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Statt Magnifizent Seven: Wieso die Granolas jetzt einen Blick wert sind – Gastkommentar Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

 

Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

Die Aktien europäischer Schwergewichte wie LVMH sind schlechter gelaufen als der Markt. Deswegen sind sie nun günstiger zu haben – eine Chance für antizyklische Käufer.

Was in den USA die berühmten “Magnificent Seven” sind, sind in Europa die „Granolas“. Es ist eine Wortschöpfung von Goldman Sachs für Unternehmen in Europa wie GSK, Roche, ASML, Nestlé, Novartis, Novo Nordisk, L’Oréal, LVMH, AstraZeneca, SAP und Sanofi.

Auch sie zeichnet ein kontinuierliches Wachstum aus, wenn auch nicht ganz in der Geschwindigkeit wie bei den Magnificent Seven. Auch sie haben eine dominante Marktstellung in ihrer Branche und ein Burggraben als Schutz vor Konkurrenz. Sie entwickelten sich in den vergangenen Jahren zu Index-Schwergewichten und hoben sich von der ansonsten eher enttäuschenden Wertentwicklung europäischer Aktien positiv ab.

Mitte vergangenen Jahres hat sich dieser Trend aber gedreht. Während die Magnificent Seven weiter stiegen und zum überwiegenden Teil für den fulminanten Anstieg des S&P 500 verantwortlich waren, sind die Granolas sogar gefallen. Seit Januar 2024 haben sie gerade einmal zwei Prozent gewonnen, der STOXX 600, den man gut mit dem S&P 500 in den USA vergleichen kann, legte hingegen elf Prozent zu, ohne die Granolas sogar 14 Prozent, wie Goldman Sachs in einer jüngsten Studie herausgearbeitet hat.

Bewertungen können auch ohne Enttäuschungen fallen

Nicht wenige staunen über diese Entwicklung der Granolas, wobei der einzige deutsche Titel, SAP, eine rühmliche Ausnahme bildet. Der Softwareanbieter konnte um über 70 Prozent zulegen und war damit als Index-Schwergewicht im Dax, so wie wir es aus den USA kennen, ein ganz wichtiger Treiber für den Anstieg des deutschen Leitindex.

Dementsprechend ist aber auch klar, dass ein Teil der anderen Granolas deutlich gefallen ist, wenn man den Kursgewinn von SAP rausrechnet. So fiel Novo Nordisk um 42 Prozent vom Hoch (siehe Chart oben), L’Oréal um 26 Prozent, ASML um 26 Prozent, Nestlé um 25 Prozent und LVMH um 20 Prozent.

Doch woran liegt das? War es plötzlich vorbei mit dem kontinuierlichen Wachstum? Sind die Gewinne der Unternehmen etwa gefallen? Keineswegs, sie sind gestiegen, und sogar stärker als der Rest der STOXX-600-Unternehmen, nicht so viel stärker wie die Magnificent Seven gegenüber dem Rest der S&P-500-Unternehmen, aber stärker. Es kam ganz einfach zu einer Angleichung der Bewertungen. Während das Kurs/Gewinn-Verhältnis für die Granolas um sechs Prozent fiel auf zuletzt 17,8, stieg das der restlichen Aktien um 0,5 Prozent.

Umschichtung ist eine Überlegung wert

Die Lehren aus dieser Entwicklung sind sehr einfach. Erstens: Nur weil die Big Techs in den USA weiter wachsen, könnten auch sie irgendwann fallen, weil die Bewertungen zu hoch erscheinen. Etwas mehr Vorsicht ist hier vielleicht angebracht, wenn man bedenkt, dass die Magnificent Seven in den vergangenen zwei Jahren knapp zwei Drittel ihres heutigen Börsenwertes aufgebaut haben.

Zweitens: Die Granolas hingegen sind vielleicht einen Blick wert. Zwar wurden die Gewinnschätzungen zuletzt nach unten genommen, im Unterschied zu den Magnificent 7, das ändert aber nichts daran, dass die genannten Unternehmen gute Chancen haben, weiter kontinuierlich zu wachsen.

Wenn die Künstliche Intelligenz (KI) wirklich „The Next Big Thing“ ist und man unbedingt GPUs braucht, dann benötigt man auch die Lithographen von ASML, weil die Nvidia-GPUs nur mit diesen Maschinen gefertigt werden können. Außerdem dürfte im Zuge des De-Riskings und dem Ziel, die Chip-Produktion wegen des politischen Risikos nicht allein Taiwan zu überlassen, die Nachfrage nach diesen Maschinen für Fabriken in den USA, Europa und Japan entsprechend hoch bleiben.

Und auch wenn die Wirksamkeit des neuesten Wirkstoffs von Novo Nordisk für die nächste Generation der Abnehmspritze etwas die Erwartungen enttäuscht hat: Es werden noch Jahre vergehen, bis die Produktionskapazitäten, die es bisher weltweit gibt, für solche Mittel die Nachfrage befriedigen können. Und wenn ich in Frankfurt durch die Goethestraße laufe, dann sehe ich noch immer Warteschlangen vor dem Louis-Vuitton-Shop. Natürlich. Die Shoppinglaune der Chinesen hat aufgrund der Vermögensverluste wegen der dort fallenden Immobilienpreise deutlich gelitten. Die Produkte von Louis Vuitton scheinen aber nach wie vor heiß begehrt zu sein.