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Kutzers Zwischenruf: Bankenkrise + Börsenschwäche = lieber abwarten?

Kommentar von Hermann Kutzer, ehem. Börsenkorrespondent für das Handelsblatt und “N-TV”

Erst die Pandemie, dann der Ukraine-Krieg mit all den schlimmen Folgen für Wirtschaft und Verbraucher – und jetzt auch noch eine neue Bankenkrise. Turbulente Börsen zeugen von (verständlicherweise) nervösen Reaktionen. Profis und Private fragen sich, wie es wohl weitergehen wird und welche Rolle die führenden ZentralBanken dabei spielen werden. Stichworte: Inflationsentwicklung, Zinspolitik. Ich habe seit langem nicht mehr so viele Stellungnahmen von allen möglichen Institutionen aus dem In- und Ausland erhalten. Bis auf ganz wenige Ausnahmen werden von Banken, Vermögensverwaltern und Volkswirten in ihren Analysen Beruhigungspillen verteilt. Wichtigster Inhalt: Diese Krise ist nicht mit der 2008 die Welt erschütternden Lehman-Pleite zu vergleichen.

Unabhängig davon liefert die OECD jetzt (wenn auch begrenzte) positive weltwirtschaftliche Aussichten. Überschrift: Sie hellen sich auf, bleiben aber fragil. Nahrungsmittel- und Energiepreise sinken und die chinesische Wirtschaft ist wieder geöffnet – vor diesem Hintergrund geht die Organisation im aktuellen Interim Economic Outlook davon aus, dass das globale Wachstum 2023 bei 2,6 Prozent und 2024 bei 2,9 Prozent liegen dürfte. Die Gesamtinflation wird den Projektionen zufolge im Jahresverlauf 2023 in den meisten G20-Staaten allmählich nachlassen und von den 2022 verzeichneten 8,1 Prozent auf 5,9 Prozent im Jahr 2023 und 4,5 Prozent im Jahr 2024 zurückgehen. Grund dafür ist, dass die restriktivere Geldpolitik allmählich Wirkung zeigt, die Energiepreise nach dem milden Winter in Europa zurückgehen und die globalen Nahrungsmittelpreise sinken. Starke Preissteigerungen im Dienstleistungssektor und angespannte Arbeitsmärkte sorgen jedoch für Kostendruck und verhindern, dass die Kerninflation nachgibt. Wegen dieses Inflationsdrucks werden viele Zentralbanken ihre Leitzinsen wohl noch bis weit in das Jahr 2024 hinein auf hohem Niveau belassen müssen. Die OECD weist darauf hin, dass sich die Konjunkturerholung gerade erst abzuzeichnen beginnt und dass es weiterhin deutliche Abwärtsrisiken gibt. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Kriegs in der Ukraine und dessen allgemeine Auswirkungen. Der Effekt der geänderten Geldpolitik ist insgesamt nur schwer abzuschätzen, er könnte jedoch weitere Risiken im Finanz- und Bankensektor zutage treten lassen und es manchen aufstrebenden Volkswirtschaften schwerer machen, ihre Schulden zu bedienen. Auch auf den internationalen Energiemärkten könnte es wieder zu Spannungen kommen, was zu erneuten Preissteigerungen und stärkerem Inflationsdruck führen würde.

Diese Vorbehalte sind wichtig, geschätzte Anleger. Das Umfeld insgesamt sollte zum Anlass genommen werden, für erste das Risikobewusstsein zu stärker und bei seinen Geld-Management extrem vorsichtig vorzugehen. Versuchen Sie erst gar nicht, die Tragweite der Bankenkrise zu erkennen. Denn die Börse – insbesondere die Kurseinbrüche an den Rentenmärkten – zeigt doch den Mangel an Sicherheit.

Wirtschaft und Finanzmärkte bleiben wacklig und unsicher. Allein der Ansteckungseffekt kann auch m Jahresverlauf für weitere Turbulenzen sorgen. Es gibt nun einmal Phasen, da lohnt sich abwartende Geduld. Mein Vorschlag: Denken Sie darüber nach, ob für Sie jetzt Cash und / oder Parken (mit physischem Gold) die angesagte Maßnahme wäre.