
Es ist nur ein paar Wochen her, da haben wir schon einmal über die Berkshire Hathaway Holding ein Update veröffentlicht. Das wir es heute wieder tun, hat mit dem angekündigten Abgang einer Investment-Legende zu tun.
Die rund 40.000 Teilnehmer der Hauptversammlung wussten nicht, was da im Omaha, dem Woodstock der Kapitalisten, auf sie zu kommen sollte. Alle rechneten wieder mit einem kurzen Quartalsbericht und wieder mit einer langen interessanten Fragerunde. Ein Wechsel eines CEO in einem Unternehmen ist ja nichts Neues und gar nicht so selten. Aber ein Wechsel nach 60 Jahren und einem Leben für seine Aktionäre ist dann doch etwas Besonderes.
Der legendäre US-Investor Waren Buffett will die Führung seiner Holding Berkshire Hathaway abgeben. Er werde dem Verwaltungsrat vorschlagen, zum Jahresende seinen designierten Nachfolger Greg Abel auf den Spitzenposten zu heben, sagte der 94-jährige auf der Aktionärsversammlung am 03. Mai 2025. Er wolle danach als Berater zur Seiten stehen, aber die Entscheidungen werde Greg Abel treffen, betonte der Multimilliardär.
Buffett verkündete seine Entscheidung am Ende einer fünfstündigen Frage und Antwortrunde und beantwortete dazu keine Fragen. Er sagte, die einzigen Vorstandsmitglieder, die davon wussten, seien seine Kinder gewesen. Abel habe von seinen Plänen nicht gewusst, fügte der Senior hinzu. An seinen Anteilen an Berkshire wolle er festhalten. Und so ist auch nur folgerichtig, dass Warren Buffett die Arbeit und Entscheidungen seines CEO Greg Abel als Vorstandsvorsitzender weiter begleiten wird.
Tausende Aktionäre spendeten Buffet mit stehenden Ovationen in der Arena von Omaha Beifall und dankten ihm so für seine jahrzehntelange Arbeit im Interesse seiner Aktionäre.
Berkshire war bekanntlich eine kleine Textilfirma. Buffet kaufte sie in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts und verwandelte sie in eine erfolgreiche Investmentgesellschaft. Sein Gespür für gute Geschäfte sorgte dafür, dass seine Investitionen sich über die Jahrzehnte deutlich besser entwickelten als der Aktienmarkt im Durchschnitt. Natürlich erreichte er nicht mit jedem Investment den ersehnten Erfolg, aber die Mehrzahl ist doch Ausdruck seines untrüglichen Gespürs für gute Geschäfte. Kurz vor seinem 94. Geburtstag brach der Starinvestor einen Rekord: Der Börsenwert seiner Holding stieg auf mehr als eine Billion Dollar, das schafften in den USA bekanntlich nur Techkonzerne.
Aber in den fünf Stunden wurden auch andere Probleme angesprochen.
Das Thema Zölle hat er praktisch mit der ersten Frage abgehakt. Buffett betonte erneut, dass Handel „nicht als Waffe“ eingesetzt werden sollte. Das hatte er bereits Anfang März in einem Interview gesagt. Es sei der falsche Weg. Jeder solle das tun, was er am besten könne, so Buffett. Die USA hätten früher Tabak und Baumwolle gekonnt, jetzt könnten sie andere Dinge. Man solle nicht gegeneinander antreten. Damit war das Thema eigentlich schon durch. Ob es der Präsident im Weißen Haus gehört oder verstanden hat oder nicht, sei einmal dahingestellt.
Die Berkshire-A-Aktie ist mit über 800.000 Dollar die teuerste Aktie der Welt. Selbst in den vergangenen Börsenmonaten mit starken Kursschwankungen hat sie dieses Jahr 17 Prozent zugelegt. Der wichtige US-Aktienindex S&P 500 verlor im gleichen Zeitraum sechs Prozent.
Berkshire schaut oft nur auf die Aktienpositionen. Das Unternehmen hat aber mehrere Standbeine, nicht nur das Aktienportfolio. Was wirklich gut läuft, sind die nicht börsennotierten Unternehmen. Buffett weist immer darauf hin, dass Berkshire Hathaway Energy und die Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe wichtig sind. Dann gibt es die Versicherungen. Alle diese Geschäftsbereiche laufen sehr gut. Und das alles ist Berkshire Hathaway. Vielleicht kann man das als das Erfolgsrezept bezeichnen: Nicht von einer Sache oder einem Trend abhängig sein, wie zum Beispiel KI. Das Aktienpaket von Buffett ist eigentlich wirklich das größte Risiko. Wir haben es an Apple beispielsweise gesehen. Die Aktie hatte einfach zu viel Gewicht. Deshalb wurden andere Positionen verkauft. Dafür wurden kleinere aufgebaut, aber nur im dreistelligen Millionenbereich. Bei einem Tanker wie Berkshire macht das nicht viel aus, aber es gibt zu denken.
Auch deshalb hat Berkshires Cash-Bestand mit 347 Milliarden Dollar gerade wieder einen neuen Rekord erreicht. Die Prämien aus dem Versicherungs- und Rückversicherungsgeschäft sorgen für einen stetigen Kapitalzufluss, wie wir eben auch wieder in der aktuellen Ausschüttungsperiode in unserem NDAC-Clubdepot feststellen können. Ungenutzt ist das Geld von Berkshire nun nicht, es ist gut in verzinsten Anleihen angelegt und vermehrt sich dadurch weiter.
Das große Problem für die Holding ist, dass es derzeit keine neuen großen Unternehmen gibt, in die Kapital in Größenordnungen von zwanzig oder dreißig Milliarden fließen kann. Auch unter Greg Abel wird keine große Änderung erwartet. Er ist schon lange der operative Kopf. Seit 2018 ist er Vize-Chef und 2021 wurde er bereits zum voraussichtlichen Nachfolger von Buffett bestimmt. Wir werden den Weg von Berkshire Hathaway unter Greg Abel weiter begleiten.