutschen Bank als Festival der Freud’schen Versprecher in die Geschichte dieses Kreditinstituts eingehen. Beispiele: Restrukturierungs- und Abfindungskosten von bis zu 800 Milliarden Euro gab der neue Vorstandschef der Deutschen Bank Christian Sewing für den Abbau Tausender Arbeitsplätze an, meinte allerdings nur 800 Millionen. Aber auch Aufsichtsratschef Paul Achleitner brachte mit einer Dividende von 11 Euro pro Aktie die Zuhörer für kurze Zeit ins Land der Träume, ehe er sie wieder auf den harten Boden der Tatsachen mit 11 Cent pro Aktie zurückholen musste. Und ob er wohl schon an seinen Rücktritt dachte, als er Sewing „die richtige Wahl als Aufsichtsrats-Vorsitzenden“, äh, als Vorstandsvorsitzenden nannte? Die ganze Nervosität kommt auch in der Medieninformation zum Ausdruck, laut der das Bilanzvolumen der Investmentbank um mehr als 100 Millionen Euro sinken solle. Nach 18 Minuten erfolgte die Korrektur: um 100 Milliarden.
Wo bleibt die neue Ausrichtung der Bank?
Nun mögen das alles Kleinigkeiten sein, aber es steht tatsächlich nicht gut um Deutschlands größte Privatbank. Eigentlich hören die Anleger Stellenabbau im Zusammenhang mit Restrukturierung und Neubeginn sehr gern. Nur mit einem Sparprogramm konnte das Kreditinstitut an den Märkten jedoch nicht punkten – der Abbau von 7000 Mitarbeitern, speziell im Investmentbereich, konnte die Börse nun wirklich nicht überzeugen. Der Kurs rutschte am Tag der Hauptversammlung in der Spitze um 6,5 Prozent gen Süden auf unter 10,19 Euro. Und das lag wohlgemerkt nicht an der Anrechnung der mickrigen Dividende, die erst am Folgetag die Konten der Anleger füllte (Ex-Dividende). Aber noch ist ein wenig Luft zum Niedrigstkurs. Ende September 2016 wurde das Rekordtief von 8,8340 Euro an der Börse verzeichnet.
„Wir müssen da, wo wir antreten, auch eine realistische Chance haben, vorne mitzuspielen.“ Was meint Christian Sewing damit? Mit dem rückläufigen Privatkundengeschäft ist trotz Postbank kein Geld im Niedrigzinsumfeld mehr zu verdienen. Das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen machen in der Zwischenzeit andere. Das Investmentbanking soll zurückgefahren werden. Wozu dann aber noch die horrenden Boni-Zahlungen, die die Bank mit dem Halten der Investmentbanker begründet hat? Die Fluktuationsrate betrug im Investmentbanking rekordverdächtige 7,8 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es rund 100 Mitarbeiter, die aus diesem Bereich ausschieden.
In einem müssen wir dem neuen Chefbanker aber recht geben. Die Deutsche Bank ist heute wirklich stabiler und sicherer, als sie es in den vergangenen zwei Jahrzehnten je war. Aber das hat das Institut nicht aus eigenem Antrieb geschafft, sondern weil die Regulierungsbehörden nach der Finanzkrise das gesetzlich vorgeschrieben haben.
Auch gegen die vielen FinTechs, die heute zunehmend mit maßgeschneiderten Finanzlösungen, egal ob es Sparen, Anlagen oder Darlehen betrifft, im Internet die Kunden umschwärmen, hat die Deutsche Bank noch keine Gegenstrategie entwickelt oder diese zu spät auf den Markt gebracht. Erinnern wir uns nur an das im Verbund mit anderen Banken entwickelte GiroPay-Verfahren, das viel zu spät kam und sich dann auch nicht als große Konkurrenz zu PayPal etablieren konnte.
Das ewige Hin und Her mit der Postbank (Kauf, Verkauf, Halten) war nicht gerade hilfreich. Zwar ist die Postbank mit ihrem umfangreichen Privatkundengeschäft eine zuverlässige Einnahmequelle für die Deutsche Bank. Allerdings geht auch hier der Trend verstärkt zum Onlinebanking, und auch dort sind die Kunden sehr wählerisch geworden im Kosten-Nutzen-Denken.
Die jüngste Preiserhöhung wird der Deutschen Bank Kunden kosten, denn die Kunden sind heute wechselbereiter geworden. Der gesetzlich verbriefte Wechselservice tut ein Übriges.
Die Zukunft der Deutschen Bank
Über die Zukunft der Deutschen Bank können wir nur spekulieren. Obwohl das Kreditinstitut jetzt sehr billig zu erwerben wäre, gibt es aktuell keine Interessenten für eine Übernahme.
In der Diskussion befindet sich nach wie vor der Zusammenschluss mit der Commerzbank, die ihre Probleme unter staatlicher Beteiligung etwas besser in den Griff bekommt, aber auch noch nicht über den Berg ist. Diese Perspektive wäre aus unserer Sicht eine, wenn auch unschöne Möglichkeit. Natürlich ist so eine Fusion leider wieder mit Arbeitsplatzverlusten verbunden. Auch muss diese Fusion mit der Gründung einer gemeinsamen Bad Bank einhergehen und die eventuell noch verborgenen Leichen im Keller beider Institute geborgen werden. Und die nächste Finanzkrise wird sicher weitere problembehaftete Pakete an die Oberfläche spülen.
Jedoch könnte aus dem Zusammenschluss wieder eine Bank entstehen, die international Chancen hat, wenn es auch dann noch eine gewisse Zeit dauern wird. Die Strategen sollten die Pläne also nicht vorschnell ad acta legen.
Fazit
Mit einer schnellen Erholung des Kurses der Deutschen Bank ist nicht so bald zu rechnen. Aber auch andere Banken werden trotz positiver Ergebnisse in Stress- und anderen Tests nicht so schnell aus der Bredouille kommen.Quelle: pixabay.com