Wir hatten unseren neuen Depotwert gerade vorgestellt, da schmierte er auch schon ab. Das Jahrestief wurde touchiert mit 116,82 Euro und vom Jahreshoch mit 222,50 Euro ist er meilenweit entfernt. Es kamen nicht nur bei ihrem Autor Zweifel an der Performance unseres Depotwertes auf. 36,10 Prozent Kursverlust seit Jahresstart, Investoren hatten jüngst wenig Freude an ihrem Investment in das Papier. Und auch Altmeister Warren Buffett, der bereits vor dem Börsengang in das Unternehmen investierte, dürfte die Stirn in Falten gelegt haben, zumal das Cloud-basierte Software-Unternehmen nicht so richtig in seinen Anlagehorizont passte (aber das haben wir bei Apple auch gedacht). 6.125.376 Anteile des KI-Unternehmens besaß der Altmeister mit seiner Holding Berkshire Hathaway zum Ende des ersten Quartals, seine Beteiligung hatte zu diesem Zeitpunkt einen Wert von 989 Millionen Dollar. Allein in den letzten drei Monaten sank der Wert der Beteiligung um rund 19 Prozent.
Ungeachtet der schwachen Börsenperformance hat Michael Speiser, der bei Snowflake als Lead Independent Director tätig ist, in der vergangenen Woche fast zehn Millionen Dollar für den Kauf von Anteilsscheinen des Unternehmens ausgegeben. Die Zuversicht, die Speiser damit für die Zukunft von Snowflake ausdrückt, kommt zu einem strategisch wichtigen Zeitpunkt, denn Snowflake hat aktuell leider einen Sicherheitsvorfall zu verdauen. Das US-amerikanische IT-Sicherheitsunternehmen Mandiant hat Forschungsergebnisse veröffentlicht, nach denen Snowflake-Kunden von einem “finanziell motivierten Bedrohungsakteur” ins Visier genommen wurden, der über Infostealer-Malware gestohlene Anmeldeinformationen verwenden soll, um sich Zugriff zu Kundendatenbanken zu verschaffen. Beweise dafür, dass in die Unternehmensumgebung von Snowflake eingegriffen wurde, konnte das IT-Unternehmen aber nicht finden. Nicht Snowflake selbst hat den Vorfall also in erster Linie zu verantworten, stattdessen wurden Kundenkonten kompromittiert.
In der Erpressungskampagne gegen Snowflake-Kunden fordern Cyberkriminelle von bis zu zehn Unternehmen Lösegeldzahlungen zwischen 300.000 und 5 Millionen Dollar. Das berichten Sicherheitsexperten, die die Attacken untersuchen. Die Hacker-Gruppe UNC5537 nutzte gestohlene Login-Daten, um in die Snowflake-Konten von bis zu 165 Kunden einzudringen und sensible Daten abzugreifen. Laut Austin Larsen von der Sicherheitsfirma Mandiant ist die Kampagne nun in eine “neue Phase” getreten.
Die erbeuteten Informationen werden von den Cyberkriminellen illegal auf Darknet-Foren zum Verkauf angeboten. Ziel ist es, die betroffenen Unternehmen durch den drohenden Datenklau unter Druck zu setzen und zur Zahlung stattlicher Lösegelder zu bewegen. “Wir gehen davon aus, dass die Täter weiterhin versuchen werden, die Opfer zu erpressen”, so Larsen.
Während Snowflake nach eigenen Angaben derzeit keine unerlaubten Zugriffe mehr auf seine Server feststellt und die interne Untersuchung bald abschließen will, haben bereits einige Kundenunternehmen den Datendiebstahl eingeräumt. So wurden Ticketmaster-Mutterkonzern Live Nation und der Technologiekonzern Pure Storage bereits Opfer der Erpressungskampagne. Auch der Autozulieferer Advanced Auto Parts untersucht mögliche Vorfälle im Zusammenhang mit Snowflake. Ob schon das Ende der Fahnenstange erreicht ist und alle Betroffenen weitere Hackerangriffe abwehren konnten, darf bezweifelt werden. Snowflake dürfte seine Hausaufgaben gemacht und die Hackerangriffe zurückgeschlagen haben.
Die Aktie von Snowflake konnte verständlicherweise dem allgemeinen Aufwärtstrend der KI-Werte nicht folgen. Denn auch die Gewinnstabilität von Snowflake liegt bei -0,97 von max. 1,0, was auf ein Unternehmen mit einer unzuverlässigen Gewinnentwicklung mit immer wiederkehrenden Rückschlägen schließen lässt. Ob die Snowflake Aktie ein gutes Investment ist, hängt neben der Gewinnstabilität auch vom Gewinnwachstum ab. Denn bei höherem Gewinnwachstum können Anleger mit höheren Kursgewinnen rechnen. Auf 5-Jahres-Sicht liegt das durchschnittliche Gewinnwachstum von Snowflake bei -32,38 Prozent pro Jahr, was schrumpfenden Gewinnen entspricht. Für das aktuelle Geschäftsjahr erwarten Analysten einen Rückgang des Gewinns um 42,3 Prozent.
Aber sollten Anleger das Papier abstoßen? Oder neu kaufen bzw. aufstocken? Die Antwort auf die Frage geben die Finanzexperten. Auch außerhalb des eigenen Unternehmens haben Großinvestoren offenbar ein Auge auf Snowflake geworfen, wie “The Motley Fool” berichtet. Demnach habe etwa Paul Tudor Jones von Tudor Investment seine Snowflake-Beteiligung unlängst um 54 Prozent hochgefahren. Louis Bacon von Moore Capital Management habe erstmals in das Unternehmen investiert.
Dass die Snowflake-Aktie in der Gunst von großen Vermögensverwaltern steht, könnte dem Kurs des Titels wieder auf die Beine helfen. Analysten scheinen ohnehin ungebrochen optimistisch für das Investment zu sein, wie ein Blick auf die Beurteilung des Anteilsscheins bei TipRanks zeigt: Von 34 Analysten, die den Wert covern, empfehlen 25 die Aktie zum Kauf, bei acht halten-Empfehlungen gibt es nur einen Analysten, der ein “Sell”-Rating für Snowflake besitzt. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 201,74 Dollar und damit deutlich oberhalb des aktuellen Kursniveaus.
Und Altmeister Buffett interessieren solche Rücksetzer wahrscheinlich nicht so sehr und es sollte nicht verwundern, wenn er nicht aufstocken würde.
Getreu dem Motto: Kaufen, wenn die Kanonen donnern.