Kommentar von Hermann Kutzer, ehem. Börsenkorrespondent für das Handelsblatt und “N-TV”
Kutzers Zwischenruf: Was die kurzfristigen EZB-Fed-Spekulationen bedeuten
Sommerkorrektur oder weitere Rekordhochs? Anleger warten gespannt auf Fed-Entscheid. Der Dax könnte kurzfristig neue Rekorde erreichen. Das sind journalistische Headlines, die bei den meisten Lesern nur Achselzucken auslösen dürften. Denn eine Korrekturphase ist (immer) möglich, momentan aber wenig wahrscheinlich. Weitere Dax-Rekorde wären nichts Besonderes, denn unser Leitindex krabbelt ja seit längerem im Hochgebirge. Schon deshalb, aber auch wegen der jüngsten Erfahrungen mit den Notenbanken sollten Anleger und Handel unaufgeregt den nächsten Tagen entgegenblicken. Mir gefällt eher die Überschrift zu einer Betrachtung eines großen internationalen Investmenthauses: Die Aussichten bessern sich, aber die Unsicherheit bleibt.
Was ist von der Fed zu erwarten? Wir haben in der vergangenen Woche keine klareren Informationen aus den US-Inflationsdaten erhalten und werden wahrscheinlich keine Klarheit zum wahrscheinlichen Anhalten der US-Inflation erhalten. Die Märkte müssen also weiter mit der Ungewissheit leben – was bisher gut funktioniert, weil andererseits Pandemie- und Konjunkturverläufe Mut machen, zumindest für relative Gelassenheit sorgen. Nicht wenige bullische Aktienstrategen scharren mit den Hufen, um unterbewertete Substanzwerte zu kaufen bzw. von „Growth“ (Wachstumswerte) in solche „Value“-Titel zu tauschen. Fraglich ist und bleibt vorläufig, wie die Bösen reagieren, wenn die EZB schon vor der Fed eine geldpolitische Wende einleiten würde. Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset Management, beleuchtet dieses „historische Novum“, das bisher kaum diskutiert wird.
Denn er ist der Meinung, dass die EZB bereits im Oktober mit dem Tapering beginnen könnte, also das Kauftempo im Rahmen des PEPP drosseln (= „tapern“). Auf der EZB-Pressekonferenz in dieser Woche war davon noch nichts zu hören, was jedoch wenig überraschend ist, da sich die Notenbanker alle Optionen offenhalten wollen und nicht unter Handlungsdruck stehen. Die US-Notenbank dürfte sich dagegen mit einer Trendwende in ihrer Geldpolitik mehr Zeit lassen. Denn die Fed sieht die aktuelle Inflationsentwicklung nicht als bedrohlich an, da sie nach ihrer Einschätzung nur einmalige Preiserhöhungen nach Öffnung der Wirtschaft widerspiegelt. Derzeit spricht nach Einschätzung der Frankfurter Asset Manager vieles dafür, dass die amerikanischen Währungshüter erst im Januar 2022 mit dem Tapering beginnen werden – also nach der EZB.
Bleiben Sie cool, geschätzte Anleger. Dieses Plädoyer fällt mir wieder einmal nicht schwer. Allerdings möchte ich Ihnen raten, mit einem Auge auch die weitere Entwicklung der Rohstoffmärkte im Blick zu behalten. Denn was sich da an zweistelligen Preissprüngen seit Jahresbeginn getan hat, ist wirklich spektakulär – bei Metallen und Agrarprodukten. Inzwischen befürchten manche Rohstoffexperten sogar schon, das könnte keine vorübergehende Entwicklung sein, sondern der Auftakt zu einem „Superzyklus“, einem Jahre andauernden Preissteigerungstrend, der als Wachstumsbremse und Inflationsrisiko wirkt.
Was ist von der Fed zu erwarten? Wir haben in der vergangenen Woche keine klareren Informationen aus den US-Inflationsdaten erhalten und werden wahrscheinlich keine Klarheit zum wahrscheinlichen Anhalten der US-Inflation erhalten. Die Märkte müssen also weiter mit der Ungewissheit leben – was bisher gut funktioniert, weil andererseits Pandemie- und Konjunkturverläufe Mut machen, zumindest für relative Gelassenheit sorgen. Nicht wenige bullische Aktienstrategen scharren mit den Hufen, um unterbewertete Substanzwerte zu kaufen bzw. von „Growth“ (Wachstumswerte) in solche „Value“-Titel zu tauschen. Fraglich ist und bleibt vorläufig, wie die Bösen reagieren, wenn die EZB schon vor der Fed eine geldpolitische Wende einleiten würde. Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset Management, beleuchtet dieses „historische Novum“, das bisher kaum diskutiert wird.
Denn er ist der Meinung, dass die EZB bereits im Oktober mit dem Tapering beginnen könnte, also das Kauftempo im Rahmen des PEPP drosseln (= „tapern“). Auf der EZB-Pressekonferenz in dieser Woche war davon noch nichts zu hören, was jedoch wenig überraschend ist, da sich die Notenbanker alle Optionen offenhalten wollen und nicht unter Handlungsdruck stehen. Die US-Notenbank dürfte sich dagegen mit einer Trendwende in ihrer Geldpolitik mehr Zeit lassen. Denn die Fed sieht die aktuelle Inflationsentwicklung nicht als bedrohlich an, da sie nach ihrer Einschätzung nur einmalige Preiserhöhungen nach Öffnung der Wirtschaft widerspiegelt. Derzeit spricht nach Einschätzung der Frankfurter Asset Manager vieles dafür, dass die amerikanischen Währungshüter erst im Januar 2022 mit dem Tapering beginnen werden – also nach der EZB.
Bleiben Sie cool, geschätzte Anleger. Dieses Plädoyer fällt mir wieder einmal nicht schwer. Allerdings möchte ich Ihnen raten, mit einem Auge auch die weitere Entwicklung der Rohstoffmärkte im Blick zu behalten. Denn was sich da an zweistelligen Preissprüngen seit Jahresbeginn getan hat, ist wirklich spektakulär – bei Metallen und Agrarprodukten. Inzwischen befürchten manche Rohstoffexperten sogar schon, das könnte keine vorübergehende Entwicklung sein, sondern der Auftakt zu einem „Superzyklus“, einem Jahre andauernden Preissteigerungstrend, der als Wachstumsbremse und Inflationsrisiko wirkt.