
Das Geschäft mit dem Abnehmen führt zu stets neuen Rekorden, auch bei unserem Wert Novo Nordisk. Wobei es ein Fehler wäre, unseren dänischen Pharma-Wert nur auf die Abnehmspritze Wegovoy zu reduzieren. Die Zahlen sprechen für sich.
Im ersten Quartal 2025 erzielte Novo Nordisk ein Umsatzwachstum von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf immerhin 11,2 Milliarden Dollar und blieb damit leicht hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Der operative Gewinn stieg um 22 Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn legte um 14 Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar zu. Das bedeutet, die beiden letzten Werte lagen um fünf Prozent höher als die Finanzanalysten prognostiziert hatten.
Das Wachstum wurde natürlich erneut maßgeblich durch die hohe Nachfrage nach GLP-1 Abnehm-Medikamenten angetrieben, insbesondere im Bereich Adipositas (Wegovy), wo die Umsätze um 67 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar stiegen. Die GLP-1-Diabetespräparate (Ozempic) wuchsen um 13 Prozent. Wegovy bleibt der Wachstumstreiber, wenngleich die Verbreitung in den USA unter Plan blieb, unter anderem wegen der starken Zunahme von compounded (zusammengesetzten) Semaglutid-Produkten wie bspw. durch Hims & Hers. Vor einigen Tagen wurde für dieses Problem eine Lösung gefunden, die darin besteht, dass Hims & Hers sowie CVS Caremark nun gemeinsam die Wegovy-Spritze vertreiben.
Natürlich sind in diesem Zusammenhang auch die Investitionen in die Produktionskapazitäten interessant. Schließlich gab es doch in der Vergangenheit Nachschubprobleme, wie wir wissen. In den ersten drei Monaten 2025 belief sich das Investitionsvolumen für Sachanlagen auf 1,9 Milliarden, ein Anstieg um immerhin über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Unser Clubfondswert hat in den letzten zehn Jahren bereits über 24 Milliarden Dollar in die USA investiert, darunter in den Ausbau der Produktionsstandorte in Clayton (North Carolina) und in die Fertigstellung von Fill-and-Finish-Anlagen, um der Nachfrage nach GLP-1-Produkten gerecht zu werden. Aktuell laufen alle Produktionsschritte zur Herstellung von oralem Semaglutid 25 mg (Abnehmpille, die für 2026 erwartet wird). Die orale Einnahme dürfte das Geschäft weiter antreiben, da nicht jeder sich gerne verständlicherweise periodisch eine Injektion setzen möchte.
Ein Pharmakonzern lebt auch von den Investitionen in die Forschung und Entwicklung. In der Pipeline muss immer etwas sein, das als Anschluss- oder neues Präparat auf den Markt kommen. Es ist ja nicht so, dass die Forschung und Entwicklungsabteilungen einfach etwas auf den Markt bringen können. Dazu bedarf es umfassender Studien an Tier und später am Menschen. Das ist alles genau geregelt, wie wir schon ein paarmal ausgeführt haben. Auch das haben wir schon festgestellt, nicht jedes Präparat wird zugelassen. Da sind die Behörden in Europa und den USA sehr streng mit der Aufsicht.
Kombinationspräparat (Cagrilintid + Semaglutid) soll ebenfalls im ersten Quartal 2026 zugelassen werden. Novo Nordisk bestätigte trotz temporärer Belastungen durch Compounding-Präparate seine ambitionierten Zukunftspläne. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde allerdings etwas vorsichtiger gefasst: Der Umsatz soll um 13 bis 21 Prozent steigen, der operative Gewinn um 16 bis 24 Prozent. Das Gewinnwachstum nach Abzug der Investitionen wird nach wie vor bei knapp 10 Prozent erwartet und wird mit einem viel zu günstigen EV/EBITDA von 12 bewertet. Hier können Anleger trotz der immer auftretenden Unsicherheiten im Pharmabereich aufstocken oder auch erst einmal neu einsteigen.
Allerdings ziehen erst einmal wieder graue Wolken am Pharma-Himmel auf, speziell in den USA. Mit einem neuen Dekret will US-Präsident Donald Trump (wer auch sonst!) die Preise verschreibungspflichtiger Medikamente in den Vereinigten Staaten massiv senken – und zwar auf das Niveau des Landes mit dem weltweit niedrigsten Preis. Für Hersteller außerhalb der USA, die dort einen Großteil ihres Umsatzes erzielen, wären das massive Einschnitte in die Marge. Analysten sprechen von einem möglichen globalen Preis-Schock mit Folgen weit über die USA hinaus.
Unternehmen mit hohen US-Umsätzen wie Roche, Novartis oder Bayer müssten mit erheblichen Umsatzrückgängen rechnen, sollte der Plan umgesetzt werden. Auch Konzerne wie Novo Nordisk und GSK erzielen signifikante Umsätze im US-Markt. Hintergrund ist, dass viele dieser Unternehmen ihre Medikamente in Europa, Kanada oder Japan zu stark regulierten Preisen anbieten – Preise, die durch staatliche Preisfestsetzung oder Verhandlungsmacht gedrückt werden. Der US-Markt hingegen gilt als profitabelster Absatzmarkt weltweit, insbesondere wegen hoher Preise im Medicare-System, das die Gesundheitsversorgung für Millionen Amerikaner sichert. Anleger sollten dieses Problem trotz der guten Zahlen im Blick behalten. Denn jetzt muss wieder viel verhandelt werden. Ergebnis offen…