
Wenn ein Spitzenmanager aus einem Unternehmen ausscheidet, dann in der Regel, weil der Aufsichtsrat den Vertrag nicht verlängert oder er selbst eine neue berufliche Herausforderung gefunden hat oder weil er in den Aufsichtsrat wechselt. Es gibt noch sehr viel mehr Gründe für ein Ausscheiden aus dem Unternehmen, aber die abrupte Beendigung des Vertragsverhältnisses Brian Thompson mit unserem NDAC-Clubfondswert trägt doch sehr bizarre Züge. Mitten in Manhattan ist im vergangenen Monat, am 04.12.2024, der Konzernchef des US-Versicherers UnitedHealth Group, Brian Thompson, erschossen worden. Der 50-Jährige hatte den im US-Leitindex Dow Jones Industrial notierten Konzern geführt. Ersten Erkenntnissen zufolge sei gezielt auf Thompson geschossen worden, hieß es. Der mutmaßliche Täter, der 26-jährige Luigi Mangione, wurde wenige Tage später festgenommen und das Gericht ließ die Anklage gegen den Angeklagten zu. Hinweise auf chronische Rückenschmerzen und Frust über das Gesundheitssystem deuten auf einen persönlichen Konflikt mit dem amerikanischen Gesundheitssystem hin. Aber die Tat wird höchstwahrscheinlich als Terrorakt eingestuft und so auch vor Gericht verhandelt. Ein interner Bericht der New Yorker Polizei legt nahe, dass Mangione den Mord als gerechtfertigte Reaktion auf die seiner Meinung nach bestehende Korruption in der Gesundheitsbranche betrachtet habe.
Brian Thompson leitete UnitedHealthcare seit 2021 und war ein zentraler Akteur in der Gesundheitsindustrie. Unter seiner Führung expandierte das Unternehmen massiv und dominierte den Markt der Medicare-Advantage-Programme (Medicare-Vorteilsprogramm). Trotz des finanziellen Erfolgs war Thompson stark umstritten. Kritiker warfen ihm vor, innovative Technologien wie KI vor allem zur Kostenkontrolle einzusetzen – oft auf Kosten der Patienten. Dennoch galt er als geschickter Manager, der es schaffte, den Umsatz des Unternehmens erheblich zu steigern.
Der Vorstandschef von UnitedHealth Andrew Witty hat den Mord an Brian Thompson, dem Leiter der Krankenversicherungssparte des Unternehmens, scharf verurteilt und das US-Gesundheitssystem als “mangelhaft” bezeichnet und er schrieb weiter “Niemand würde ein System wie das, das wir haben, entwerfen. Und niemand hat es getan. Es ist ein Flickenteppich, der über Jahrzehnte hinweg aufgebaut wurde.” Witty räumte ein, dass viele Patienten frustriert über die US-Gesundheitsversorgung seien. Jüngste Daten zeigen, dass immer mehr Menschen mit abgelehnten Versicherungsansprüchen, steigenden Prämien und unerwarteten Behandlungskosten konfrontiert sind. “Die Gesundheitsfürsorge ist sowohl sehr persönlich als auch sehr kompliziert, und die Gründe für Entscheidungen über die Kostenübernahme werden nicht gut verstanden”, erklärte er. “Dafür sind wir zum Teil mitverantwortlich. Gemeinsam mit Arbeitgebern, Regierungen und anderen, die für die Versorgung zahlen, müssen wir besser erklären, was die Versicherung abdeckt und wie Entscheidungen getroffen werden.”
Der Vorfall hat die öffentliche Debatte über die Gesundheitsversorgung in den USA neu entfacht und das Misstrauen gegenüber Krankenversicherungen in den Fokus gerückt.
Das sich nun ausgerechnet unter Donald Trump und seinem Gesundheitsminister Robert Kennedy jr. etwas Grundlegendes ändern wird, dürfen wir mit Recht bezweifeln.
Es ist auch kein Wunder, dass die Aktie ebenfalls geschockt durch die Tat auf Tauchstation ging. Aber mit einer Marktkapitalisierung von ca. 473 Milliarden Dollar ausgestattet, erholte sich das Papier schnell wieder von dem Schock, getreu dem Motto: „The show must go on.“
Für den 16. Januar sind neue Zahlen für das vierte Quartal geplant. Wir werden sehen, wie diese ausfallen. Erwartet wird ein Umsatz von 101,78 Milliarden Dollar, was einem EPS von 6,75 Dollar entspricht (Vorquartal: Umsatz: 100,82 Milliarden Dollar, EPS 7,15 Dollar).
Langfristig gesehen bleibt unser Depotwert auf der Erfolgsspur, denn UnitedHealth Group-Aktien haben in den vergangenen zehn Jahren per saldo +370,6 Prozent an Wert gewonnen, was einer jährlichen Performance von im Mittel 16,8 Prozent entspricht. Aus einem Investment in Höhe von 10.000 Euro wären 47.058 Euro geworden. Parallel dazu ist das Anlagerisiko als deutlich unterdurchschnittlich einzuordnen. Die Gewinnstabilität von UnitedHealth Group liegt bei 0,94 von max. 1,0, was auf ein Unternehmen mit einer äußerst zuverlässigen Gewinnentwicklung schließen lässt.
Schon vor der Präsentation der neuen Zahlen steht unser Clubfondswert bei den Finanzanalysten hoch im Kurs. Auf dem Portal Marktscreener liegen aktuell 28 Analysen vor. 18 Finanzexperten stufen den Wert als „Kauf“ ein. Sechs kommen zu dem Schluss „aufstocken“ und drei sagen „halten“. Einer konnte sich nicht entscheiden.
Das mittlere Kursziel wurde mit 636,78 Dollar ermittelt. Dieser Kurs liegt in einem Korridor, der am oberen Ende mit 700 Dollar und am unteren Ende mit 587,12 Dollar begrenzt ist. Aktuell liegt der Wert bei ca. 514 Dollar.
Es ist also noch sehr viel Luft nach oben. Wir hoffen auf einen Kursschub nach guten Zahlen für das letzte Quartal 2024.