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Kutzers Zwischenruf: Jetzt für die langfristige Aktienanlage werben!

Kommentar von Hermann Kutzer, ehem. Börsenkorrespondent für das Handelsblatt und “N-TV”

Kann man sich kurz- bis mittelfristig von der Börse zurückhalten, gleichzeitig aber die langfristige Aktienanlage verstärken? Man kann. Das eine muss nicht ängstliches Aussteigen bedeuten, sondern Vorsicht mit neuen Engagements. Demgegenüber sollte man ausdrücklich langfristig angelegte Depots (vor allem für die Altersvorsorge) nicht abräumen. Deshalb empfehle ich allen damit befassten Organisationen und Produktanbietern jetzt (gerade jetzt!) mehr und intensiver bei Privatanlegern für die langfristige Beteiligung an Dividendenwerten zu werben. Denn der Lebensstandard im Alter steht auf dem Spiel.

Immobilien, private Rentenversicherungen mit Garantie und Aktien/Aktienfonds – das sind laut Umfragen des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) die TOP-3 der privaten Altersvorsorge. Seit einigen Jahren wird ein deutlicher Trend in Richtung aktienbasierter Geldanlagen sichtbar. Das ist erfreulich. Doch das ausgeprägte Sicherheitsbedürfnis treibt viele Menschen nach wie vor auch in renditeschwache Anlagen. Und von Realrenditen (nach Abzug der Inflation) kann beim Kontensparen und am Anleihemarkt keine Rede sei. Das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht entscheidend verbessern. An Aktien führt also kein „Langstrecken-Weg“ vorbei.

Deshalb teile ich die Ansicht des DIVA: Wirkungsvoller bei steigender Inflation ist die stärkere Einbindung des Aktienmarkts in die Altersvorsorge, da dieser in gewissem Maße der Inflation trotzen kann. Die Zahl der Fondssparpläne und fondsgebundenen Lebensversicherungen wachsen seit Jahren stetig. Und dieser Trend zu aktienbasierten Anlagen hat sich ganz ohne staatliches Zutun aufgebaut. Kommentiert das Institut: „Das lässt erahnen, was bei einer aktiven Förderung möglich wäre. Beispielsweise durch steuerliche Anreize oder direkte finanzielle Zulagen. Und allemal besser als die Diskussion über neue Staatsfonds.“ Außerdem haben unsere Politiker akut noch größere Sorgen.

Gewiss, vereinzelt tauchen in den unterschiedlichsten Medien Werbeformate von Banken und Investmentgesellschaften für Aktien und Aktienfonds auf. Und das nicht erst seit gestern. Angesichts der aktuellen Belastungen für die Börse durch Kriegsfolgen, Energiekrise, Gefahr neuer Pandemiewellen, Welthandelsstörungen (Lieferketten) und der historisch hohen Inflation drohen aber Privatanleger wieder auszusteigen und Bargeld zu horten. Mein Vorschlag: Gerade jetzt könnten mit neuen Zahlen angereicherte Studien zur langfristigen Sicherheit der Aktienanlage (sicherer als Anleihen!) öffentlichkeitswirksam publiziert werden. Motto: Sicherheit + Wertsteigerung.