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Wieso mich das aktuelle Börsenjahr an 1987 erinnert – Gastkommentar Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

 

Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

Wieso mich das aktuelle Börsenjahr an 1987 erinnert
Der statistisch gesehen schwächste Börsenmonat des Jahres steht bevor. Im August haben die Kurse erstmals in diesem Jahr richtig gebröckelt – wie 1987. Was mich heute an damals erinnert. Und was nicht.

War das bereits die überfällige Korrektur und steuern die Kurse nun bald auf neue Rekordhöhen zu? Oder erleben wir lediglich eine kräftige Korrektur innerhalb eines längeren Abwärtstrends oder gar Bärenmarktes? Das ist für dieses Wochenende die große Preisfrage, nachdem sich die Kurse von ihrem Crash vor knapp zwei Wochen deutlich erholt und über die Hälfte der Verluste wieder wettgemacht haben.

Die Beantwortung dieser Frage ist in derartigen Situationen nie einfach, da es fast immer widersprüchliche Signale gibt. So ist es auch diesmal. Es lohnt daher eine Analyse aus stimmungstechnischer, monetärer und fundamentaler Perspektive.

Stimmung war nicht schlecht genug
Eines lässt sich klar festhalten: Die klassischen Stimmungsindikatoren wie Börsenbriefe, Anlegerumfragen oder die Positionierung der systematischen Händler waren noch nicht in tiefen Pessimismus umgeschlagen, als die Erholung eingesetzt hat. Allerdings gab es auch hier Ausnahmen. Die Put-Call-Ratios zogen deutlich an und gaben teilweise Kaufsignale.

Die Volatilität, gemessen am US-Volatilitätsindex (VIX), erreichte Niveaus, wie wir sie normalerweise erst nach wesentlich stärkeren Abwärtsbewegungen erleben, verbunden mit echter Panik. Dieser Index wird jedoch aus Optionspreisen berechnet, und hier gab es bereits 2018 übertrieben hohe Werte, weil sich bei den Optionspreisen ungewöhnliche Auffälligkeiten zeigten. Einige Marktteilnehmer behaupten, dies erneut beobachtet zu haben.

Dennoch lässt sich eines sagen: Wenn die Volatilität ein Niveau von knapp 60 erreicht, wie es diesmal der Fall war, verlief der S&P 500 in den folgenden zwölf Monaten in 75 von 76 Fällen positiv und nur einmal negativ. Abschließend lässt sich festhalten, dass eine Trendwende nach oben aus stimmungstechnischer Sicht jedenfalls nicht zwingend ist. Viele Indikatoren hätten noch deutlich tiefer fallen müssen.

Fundamental und monetär wenig Neues
Kurzfristig bestimmt oft die Positionierung der Anleger die Richtung, die man aus den Stimmungsindikatoren ablesen kann. Mittelfristig spielt der monetäre Aspekt, also Zinsentwicklungen und Geldpolitik, eine wichtige Rolle, und langfristig natürlich auch die wirtschaftliche Entwicklung. Daran orientieren sich die Unternehmensgewinne.

Diese Aspekte haben selbstverständlich auch einen psychologischen Effekt, insbesondere wenn bestimmte Veränderungen in diesen Bereichen von Marktteilnehmern als Tendenz für die Zukunft gewertet werden.

Zuletzt hat sich hier wenig getan: Die Bankreserven der Federal Reserve, die zuletzt eine gute Indikation aus monetärer Sicht lieferten, haben sich wieder erholt, nachdem sie im Vorfeld des Einbruchs an den Börsen zurückgegangen waren. Die jüngste Entwicklung zeigt aber wieder einen leichten Rückgang, was eher nicht für neue Rekordkurse spricht.

Die Wirtschaftsdaten aus den USA unterstützen die jüngste Erholung mit Einzelhandelsumsätzen über den Erwartungen und Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung unter den Erwartungen. Die Industrieproduktion fiel mit einem Minus von 0,6 Prozent dagegen schlechter aus als vorausgesagt. Insofern lassen sich hier keine großen weiteren Veränderungen feststellen.

Ob es zu einer Rezession in den USA kommt – darauf deuten zwar viele Indikatoren hin – ist keine ausgemachte Sache. Davon dürfte jedoch entscheidend abhängen, ob es zu einem längeren Bärenmarkt kommt. Insofern sind die weiteren Wirtschaftszahlen derzeit von größerer Bedeutung. Auf die Bankreserven sollte weiter geachtet werden. Hier werden wöchentlich neue Zahlen veröffentlicht.

Erinnerungen an 1987 werden wach
Wie eingangs erwähnt, bleibt die Beantwortung der Frage, ob wir uns in einer Korrektur im Abwärtstrend oder einem neuen Aufwärtstrend befinden, schwierig. Vielleicht gibt die Saisonalität den Ausschlag, denn statistisch gesehen ist die aktuelle Jahreszeit eine, die von schwachen Kursen geprägt ist.

Derzeit werden bei mir Erinnerungen an das Jahr 1987 wach, als die Kurse ab August zu bröckeln begannen, um dann am 19. Oktober zusammenzubrechen. Allerdings hatten wir mit dem Montag vor knapp 14 Tagen bereits einen gewissen „Shake Out“ an den Märkten. Dennoch bleibt festzuhalten, dass der September oft ein schwacher Börsenmonat ist, statistisch gesehen sogar der schwächste.

Nicht zu vergessen ist auch die Unsicherheit, die von der kommenden US-Präsidentschaftswahl ausgeht, sowie die angespannte Situation im Nahen Osten, wo es jederzeit zu einer Eskalation kommen kann. Auch die geopolitischen Spannungen zwischen China und den USA, die sich stellvertretend im Südchinesischen Meer abspielen, muss man als Anleger im Hinterkopf behalten. Denn trotz der Korrektur sind viele beliebte Aktien keineswegs günstig und daher anfällig für Rückschläge bei schlechten Nachrichten.