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Kutzers Zwischenruf: Wer wirklich Mut hat, kann weiter auf China setzen

Kommentar von Hermann Kutzer, ehem. Börsenkorrespondent für das Handelsblatt und “N-TV”

Kutzers Zwischenruf: Wer wirklich Mut hat, kann weiter auf China setzen

 

China reguliert seine Internetunternehmen. Die Börsenkurse knicken ein. Und die Anleger sind international verunsichert. Das Reich der Mitte liefert ein eindrucksvolles Beispiel für die vielzitierten zwei Seiten einer Medaille. Aktienfans werden daran erinnert, dass Chancen und Risiken eng verwandt sein können. Vorab: Ich gebe meine seit langem optimistische Haltung gegenüber Chinas Wirtschaft und dem Potenzial seiner Unternehmen nicht auf. Allerdings gehört ein Portion Mut dazu, jetzt an den Aktien festzuhalten oder den China-Anteil sogar noch aufzustocken.

„Chinesischer Aktienmarkt: Ein unwägbares Risiko“, so der Titel einer umfangreichen und detaillierten Studie des DZ Bank Research. Darin heißt es, die Wettbewerbsbehörden in den USA und der EU haben „Big Tech“-Unternehmen seit Langem im Visier. Nun geht China gegen die eigenen Internetunternehmen vor. Auffallend ist, dass sich Chinas Maßnahmen nicht gegen alle Technologieunternehmen richten, sondern nur gegen die Internet-Softwareunternehmen. Unternehmen, die Elektronik-Hardware herstellen, bleiben dagegen verschont. Seit Jahren versucht China mit aller Macht, eine heimische Halbleiterindustrie von Weltrang aufzubauen, und unterstützt dies mit riesigen Investitionssummen. Bereits vor einigen Monaten betonte Präsident Xi, dass „Hard Tech“ wertvoller sei als Produkte, die „nur“ das Internet verbessern: Die grundlegende Bedeutung der Realwirtschaft müsse anerkannt und eine Deindustrialisierung vermieden werden. Das harte Durchgreifen gegen die chinesische Internetbranche könnte eine Etappe einer sich ohnehin im Wandel befindlichen nationalen Industriepolitik sein.

Grundsätzlich dürften die ergriffenen Maßnahmen aber keine nennenswerten Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung chinesischer Internetunternehmen haben, glauben die Analysten. Die künftigen Wachstumsaussichten bleiben positiv. Es sei jedoch fraglich, so die DZ Bank, inwieweit die Anleger daran interessiert sind, in einen Aktienmarkt zu investieren, an dem über Nacht die Regeln zum Nachteil der Anleger geändert werden. Der Kursrückgang bei den meisten Aktien hat auch deren Bewertungen deutlich reduziert. Für die Aktionäre chinesischer Unternehmen besteht jedoch die Gefahr, dass die ADRs von den US-Börsen genommen werden. China könnte so die mögliche Offenlegung sensibler Daten gegenüber den US-Behörden verhindern.

Resümieren die China-Experten der Bank: Die Risiko-Ertrags-Abwägung legt nahe, dass die Aktienkurse verschiedener chinesischer Unternehmen in einigen Jahren deutlich höher sein könnten als heute. Es ist jedoch denkbar, dass China internationalen Investoren verbieten könnte, über die bestehenden Kanäle in seine eigenen Unternehmen zu investieren. Eine solche Entscheidung hätte katastrophale Folgen für das Image des chinesischen Kapitalmarktes. Die Anleger wären einem totalen Verlustrisiko ausgesetzt.

Kein Zweifel, politische Belastungen (Risiken) können wirtschaftliche Impulse (Chancen) überlagern oder gar zerstören. Im Falle Chinas halte ich das für eher unwahrscheinlich und teile die Warnungen der Studie nicht. Die neue Wirtschafts-Weltmacht, die eigentlich nicht mehr zum Kreis der Schwellenländer gehört, braucht selbst bei starker Binnenmarktorientierung die Einbettung in den Welthandel und die internationalen Kapitalströme. Mein Vorschlag für betont mutige Anleger lautet, angesichts der aktuellen Entwicklungen nicht auszusteigen, sondern an den China-Positionen festzuhalten. Mit möglichen neuen Engagements kann man noch warten um zu sehen, wie sich die kommenden Monate entwickeln.